Rezension

Dieser ausschweifende Serienauftakt konnte mich leider nicht überzeugen

Die Brücke der Gezeiten 1 - David Hair

Die Brücke der Gezeiten 1
von David Hair

Bewertet mit 2 Sternen

Seit jeher waren die Kontinente Yuros und Antiopia von einem unpassierbaren Meer getrennt. Doch Antonin Meiros, ein mächtiger Magus, baute gemeinsam mit seinem Orden eine Brücke, um beide Kontinente zu verbinden. Seitdem erhebt die Leviathanbrücke sich alle zwölf Jahre aus den Fluten. Schon zweimal nutzte Yuros dies, um gegen Antiopia in den Krieg zu ziehen. In einem Jahr wird die Brücke wieder aus den Fluten auftauchen, und Yuros plant einen dritten Kriegszug.

Zu dieser Zeit steht in Yuros der Viertelblut-Magus Alaron kurz davor, seinen Schulabschluss zu machen. Danach möchte er sich gerne dem Kriegszug anschließen. Im Norden Antiopias arbeitet die Magi Elena als Leibwächterin für die königliche Familie in Jarvon. Als ihr Meister von ihr verlangt, die königliche Familie zu töten, stellt sie sich gegen ihn und seine Pläne. Im Süden Antiopias kann die Händlerstochter Ramita es kaum erwarten, bald ihren Verlobten zu heiraten. Doch dann löst ihr Vater die Verlobung auf. Ein geheimnisvoller Mann hat ihm viel Geld für die Hand seiner Tochter geboten.

Das Buch startet mit einem verwirrenden Prolog rund um eine Seelentrinkerin in Antiopia, aus dem ich bis zum Ende des Buches nicht schlau geworden bin. Dann springt die Geschichte nach Pallas, der Stadt Kaiser Constants von Yuros. Dort versammeln sich diverse einflussreiche Persönlichkeiten, um den nächsten Kriegszug nach Antiopia zu planen und was bis dahin geschehen soll. So wird auch die Ermordung der königlichen Familie von Jarvon durch die Söldnermagi Gurvon Gyles beschlossen. Hier wird der Grundstein für den Rest der Geschichte gelegt. Die politischen Verstrickungen waren aber vor allem anfänglich schwer zu überblicken.

Danach lernt der Leser die drei Charaktere kennen, die zumindest laut Klappentext über das Schicksal der Welt entscheiden werden: Alaron, Elena und Ramita. Sie wohnen in völlig verschiedenen Ecken der Welt, weshalb die Geschichte stets nach einem oder wenigen Kapiteln den Handlungsort wechselt. Nachdem der Leser mit den Figuren bekannt gemacht wurde, geht die Handlung jedoch nur noch im Schneckentempo voran. David Hair hat einen extrem ausschweifenden Schreibstil. Auf Dutzenden von Seiten werden Alarons letzte Tage seiner Ausbildung und Ramitas Hochzeitsvorbereitungen beschrieben, ohne dass viel geschieht, was ich als wirklich entscheidend wichtig wahrgenommen habe. Am Schreibstil ist nichts auszusetzen, aber durch die Tatsache, dass sich die Handlung kaum von der Stelle kam, verlor ich bald das Interesse und kämpfte mich durch die Seiten. Am besten hat mir noch Elenas Handlungsstrang gefallen – in ihrer Geschichte kommt es immerhin zu zwei großen Kämpfen.

Ebenfalls etwas anstrengend fand ich es, mich in die komplexe Politik und Religion einzuarbeiten. Am Ende des Buches befindet sich ein Anhang von über 20 Seiten, in dem in kleiner Schrift Geschichte, Politik, Religion, Gnosis (Magie), wichtige Personen und wichtige Begriffe zusammengefasst werden. Diese abstrahierten oft aktuelle oder geschichtliche Aspekte der uns bekannten Welt (z.B. Mafia, Kreuzzug, Heiliger Krieg). Das führte dazu, dass ich ständig im Anhang blättern musste, um bei der Geschichte überhaupt mitzukommen, denn dort erhält man eine Masse an Informationen und im Verhältnis dazu nur wenige Erklärungen über den Hintergrund. Um Spaß an dem Buch zu haben, muss man wirklich Gefallen daran finden, sich in eine so komplexe Welt einzuarbeiten.

Die Brücke der Gezeiten, nach der diese Serie benannt ist, spielt im Buch bisher nur eine sehr untergeordnete Rolle. Durch die Tatsache, dass es Luftschiffe gibt, mit der man mithilfe eines Magus jederzeit den Kontinent wechseln kann, verlor die Idee der Brücke für mich etwas von ihrem Reiz. Auch sonst ist die Geschichte bislang nur wenig innovativ gewesen.

Das Buch endet relativ abrupt mit fiesen Cliffhangern ohne ein wirklich spannendes Finale. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass der englische Originalband in zwei deutsche Bücher aufgeteilt wurde. Der Konsens der englischen Rezensionen ist übrigens, dass es in der zweiten Buchhälfte, in Deutschland also im zweiten Band, spannender wird. Vielleicht hätte der Verlag aus dem englischen Band besser nicht zwei Teile gemacht. Der zweite Band erscheint übrigens Ende Juli. Mal schauen, ob ich den englischen Lesern vertraue und der Geschichte noch eine Chance gebe.

„Die Brücke der Gezeiten: Ein Sturm zieht auf“ soll der erste von acht Bänden einer neuen Saga sein. Leider passiert in diesem Buch wenig. David Hair stellt in geradezu unglaublich ausschweifender Art die drei Hauptcharaktere vor. Was auf den 500 Seiten in Alarons und Ramitas Geschcihte geschieht, steht eigentlich schon in der Beschreibung auf der Buchinnenseite. Lediglich Elenas Geschichte fand ich etwas spannender, da es hier zu mehreren Kämpfen kam. Der folgende Band soll besser werden, doch dieser Serienauftakt konnte mich leider nicht überzeugen. Wer ausschweifende High Fantasy mit komplexer Politik, Religion und Magie mag, kann dem Buch eine Chance geben, ansonsten kann ich das Buch nicht weiterempfehlen.

Kommentare

jasimaus123 kommentierte am 16. Dezember 2013 um 19:38

Sehr schade :/

Hab mich gerade eben bei der Leserunde eingeschrieben, vielleicht hab ich Glück und ich kann mir ein anderes Urteil über das Buch bilden (:

Schöne Rezension!

Shanna kommentierte am 17. Dezember 2013 um 07:25

Danke für diese aufschlußreiche Rezi =)