Rezension

Herzallerliebst!

Schau mir in die Augen, Audrey
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Schau mir in die Augen, Audrey" ist das erste Jugendbuch der Bestsellerautorin Sophie Kinsella, die sich bereits vor Jahren mit ihrer Shopaholic-Reihe in viele Leserherzen geschrieben hat. Ich war sehr gespannt auf ihre erste Geschichte für jüngere Leser, zumal die Kurzbeschreibung vermuten ließ, dass wir es hier nicht nur mit einem ausschließlich lustigen Roman zu tun bekommen.

Bevor sich Sophie Kinsella jedoch dem ernsten Thema des Buches annimmt, lädt sie ihre Leser ein, ein paar Tage am Familienleben der Turners teilzunehmen. Sie stellt uns die 14-jährige Audrey an die Seite, die die Geschichte luftig, locker, leicht und humorvoll erzählt. So lernen wir gleich zu Beginn Audreys älteren Bruder Frank kennen, der seine Freizeit am liebsten zockend vorm PC verbringt und deshalb seinen Augen nicht traut, als seine besorgte Mutter, die auf die Erziehungstipps aus Elternratgebern und der Daily Mail schwört, den Computer zum Fenster hinauswerfen möchte. Nicht nur Audrey beobachtet das Geschehen, sondern auch - mit weit aufgerissenen Augen - ihr kleiner, 4-jähriger Bruder Felix und ihr Vater, der in diesem Moment wohl lieber woanders wäre, dann aber doch Angst um sein Auto bekommt, das direkt unter dem geöffneten Fenster steht. Willkommen im chaotischen Alltag der Familie Turner. Ich habe mich sofort wohlgefühlt und es mir zwischen den Seiten gemütlich gemacht.

Schnell musste ich jedoch lernen, dass ich Audrey nicht ZU nahe kommen darf. Die große, dunkle Sonnenbrille trägt das Mädchen nämlich nicht rund um die Uhr um besonders cool auszusehen oder sich gar vor der blendenden Sonne zu schützen. Nein, Audrey leidet unter einer sozialen Phobie und Angstzuständen, die ihren Ursprung in einem Erlebnis in ihrer Vergangenheit haben. Obwohl die Geschichte ihren leichten, humorvollen Charakter nicht verliert, lernen wir die dunklen Schattenseiten von Audreys Krankheit kennen. Jeder Tag ist ein neuer Kampf für das junge Mädchen. Täglich muss sie gegen Vorurteile aber vor allem auch gegen sich selbst und erbarmungslose Rückschläge kämpfen.

Mit dem plötzlichen Auftreten von Linus, Franks Zocker-Kumpel, beginnen Audreys Augen hinter der Sonnenbrille jedoch wieder zu strahlen. Es war herzallerliebst, die vorsichtigen Annäherungsversuche zwischen den beiden zu beobachten. Zusammen mit Audrey habe ich dem nächsten Besuch von Linus entgegengefiebert. Schüchtern und behutsam - dann aber ein bisschen zu schnell. Auf der einen Seite fand ich Audreys Optimismus und Kampfeswille sehr beeindruckend, auf der anderen Seite ging mir die Entwicklung zu schnell, sodass sie für mich ein Stück weit an Glaubwürdigkeit verlor.

Trotzdem hat es mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Alle Charaktere waren wirklich herzallerliebst und machten es einem leicht, sie bereits nach wenigen Seiten ins Herz zu schließen.
Sophie Kinsella hat eine wunderbar-humorvolle & leichte Art zu schreiben, die ihre Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt. Aufgelockert werden Audreys Erzählungen durch die abgedruckten Drehbuch-Seiten ihrer Familien-Doku inkl. Regieanweisungen und dem ein oder anderen kuriosen Dialog, der mit der Kamera eingefangen wird. Eine tolle Idee!