Rezension

Eine Hommage an das Briefeschreiben

Die Butterbrotbriefe -

Die Butterbrotbriefe
von Carsten Henn

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod ihrer Mutter möchte die fast 40 jährige Kati ein neues Leben beginnen. Sie möchte ihre Heimat verlassen, und sich eine  neue suchen.

Um mit ihrem alten Leben abzuschließen, bedient sie sich eines ungewöhnlichen Mittels. Auf dünnem, knisterndem Butterbrotpapier, das ihr Vater über Jahre hinweg für sie gesammelt hat, schreibt sie maschinengeschriebene Brief an Menschen, die ihr Unrecht zugefügt haben und handgeschriebene Briefe an Menschen denen sie dankbar ist.  Und noch ungewöhnlicher: die Empfänger erhalten diese Briefe nicht per Post, sondern Kati sucht die Empfänger auf und liest ihnen diese Briefe vor. Mit den drei Worten leben Sie wohl, schließt Kati dann endgültig mit der jeweiligen Person, und den mit dieser Person verbundenen Ereignissen ab.

Was sie nicht erwartet hat ist, dass sie von einigen Empfängern erfährt, dass ihre verstorbene Mutter stets die Weichen in Katis Leben gestellt hat, obwohl Kati oft etwas ganz anders wollte.

Kati ist entsetzt und möchte unbedingt wissen, warum ihre Mutter so gehandelt hat.

In dieser Phase ihres Lebens lernt sie den Obdachlosen Severin kennen, der sein Leben ebenfalls hinter sich gelassen hat und der ihr hilft, ihr Leben wieder neu zu sortieren.

Carsten Sebastian Henn ist mit Die Butterbrotbriefe nach dem Buchspazierer und dem Geschichtenbäcker erneut ein wunderbar poetisch geschriebenes Märchen für Erwachsene gelungen.

Schon mit den ersten zwei Sätzen (Meist verteilt das Schicksal Schläge. Nur selten nimmt es einen in den Arm.) hat mich das Buch gepackt und ich war neugierig, was der Autor diesmal auf 255 Seiten zu Papier bringen würde.

Liebevoll gezeichnete Figuren und seine gewohnt poetisch, blumige Sprache bescherten mir dann wie erwartet auch -leider zu wenige - wundervolle Lesestunden, in denen ich wie von selbst in eine andere Welt eintauchen konnte.

Da ich im selben Ort wie Herr Henn wohne, konnte ich mir an einigen Stellen ein Lächeln nicht verkneifen, denn es kam – zwar mit veränderten Namen und Bezeichnungen– einiges an Lokalkolorit vor.

Mein Fazit: Sicherlich ist auch dieses neue Buch von Carsten Henn nicht Buchpreisverdächtig und viele bezeichnen seine Romane gar als trivial. Ich persönlich finde auch Die Butterbrotbriefe einfach nur wunderschön. Es erinnert mich an die Märchen meiner Kindheit und hat mich für ein paar kostbare Stunden abschalten lassen und in eine andere Welt geführt. Danke dafür!