Rezension

Unstimmig

Zwei Fremde
von Martin Griffin

Bewertet mit 2 Sternen

Unheilvolle Atmosphäre, aber leider vorwiegend schlecht umgesetzte Handlung, mit einer unsympathischen, unscheinbaren Protagonistin.

Remie arbeitet in einem Hotel in den Highlands, in der Nähe eines Gefängnisses, in dem ihr Bruder vor seiner Ermordung einsaß. Nun möchte sie ihrem Leben endlich eine neue Richtung geben, weshalb sie auch ihren letzten Arbeitstag vor sich hat. Aber mit dem, was sie in ihren verbleibenden Stunden im Hotel erlebt, hat sie nicht gerechnet. Ein Schneesturm legt die Kommunikation lahm, ein Warnton aus der Haftanstalt ertönt, und vor ihrer Tür stehen kurz nacheinander zwei Männer, die beide behaupten Polizisten zu sein. Doch einer lügt...

Die beklemmende Atmosphäre, die stark an Stephen Kings „Shining“ erinnerte, und die Idee der Ungewissheit mit verbundener Gefahr für Leib und Leben, sollten für einen Thriller doch ein wahnsinnig guter Rahmen sein! Trotzdem war ich rückblickend erstaunt, wie viele Unstimmigkeiten dieser Autor in das Geschehen bringen konnte und dem Ganzen damit einen Großteil der Authentizität nahm.

Bereits beim Einstieg in die Geschichte hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ich fand die ersten Seiten ziemlich zäh und die Sprache hölzern, bzw. angestrengt, was aber auch mit der Übersetzung des Textes zusammenhängen könnte.

Darüber hinaus wirkte die Protagonistin Remie über das ganze Buch hinweg sehr unscheinbar und uninteressant auf mich, wobei ihr Verhalten manchmal seltsame Züge annahm. Als Hauptfigur war sie dem Autor nicht wirklich geglückt, fand ich. Ihr konzipierter Hintergrund schien überhaupt nicht mit der letztlich gezeigten Figur in Einklang zu stehen, was mich zunehmend irritierte. Außerdem stellte sich Remie meines Erachtens eher als passive Beobachterin dar, rückte gefühlt nie richtig in den Mittelpunkt.

Analog dazu wechselte die Handlung launisch, von durchwachsener Spannung bis hin zu faden Abschnitten, was die Story nicht richtig zum Laufen brachte. Manche Szenen wirkten auf mich zudem ziemlich konstruiert, als wolle man dem Geschehen mehr Länge geben. Ich nahm noch nicht einmal tatsächliche Überraschungen in diesem Thriller wahr; mit einer Ausnahme, die allerdings ziemlich gewollt und wenig authentisch entwickelt wurde. Kein Wunder, dass ich dem Geschehen emotional bestenfalls neutral gegenüberstand - es packte mich einfach nicht. Schuld daran waren gewiss auch die auffälligen Informationslücken im Handlungsablauf und so manches unlogische Vorgehen der Figuren.

Bemerkenswert fand ich allerdings die Momente, in denen die beiden mutmaßlichen Polizisten auftraten. Hier hat der Autor richtig gute Arbeit geleistet, denn über längere Zeit hinweg war wirklich nicht zu erkennen, welcher Besucher der Lügner war und deshalb eine deutliche Gefahr darstellte. Meiner Meinung nach wurde diese dramatische Situation aber leider viel zu schnell aufgelöst.

Generell hat mir „Zwei Fremde“ nur in Ansätzen gefallen. Die Geschichte konnte mich nur zeitweise mitreißen, da mir die Umsetzung oft nicht genug durchdacht vorkam. Ferner fand ich weder die Figuren, noch den Schreibstil auf irgendeine Weise herausragend. Letztlich ergaben sich für mich somit zu viele Fragezeichen, um das Buch genießen zu können; selbst die unheilvolle Atmosphäre konnte meinen Eindruck am Ende leider nicht mehr aufwerten.