Rezension

Bei weitem nicht perfekt, aber hat was

Das Orchideenhaus - Lucinda Riley

Das Orchideenhaus
von Lucinda Riley

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:
Die berühmte Pianistin Julia befindet sich nach einem herben Schicksalsschlag in einem tiefen Loch und weder ihrer Schwester noch anderen Familienangehörigen gelingt es, ihr herauszuhelfen.
Als in Wharton Park, dem Ort vieler glücklicher Kindheitsstunden, eine Versteigerung stattfindet, kehrt sie nach vielen Jahren dorthin zurück.
Dabei trifft sie auf den neuen Hausherren Kit, an den sie sich noch aus einer Begegnung aus Kindertagen erinnert. Dieser sieht sich gezwungen das Anwesen zu verkaufen, da er nicht über genügend finanzielle Mittel für die aufwendige Renovierung des alten Hauses verfügt. So findet er ein altes Tagebuch, welches anscheinend von Julis Großvater, dem früheren Gärtner von Wharton Park, stammt, und übergibt es Julia. Ihre Großmutter Elsie nimmt den Fund des Tagebuches zum Anlass, um Julia in ein großes Familiengeheimnis einzuweihen, welches nicht nur für ihr Leben umfassende Veränderungen mit sich bringt. Elsie erzählt ausführlich die Geschichte der jungen Olivia und des damaligen Sohn des Hausherren Harrys in der Zeit kurz vor und nach dem 2. Weltkrieg.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch scheinen sich die Geister sehr zu scheiden. Ich hatte schon länger überlegt ob ich es mir zulegen sollte, der Klappentext versprach eine interessante und spannende Geschichte. Als ich es dann vor kurzem auf einem Flohmarkt entdeckte, sah ich es als mein Schicksal an, dieses Buch nun doch zu lesen. ;-)
Der Roman beginnt sehr tragisch und auch spannend. Man wird Teil von Julias Trauer und ihrer Hoffnungslosigkeit. Durch die häppchenweise Vermittlung der Informationen wird immer wieder ein kleiner Spannungsbogen aufgebaut. Man möchte die Gründe dafür wissen und erfahren wie die Geschichte weiter geht.
Diese Spannung lässt zwischenzeitlich immer mal wieder etwas nach, da ich finde, dass für die Geschichte von Harry und Olivia teilweise etwas zu weit ausgeholt wurde. Doch trotzdem verspürte ich den Drang weiter zu lesen und den Rest der Geschichte zu erfahren.
Der Schreibstil bzw. die Dialoge sind manchmal ein wenig flach, aber dennoch lässt sich die Story schnell und flüssig lesen.
Auch bei den Charakteren muss ich zugeben, dass sie teilweise klischeehaft beschrieben werden und manche ihre Handlungen unrealistisch erscheinen, aber trotzdem konnte ich mich im Großteil des Romans in sie hineinversetzen und ihr Verhalten zumindest verstehen. In einem Buch in dem es so viele Schicksalsschläge gibt wie in diesem (am Ende etwas zu viele'Ein bisschen weniger hätte nicht geschadet), benötigt die Story doch zumindest teilweise auch positive Wendungen, und wenn dies durch hoffnungslos romantische oder klischeehafte Ideen geschieht, empfinde ich das persönlich nicht wirklich störend. Ich bin der Meinung, wenn schon das reale Leben nach Schicksalsschlägen zumeist nicht gut zu den Betroffenen ist, dann darf doch wenigstens in einem Buch z. B. von dem aufopferungsvollem Retter in der Not (ich spreche natürlich vom Traummann Kit) geträumt werden.

Fazit:
Also, auch wenn das Buch bei weitem nicht perfekt ist, konnte es mich fesseln und hat mich nach dem Beenden mit einem guten Gefühl zurück gelassen. So vergebe ich 3,5 Sterne und empfehle es jenen, welche einfach nur eine nette, nicht ganz perfekte, aber ergreifende Lebensgeschichte lesen wollen, und sich von einer teilweise klischeehaften Umsetzung nicht stören lassen. Menschen, die anspruchsvolle Literatur mit hochtragender Sprache und nüchternem Realismus bevorzugen, würde ich eher davon abraten.