Rezension

Hochspannung im Schneesturm

Zwei Fremde
von Martin Griffin

Diese Buch war mein Begleiter durch eine schlaflose Nacht und einen überhitzten Tag – und nicht nur wegen des permanent in der Geschichte tobenden Schneesturms ein perfekter Begleiter.

Dazu fällt mir noch ein, dass ich das Cover zwar gelungen finde, in seiner Bedrohlichkeit, aber es kommt kein düsterer Wald, und kein Schnee, keine Berge mit Lawinengefahr darauf vor - das hat mich ehrlich gesagt etwas irritiert. Klar MUSS das Cover nicht die wirkliche Geschichte abbilden, aber da hier gerade die winterliche Unwirtlichkeit und Gefährlichkeit eine große Rolle spielt, hätte man das auch ins Cover einbauen können, finde ich.

Generell beschreibe ich in meinen Rezensionen nicht den Inhalt des Buches, die Personen oder die einzelnen Handlungsstränge, da dies jeder objektiv im Klappentext und auf den Websites der Verlage und Buchhandlungen nachlesen kann und dies  für mich nichts mit einer Beurteilung des Buches zu tun hat.

Superspannend ist das Buch von Beginn an. Die Einsamkeit des fast leeren Hotels, die vermeintliche Gemütlichkeit in der Bar und Sicherheit vor dem bösen Wetter draußen, der Sturm, die Rückblenden in Remies düstere Vergangenheit, ihre Aufbruchspläne – über allem liegt etwas unklar Drohendes, das sich nach und nach realisiert.
Hochinteressant und zum Zerreißen spannend fand ich die Charaktere der beiden "Fremden" geschildert, auch die vielen, zunächst vergeblichen Versuche von der Rezeptionistin Remie und des Gastes Jai, zu ergründen, welcher der echte ist. Richtig gut gemacht, und kein bisschen übertrieben. Ein bisschen mehr Psychologie hätte ich mir da vielleicht noch gewünscht, sowohl bei der „Jagd“ als auch generell in der Tiefe der Charaktere.

Der Autor versteht es auf jeden Fall bravourös, Spannung zu erzeugen. Der Kampf zwischen den Menschen mit sehr konträren Zielsetzungen, denen die Gewalt der Natur dann auch noch ins Handwerk pfuscht, ist mitreißend geschildert.

Ein paar kleine logische Ungereimtheiten habe ich dabei gerne übersehen, ebenso ein paar lose Handlungsstränge, die im Nichts verlaufen...

Für den fünften Stern hätte es nach meinem Krimigeschmack 100 Seiten mehr und etwas mehr Tiefgründigkeit gebraucht.

Aber ganz klar: Ein Pageturner, sehr gut geschrieben, sehr gut zu lesen.