Rezension

Sehr vielversprechender Serienauftakt

Die Brücke der Gezeiten 1 - David Hair

Die Brücke der Gezeiten 1
von David Hair

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mir fällt es wirklich schwer etwas über das Buch zu schreiben und es zu berwerten. Es ist nämlich so, dass dieses Buch nicht nur ein Auftaktband eines Vierteilers ist, bei dem erst einmal alle wichtigen Haupt- und Nebencharaktere sowie die politische Struktur, Religionen und die Magie eingeführt werden müssen, sondern zudem nur der erste Teil eines Auftaktbandes. Erschwerend hinzu kommt, dass dieses Buch – so wie es sich für gute High Fantasy gehört – sehr viel Wert auf eben diese erwähnten Entwicklungen und Beschreibungen legt und dass das Tempo des Buches entsprechend niedrig ist. Da es sich hier nur um ein halbes Buch handelt fehlt hier zudem ein Spannungsbogen samt spannendem Finale völlig. Inhaltlich passiert eigentlich außer Einführung und Charakterentwicklung zumeist nicht sehr viel, dass man hier gut zusammenfassend wiedergeben kann. Kurz gesagt, für Leser, die schnelle, unterhaltsame Unterhaltung suchen mit Action und Spannung, ist das Buch sicher nicht zu empfehlen. Wer aber – so wie ich – gern atmosphärisch dichte, gut durchdachte und langfristig geplante Fantasy mag, der wird hier sicher auf seine Kosten kommen. Denn trotz all der Dinge, die ich anfangs aufgezählt habe, die einem die Lektüre vermiesen könnten, hat mir das Lesen doch sehr viel Spaß gemacht, eben weil ich die Charaktere, die Welt, die Religionen usw. kennen lernen konnte. Es gibt durch diese Zweiteilung der Welt in die Kontinente Yuros und Antiopia vier vorherrschende Religionen und mehrer “Regierungen”, die das politische Geschehen lenken und somit gibt es viel zu verstehen und zu durchschauen. Es gibt zum besseren Verständnis dieser Dinge und auch der Magie am Ende im Anhang viele hilfreiche Zusammenfassungen in einem Glossar, das ich jedoch nicht gebraucht habe. Zudem ist mir noch nicht ganz klar, worauf alles hinauslaufen soll, sicher, die Flut wird kommen und die Völker der Kontinente werden sich im Krieg und im Handel begegenen, aber wie und ob dies verhindert werden soll, welche Rolle dabei der gescheiterte Magus und seine Theorien spielen ist mir noch nicht klar, doch gerade der Erzählstrang um den Magie-Schüler Alaron verspricht interessant zu werden.
Das Buch wird aus mehrern Perspektiven erzählt. Da wäre zum einen der bereits erwähnte Magie-Schüler Alaron, der während seiner Abschlussprüfung sehr interessante Thesen vorbrachte, mit denen er jedoch in ein Wespennest gestochen hat. Elena ist eine Magierin und als Spionen ihres Geliebten im anderen Kontinent bei der herrschenden Familie eines der dortigen Länder getarnt als Leibwächter der Kinder eingesetzt. Sie lebt jedoch schon so lange dort, dass sich sich mittlerweile heimisch fühlt und sie in Loyalitätskrisen bringt. Ihrem Vorgesetzten und Geliebten Gurvon Gyle ist auch ein Ezählstrang gewidment. So kann der Leser beide Seiten näher betrachten. Außerdem gibt es noch Ramanita, die eigentlich eine Liebesehe mit ihrem Ziehbruder Kazim eingehen durfte, kurz vorher jedoch an den alten Magus und Erbauer der Brücke Antonin Meiros verkauft wurde, da dieser unbedingt Erben benötigt und Ramanita dafür die besten Voraussetzungen mitbringt. Kazim und Ramanitas Bruder Jai schließen sich den freiwilligen Rekruten an, die zur Fehde zur Brücke reisen um dort die heilige Stadt Hebusal zu befreien. In dieser Stadt lebt nun auch Ramanita und so hat Kazim noch andere Hintergedanken. Doch die Reise mit den Soldaten stellt sich anders als geplant heraus…
Das Schöne an diesen eigentlich getrennt voneinander ablaufenden Erzählsträngen ist, dass dennoch viele kleine Verbindungen existieren. Zwar laufen die Erzählstränge noch nicht aufeinander zu, aber zu sehen, dass sie dennoch irgendwie zusammen gehören, macht das Buch kompletter. Zudem finde ich solcherlei Dinge sehr interessant.
Das einzige, was mich an diesem Buch wirklich gestört hat, ist, dass es sich nur um einen halben Band handelt und die zweite Hälfte erst in einem Jahr erscheint. Bis dahin habe ich doch die meisten Details bereits wieder vergessen… Von daher mein Tipp: Beide Teile direkt nacheinander lesen, das spart sicher das erneute hineinfinden in die Geschichte.

Fazit: Die Brücke der Gezeiten scheint eine sehr vielversprechende neue High-Fantasy-Reihe zu sein, da Ein Sturm zieht auf bereits viele Qualitäten aufweist, die ich an einem guten Buch dieses Genres schätze: nicht so viel Tempo, mehr Tiefe, Charakterentwicklung und Beschreibung aller wichtigen Dinge der Gesellschaften wie Religion, Politik und Magie. Allerdings endet das Buch ohne vorher wirklich spannend zu werden mitten in der Handlung, da es sich nur um die erste Hälfte des englischen Originals handelt. Mir hat die Lektüre jedenfalls sehr gefallen und ich bin schon gespannt, wie es in der zweiten Hälfte weiter geht.