Rezension

37 Briefe, um Lebewohl zu sagen

Die Butterbrotbriefe -

Die Butterbrotbriefe
von Carsten Henn

Kati Waldstein ist auf einer selbst auferlegten Mission: Auf den Butterbrotpapieren, die ihr Vater einst für sie gesammelt hat, schreibt sie offene Worte an all die Menschen, die Einfluss auf ihr Leben genommen haben. Sie möchte mit dem Erlebten abschließen und Lebewohl sagen, bevor sie alles Bekannet hinter sich lässt und ins Ungewisse aufbricht. Als sie nach Brief Nummer 31 beim Fluss am Ortsrand zur Ruhe kommen will, begegnet sie zuerst einem Kranich und dann einem unbekannten Mann, der sich später als Severin herausstellt. Er ist davon überzeugt, dass das Schicksal ihn zu Kati geführt hat. So unterschiedlich die Dinge sind, die beide in der Vergangenheit gelebt haben - beiden ist es bislang nicht gelungen, diese hinter sich zu lassen. Können Sie einander dabei helfen?

Zu Beginn des Romans erfuhr ich, warum Kati überhaupt auf die Idee gekommen ist, Briefe auf Butterbrotpapier zu schreiben. Sie möchte damit sowohl Vorwürfe als Dankbarkeit loswerden, bevor sie etwas Neues wagen kann. Wer die ersten 30 Briefe erhalten hat wird in aller Kürze erzählt, als Leserin stieg ich beim Vorlesen des 31. Briefes an Katis alte Grundschullehrerin ein, die sie nicht für das Gymnasium empfohlen hat. Deren Rückmeldung, dass das nur auf den Wusnch der inzwischen verstorbenen Mutter hin geschah, macht Kati deutlich, dass ihr jahrelang Dinge verheimlicht worden sind.

Mit ging zu Beginn alles zu schnell und ich hatte das Gefühl, keine Zeit zu haben, um Kati überhaupt kennenzulernen. Sie ist schon mittendrin in ihrer Briefe-Mission, als der Roman beginnt und sie nach wenigen Seiten auf Severin trifft. Dieser benimmt sich zu Beginn ziemlich merkwürdig. Ich war daher erstaunt, wie gelassen Kati mit seinem Verhalten umgeht, dass hart an der Grenze zum Stalking ist, und ihm direkt eine Unterkunft besorgt.

Wie schon "Der Buchspazierer" und "Der Geschichtenbäcker" hat die Geschichte etwas Magisches und Poetisches. Was für mich bei den genannten Büchern sehr gut funktionert hat war mir hier aber einfach zu viel. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Geschichte zu weit von der Realität entfernt ist und die Grenze zum Kitsch überschritten hat. Es gab aber auch genügend Szenen, die wirklich schön zu lesen waren - insbesondere alles rund um das Artiksmuseum von Katis Onkel Martin und die Szenen im Friseursalon. Insgesamt muss ich aber leider sagen, dass mich dieser warmherzige Roman verhältnismäßig kalt gelassen hat.