Rezension

Plot mit Potential sehr schwach umgesetzt

Zwei Fremde
von Martin Griffin

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist das typische Set eines spannenden Thrillers, in dem das unbescholtene “Opfer” der Geschichte auf sich alleine gestellt ist. Abgeschnittene “Fluchtwege”, moderene Kommunikationswege wie Internet oder Mobilfunk sind aufgrund der Naturgewalten lahmgelegt und die Protagonistin sieht sich dem Bösewicht gegenüber. Die Einführung ist in der Tat sehr spannend gelungen und in den ersten Kapiteln wird die Stimmung und Umgebung des abgelegenen Hotels sehr gut vermittelt. Mit dem Auftauchen des ersten Unbekannten setzt dann auch das Rätselraten ein, ob es sich bei dem vermeintlichen Officer um den wahren Gesetzeshüter oder den entflohenen Sträfling handelt.

Hier liegt auch eine der Schwachstellen bei Griffins Roman. Der Roman würde ohne das Spiel mit dem doppelten Lottchen nicht funktionieren, und so ist es natürlich Griffins Absicht, dem Lesenden nicht zu viele belastbare Informationen zu geben, bei welchem der beiden Männer es sich um den Cop – und bei wem um den Straftäter handelt. Die handelnden Personen wirken daher die meiste Zeit über etwas dillettantisch und unbedarft. Dieses Manko zieht sich meines Erachtens wie ein roter Faden durch den gesamten Roman, und auch das teilweise etwas unlogische Handeln der Protagonistin wirkt zum Teil recht konstruiert und wenig nachvollziehbar.

Ein weiterer handwerklicher Fehler ist meines Erachtens im Schreibstil des Autors zu finden. Zwischenzeitlich aufkeimende Spannung wird insbesondere in der ersten Hälfte des Buches durch das Abschweifen vom Hauptschauplatz durch die Gedanken der Protagonistin erstickt. Die steten Rückblicke von Remie Yorke in ihre Vergangenheit und die Beziehung zu ihrem Bruder sind zwar für den späteren Verlauf der Geschichte essentiell, jedoch hätte der Autor hier bessere Wege wählen können, als die steten Zeitsprünge. Beispielsweise durch einen ausführlichen Prolog oder eine Abhandlung zu Beginn des Buches. Die vom Autor gewählte Methode verursachte bei mir schon einiges an Spannungslücken und riss mich immer wieder aus dem Hauptgeschehen heraus.

Ebenfalls ergeben sich im Verlauf der Geschichte zahlreiche Inkosistenzen und Ungereimtheiten. Dies fällt durch zahlreiche Details auf. Sei es eine durch eine Schneewehe blockierte Tür (obwohl die Tür ein paar Minuten vorher geöffnet wurde) oder eine Polizeiuniform als “Tarnung” (obwohl diese kurz zuvor noch im Bach klitschnass geworden sein muss). Logikfehler wie diese finden sich zahlreich.

Trotz der Kritikpunkte hat mich der Roman einigermaßen unterhalten, denn während der Geschichte rätselte ich lange Zeit mit, wer nun Killer und wer Cop ist. Die Auflösung kam dann recht abrupt und überraschend, obwohl noch einige Seiten im Buch zu lesen waren. Unterm Strich konnte mich dieses Debut von Martin Griffin leider nicht überzeugen. Dazu wurde zuviel nebensächliches erwähnt und Handlungen, die Spannung erzeugt hätten, oder auf andere Weise zur Zuspitzung der Dramatik geführt hätten, zu sehr vernachlässigt.