Rezension

Leider nur die erste Hälfte des Beginns des Fantasy-Epos

Die Brücke der Gezeiten 1 - David Hair

Die Brücke der Gezeiten 1
von David Hair

Ein neues Fantasy-Epos nimmt seinen Anfang. Es kommt holperig in Fahrt, segelt dann aber spannend auf Kurs um dann mitten drin zu enden.

Inhalt:
Die beiden Kontinente Yuros und Antiopia werden alle zwölf Jahre durch die magische Mondflutbrücke miteinander verbunden. Dies nutzt Yuros dazu, beim Nachbarn einzumarschieren und Krieg zu führen. Die nächste Mondflut steht bevor und drei Menschen werden über das Schicksal der Welt entscheiden.

Setting und Stil:
Wie man schon am sehr ausführlichen Anhang erahnen kann, hat David Hair eine sehr umfassende und mit Leben gefüllte Fantasywelt erschaffen. Karten dürfen natürlich nicht fehlen, genau wie Magie-, Kampf- und Politiksystem. Alles ist bis aufs Kleinste ausgearbeitet und fließt in den Roman mit ein, wodurch es durchaus auch zu Längen kommen kann. Die beiden Kontinente und ihre Bewohner unterscheiden sich und trotzdem dürfte klar sein, welche Lebensweise man bevorzugt. Anspielungen auf unsere Welt hätten meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen, etwas mehr Freiheit und Entfernung von Orten und Lebensverhältnissen, die David Hair wohl selbst erlebt hat, wäre schön gewesen.
Anfangs wird man von den vielen neuen Namen, Orten und Begebenheit regelrecht erschlagen und es dauert unendlich lange, bis man in der Story drin ist. Zwar liest sich der Roman schön flüssig und die wechselnden Sichten sind angenehm, aber trotzdem wird es den einen oder anderen geben, der sich darauf gar nicht erst einlässt.

Charaktere:
Wie schon in der Inhaltsangabe zu erkennen, geht es vor allem um die drei Hauptcharaktere, deren Entscheidungen das Schicksal der Welt beeinflussen werden. Dabei handelt es sich um einen Magie-Anwärter, Alaron, eine Spionin, Elena und ein Marktmädchen, Ramita. Sehr unterschiedliche, jedoch starke Charaktere, die es schnell schaffen, das Interesse des Lesers zu wecken. Alle drei erleben in diesem ersten Buch schon ziemlich viel und ihre Welt wird ziemlich auf den Kopf gestellt. Umgeben sind sie von etlichen weiteren Charakteren, die alle sehr lebensnah beschrieben sind. Zusammenhänge fehlen manchmal und werden sich vielleicht noch ergeben, da wir ja erst am Anfang sind.

Geschichte:
Zehn Monate vor der Mondflut beginnt die Handlung, fünf Monate vorher endet sie. Der eigentliche Höhepunkt ist also noch weit weg und der Roman erzählt wirklich nur die Vorgeschichte, geht ausführliche auf Charaktere und Welt ein, während sich die Handlung etwas voran schleppt. Die Handlung ist glaubhaft, Stränge laufen langsam zusammen und zum Ende hin gibt es einige Aha-Erlebnisse. Epochal von vorne bis hinten. Der erzwungene Cliffhanger ist unverzeihlich.

Fazit:
Wieder einmal hat ein deutscher Verlag ein Originalbuch in zwei Teile zerrissen. Es gibt sicher Gründe dafür, die mir aber ziemlich egal sind. Da der zweite Teil erst im Juli erscheint, kann ich nur empfehlen, wenn euch die Geschichte interessiert, bis zum Juli zu warten, um den ersten Teil in einem Stück zu lesen, oder gleich auf die Originalausgabe auszuweichen. Inhaltlich erwartet den Leser eine sehr komplexe Welt, auf die er sich einlassen muss und die eine lange Eingewöhnungszeit bedeutet, bis man im Buch angekommen ist. Trotzdem meine ich, man sollte der Geschichte eine Chance geben, wie gesagt, vielleicht nicht sofort, sondern erst, wenn der oder die nächsten Teile erscheinen werden. Ein Epos, das wahrscheinlich erst zum Ende hin seine wahre Größe entwickeln wird.