Rezension

Ein Zwerchfellkitzler!

Schau mir in die Augen, Audrey
von Sophie Kinsella

INHALT
Audrey leidet seit einem Zwischenfall an ihrer alten Schule an einer Angststörung bzw. einer Sozialphobie. Deswegen trägt sie auch ständig eine riesige Sonnenbrille und verlässt das Haus, außer für ihre Therapiesitzungen, nicht. Genauso wenig empfängt sie Besuch. 
Eines Tages empfiehlt ihre Therapeutin Audrey einen Film über ihre Familie zu drehen. Und im Zuge dessen trifft sie damit auch auf Linus, einem Freund ihres großen Bruders Frank. Tatsächlich scheint Audrey nun erhebliche Fortschritte zu erzielen, vielleicht auch dank Linus?

MEINUNG
Einfach, witzig und spritzig kann man den Schreibstil von Sophie Kinsella in "Schau mir in die Augen, Audrey" bezeichnen.
Von der ersten Seite an schmunzelt man sich die die Mundwinkel wund. Kleine Besonderheit im Buch: Die Drehbuch-Schreibweise an gewissen Stellen, wenn Audrey durch die Kamera "sieht".
Audrey lebt mit ihrer Familie (Eltern, bestehend aus der traditionellen Konstellation Vater und Mutter, verheiratet; sowie zwei Brüdern) in England.

Audrey geht nicht mehr zur Schule, wird aber auch nicht zuhause unterrichtet. Da darf man sich die Frage stellen, okay, das Mädel ist minderjährig und muss nix für die Schule tun? Ne! Das ist nämlich eine temporäre Begebenheit. Denn Audrey soll wieder zur Schule. Aber nicht mehr an ihre alte. Da ist etwas passiert, worüber man das ganze Buch über Spekulationen anstellen darf. Und seit diesem Zwischenfall leidet Audrey an einer Angststörung/Sozialphobie. Selbst ihren Eltern sieht sie nicht in die Augen. Und wie das Buchcover schon mehr als deutlich zeigt, legt Audrey bis auf sehr wenige Momente, ihre Sonnenbrille (auch drinnen) nicht ab.
Was macht die gute Audrey also? Hauptsächlich geht sie noch zur Therapie. Bei ihrer Therapeutin bekommt sie dann auch noch die "Hausaufgabe" einen kleinen Film, inkl. Interviews, über ihre Familie und deren Freunde zu drehen. Voll peinlich, schräg und definitiv ein Albtraum für Audrey. Und für den Leser? Mehr als amüsant!
Sophie Kinsella hat hier eine aberwitzige Familienszenerie geschaffen. Die Mutter kann man als schrullig, dominant und leicht wahnsinnig beschreiben, der Vater ist das perfekte Gegenstück: locker, eher puschelig und devot. Und die Brüder Felix und Frank bringen die nötige Prise Witz und Herz mit. Vor allem die (Streit-)Dialoge zwischen Frank und der Mutter sind der Knaller. Als Leser freut man sich da schon insgeheim drauf, wenn die Mutter mal wieder wie ein Stier aufs rote Tuch zuläuft.
Besonders wird die Situation dann aber, als Linus, ein sehr guter Kumpel von Frank, auftaucht. Eigentlich ist Linus Audrey nur in Erinnerung geblieben, weil der mal Atticus Finch in einer Aufführung gespielt hat. Aber nach einer kurzen Begrüßung im trauten Heim, als er Frank besucht, einem kurzen Panikanfall, inklusive Verstecken hinterm Vorhang, beginnt sich Audrey immer mehr für Linus zu interessieren. Linus ist halt einfach ein netter Kerl. Außerdem sieht er nicht sonderlich unattraktiv aus. Er ist sehr geduldig, aber auch neugierig, was Audreys Probleme angeht und fordert sie sogar heraus. Und tatsächlich bewegt sich Audrey Stückchen für Stückchen aus ihrem Schneckenhaus heraus.
Audrey ist eigentlich eine sehr warmherzige und liebe Person, die man als Leser einfach von Beginn an lieb hat. Und wie man da so sitzt und mitbekommt, wie Linus immer mehr von Audreys Herz erobert, freut man sich mit. Die Fortschritte, die sie macht und sie aus ihrer Ängstlichkeit heben, bringen nochmal die Geschichte schön ins Rollen. Selbst als der fast schon vorhersehbare Wendepunkt kommt, an dem man als Leser Angst bekommt, dass nun alles wieder über Audrey hereinbricht, wird man noch gut unterhalten.
 

FAZIT

Ein richtig tolles und liebenswertes Buch. So quietschig schön und bunt wie das Cover, ist auch die Geschichte. Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen durchgelesen, weil ich einfach so viel Spaß hatte bei den Dialogen und mit den Charakteren. Gerade in Audrey habe ich ein bisschen mein Teenie-Ich wiedergefunden. Ich fand es einfach nur sehr unterhaltsam und würde sogar in Erwägung ziehen, dass Buch irgendwann mal, bei einem Urlaub, wieder zu lesen. Denn hier kann man schmunzeln und manchmal einfach auch laut lachen. Eine reine Komödie ist das aber auch nicht. Ernste Töne klingen im Hintergrund ordentlich durch und auch wenn der Leser nicht wirklich erfährt, was mit Audrey passiert ist, sondern nur ein Haufen Andeutungen gemacht werden, regt es doch zum Denken in eine Richtung an. Find ich gut.

QUELLE: Mein Blog http://book-a-loo.blogspot.de/2015/08/rezension-schau-mir-in-die-augen-a...