Rezension

"Schau mir in die Augen, Audrey" von Sophie Kinsella

Schau mir in die Augen, Audrey
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 5 Sternen

Sophie Kinsella ist der Buchwelt bisher eher ein Begriff im Bereich der humoristischen Frauenliteratur. Nun versucht sie sich mit ihrem neusten Werk an einem Jugendbuch und schreibt über Audrey und ihre Familie. Und die sind so ganz anders als andere Familien.
Die Geschichte begann für mich gleich mal mit einem Lacher, als ich als Leserin Zeuge wurde, wie Audreys Mum einen PC aus dem Fenster schmeißt, während die halbe Nachbarschaft dabei zusieht. Trotzdem wird einem schnell klar, dass es sich hier nicht um eine unbeschwerte Familie handelt, sondern vielmehr um eine tragische Geschichte. Der Einstieg in das Buch fiel mir außerordentlich leicht und selten hatte ich nach so kurzer Zeit das Gefühl, die Charaktere wirklich gut zu kennen.

Audrey, ihre Familie und Linus haben mich von der ersten Seite an begeistert und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Durch die Behandlungsversuche von Audreys Ärztin Dr. Sarah bekommt man als Leser einen ganz guten Einblick davon, wie schwer Audrey ganz alltägliche Kleinigkeiten fallen. Als sie dann Linus kennenlernt, der scheinbar einen Zugang zu ihr findet, wird die Geschichte zuckersüß und wunderschön. Linus schafft es durch seine Ungezwungenheit, Audrey aus ihrem Schneckenhaus zu befreien und nimmt auch sonst großen Anteil an der Entwicklung der Familie.

Das Buch glänzt vor allem durch seine tollen Charaktere. Obwohl Audrey als Hauptperson dargestellt wird, spielen auch die restlichen Familienmitglieder, Dr. Sarah und Linus eine große Rolle. Und ja... ein kleines bisschen verrückt ist Familie Turner schon, aber das macht sie nur umso liebenswerter. Audreys Dad kam mir wie ein großen kuschliger Teddy vor, dem nichts mehr auf die Nerven geht als Streit und Streß. Er stellte dabei einen gewissen Ruhepunkt in der Familie dar, steht aber auch ganz schön unter dem Pantoffel seiner Frau. Die hat es nämlich faustdick hinter den Ohren, ist ständig der Meinung, ihre Kinder müssten viel besser erzogen werden und setzt ihre Ansicht auch rigoros durch. Auch Audreys Geschwister, Felix und Frank, sind wirklich authentisch und bildhaft dargestellt. Und Linus.... ja in Linus bin ich ein klein wenig verliebt.
Vielen Menschen (mich wahrscheinlich eingeschlossen) fällt es unglaublich schwer, mit einer solchen Erkrankung bei einem Mitmenschen umzugehen, doch Linus geht so offen und unbeschwert an Audrey heran, dass es eine wahre Freude war, die beiden zu begleiten.

Perfektioniert wird das Ganze noch durch Sophie Kinsellas Schreibstil, der mal witzig, mal gefühlvoll, mal traurig ist. Durch die Einschübe von Audreys Video und Kinsellas flüssige Art, die Geschichte zu erzählen, fliegen die Seiten förmlich an einem vorbei. Obwohl ich anfangs so meine Zweifel hatte, schafft die Autorin es, die Gedanken und Gefühle einer 16-Jährigen gut und nachvollziehbar darzustellen. Aber sie hat es wirklich gut gemacht.

Fazit
Sophie Kinsella hat sich in den Jugendbuch-Sektor hineingewagt und hat sich dort, meiner Meinung nach, auf jeden Fall behauptet. Mit Schau mir in die Augen, Audrey hat sie ein tolles Buch über Angststörungen geschrieben und darüber, wie man sich wieder zurück ins Leben kämpfen muss. Trotzdem weist es in keinster Weise eine düstere Atmosphäre auf, sondern sprüht nur so von Leben, Liebe und Freundschaft. Wer bisher ein Fan von Sophie Kinsella war, der wird auch hier auf seine Kosten kommen und wer die Autorin bisher nicht kannte, der wird sie nach diesem Buch bestimmt zu schätzen wissen.