Rezension

Die Gezeitenbrücke Bd. 1

Die Brücke der Gezeiten 1 - David Hair

Die Brücke der Gezeiten 1
von David Hair

Welch ein Buch!
 
Inhaltsangabe:
Die Leviathanbrücke – oder Gezeitenbrücke – liegt tief unten im Meer.
Alle 12 Jahre erhebt sie sich an die Oberfläche und verbindet die Kontinente Yuros und Antiopia.
Was als Mittel dazu dienen sollte den Handel zwischen den Kontinenten anzuregen, wandelte sich schnell zu einem Mittel zu Chaos und Zerströrung, denn vor 24 Jahren begann Yuros mit der Invasion und Unterdrückung Antiopias und dessen Völker.
Doch die Völker von Antiopia wollen dies nicht länger hinnehmen. Sie rüsten sich zum Widerstand, aber es sind nicht die Armeen auf beiden Seiten, die das Schicksal der Welt ändern werden, sondern drei mehr oder weniger unscheinbare Menschen – der junge Magusschüler Alaraon, die Spionin Elena, die sich auf die Seite der Widerständler stellt und die junge Ramita, die mit dem legendären Antonin Meiros vermählt werden soll …

Meine Einschätzung:
Bevor ich zu dem Inhalt des Buches komme, möchte ich ein Kompliment an den Verlag aussprechen, die es hier wieder geschafft haben ein passendes, aber auch schlichtes Cover für den Auftakt des Fantasy Epos zu gestalten.
Und nun zu dem Buch selbst … David Hair scheint kein Unbekannter in der Literaturwelt zu sein, hat er doch bereits Preise für seine Jugendbücher eingeheimst. Nichts desto trotz gestehe ich, dass ich ihn nicht auf dem Fantasyradar hatte bis ich von seinem Debüt in der „Erwachsenenfantasy“.

Sein Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und alles andere als einfach zu lesen. Es dauerte allein 100 Seiten bis ich in die Geschichte hinein finden konnte und selbst dann hat man Probleme sich in dem Roman zurecht zu finden.
Hat man aber erst einmal diese Hürde geschafft, erscheint der Schreibstil flüssiger und man bemerkt selbst, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Dadurch, dass die Handlung aus verschiedenen Perspektiven erzähltt wird erhält man einen Einblick auf beide Seiten und trotzdem fühlt man sich ob der Fülle an Informationen fast erschlagen. Zahlreiche Charaktere werden eingeführt und vorgestellt – sie sind mehr als zahlreich! - dank des Anhangs am Ende des Buches ist man nicht hoffnungslos verloren und wenn einem der Kopf raucht, wer nun wer ist, kann man ganz einfach im Anhang blättern und sich „schlau“ machen.
Sämtliche Handlungsfäden sind auf ihre Art und Weise spannend und interessant geschrieben, dennoch merkte ich selbst, dass ich mich auf den ein oder anderen Strang mehr freute, als auf die der anderen lach
Und hier stellt sich natürlich sofort die Frage, wie David Hair die Stränge zusammenführen will - Wie? Wann? Wo? Treffen die Drei (Ramita, Elena und Alaron) aufeinander. Man ahnt, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt, doch mehr auch nicht. Man darf gespannt warten, wann sie aufeinander treffen.

Fragen über Fragen stellt man sich im Verlauf der Handlung und wie das in einem Auftaktband zu einer Trilogie oder Reihe ist, bekommt man nur wenige Antworten. Hier muss ich anmerken, dass ich es etwas traurig finde, dass der Verlag die Originalausgabe (dort nur 1 Buch) in Deutschland in zwei Teile gehackstückt hat und doch ist das Ende von Bd. 1 nicht so „schlimm“, dass ich nicht warten könnte. Bis Juni ist es ja nicht mehr sooooo lange kicher
Was mich zur Welt URTE führt. Hier präsentiert David Hair eine mehr als nur komplexe Welt mit durch strukturierten Gesellschaften, Religionen, Sitten, Bräuche etc. , selbst einen Chronik hat sich Mr. Hair für seine Welt ausgedacht! Zahlreiche Ähnlichkeiten, gerade was die Sitten und Bräuche oder Religionen betreffen fielen mir hier auf und gefielen mir sehr gut. Viele Anhaltspunkte der Religionen erinnern an die drei Weltreligionen Christentum, Islam, Buddhismus und ein paar andere religiöse Einflüsse. Selbst die zeitlichen Unterschiede in den Kalendern (die es ja auch zwischen Islam und Christentum gibt) hat David Hair eingebaut.
Man merkt auch, dass der Autor viele Jahre in Indien gelebt hat, nicht zuletzt was die Details bei Ramitas Hochzeit betreffen, die stark an eine indische Hochzeitszeremonie erinnern.
Selbst die Tatsache, dass zu einem „heiligen Krieg“ von den Fanatikern auf Yuros, wie ich sie nenne, aufgerufen wird – einfach klasse. Völlig neu und doch bekannt, was David Hair da erschaffen hat.

Auch die Charaktere von David Hairs Auftakt zur Gezeiten Saga sind komplexer, als es zunächst den Anschein hat. Es gibt viele agierende Personen und viele werden vorgestellt und mit Namen bekannt gemacht, doch nur die Wenigsten bekommen vom Autor die gewisse Tiefe verliehen – gerade die, die noch für den Verlauf der Handlung wichtig sein oder werden könnten. Hier in Bd. 1 geht es in erster Linie nicht darum irgendeinen Charaktere ins Herz zu schließen (was natürlich geschieht), sondern darum zu erkennen, wer die Menschen sind, die das Schicksal von Urte ändern oder besiegeln könnten.
Besonders Ramita und Alaron fielen mir hier auf – beides pflichtbewusste Kinder ihrer Eltern. Ramita stellt ihr eigenes Glück hinter das Glück der gesamten Familie. Man erahnt schon was für eine Frau sie einmal sein wird ist sie erst zur vollen Blüte erwacht.
Auch Alaron war mir sehr sympathisch – in ihm steckt ein wacher Geist, der mehr als nur der Wahrheit nahe kam und sich in Acht nehmen muss.
Bei diesen Beiden bin ich gespannt, wie sie sich noch entwickeln werden.
Und natürlich gibt es noch einige Charaktere die interessant sind und die man sympathisch findet, doch noch sind sie eher Randfiguren …
In jedem Fall sind an David Hairs Charaktere mehr dran, als man auf den ersten Blick glaubt …

Insgesamt betrachtet ein spannender, bildgewaltiger, komplexer und interessanter Auftakt zur Gezeiten Saga. Man weiß noch nicht, wie alles zusammenhängt und oftmals fühlte ich mich leicht überfordert, dennoch konnte mich David Hair mich von sich und seinem Roman überzeugen. Mit Spannung werde ich das erscheinen von Bd. 2 erwarten, denn wenn ich das Gesamtbild betrachte, so hat dieser Fantasyroman einfach alles was einen grandiosen Epos ausmacht. 

Mein Fazit:
4 von 5 Sterne für einen grandiosen Auftakt mit leichten Startschwierigkeiten!
 

Kommentare

Buchwurm80 kommentierte am 28. Februar 2014 um 15:18

Großartige Rezi, Mella! Ich habe das Buch beendet und finde einfach keine Worte für eine eigene Rezension. Das Buch ist so komplex und doch trotzdem großartig. Bin gespannt, ob ich noch etwas zusammen gestammelt bekomme, wenn ich ein paar Nächte drüber geschlafen habe.