solide Sommerlektüre
Bewertet mit 3.5 Sternen
In diesem Roman begleiten wir Friederike (Frie) und Robert ab ihrer Jugendzeit 1988 bis ins mittlere Lebensalter im Jahr 2022. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft, wobei es von Roberts Seite von Anfang an mehr ist als das, aber irgendwie scheint nie der richtige Zeitpunkt für eine Beziehung zu sein. Die abenteuerlustige Frie zieht es nach dem Abitur zu einem Auslandsjahr, während Robert den Traum verfolgt, mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Da ich selbst aus der Generation der Protagonisten stamme, waren die Schilderungen der 80er und 90er Jahre für mich ein Ausflug in die eigene Jugend und haben in mir durchaus eine Portion Wehmut und Nostalgie beschert. Die Stimmung der 80/90er Jahre, die Abizeit, der Start in die Unabhängigkeit und das Gefühlsleben der beiden finde ich gut eingefangen. Jeder hat irgendwie sein Päckchen zu tragen, sei es die erkrankte Mutter oder der jähzornige Vater. Alles ist sehr authentisch beschrieben und auch die Handlung der Charaktere in dieser Zeit nachvollziehbar. Die Erzählung der Lebensumstände … die Zeit nach der Wiedervereinigung und Roberts Umsiedlung nach Dresden, Fries Jurastudium und vor allem die Erkenntnis, wie wichtig ihr ihre Unabhängigkeit ist, ihre Rückkehr in ihre Heimatstadt … all das habe ich mit Interesse verfolgt.
Allerdings konnte mich die emotionale Beziehung der beiden nie wirklich überzeugen, weshalb ich insgesamt nicht so intensiv mitgefiebert habe. Gerade der letzte Abschnitt im Jahr 2022 hat mich etwas irritiert, da ich Fries Handlungsweise nicht wirklich nachvollziehen konnte. Man erhält auch als Leser hier wenig Aufklärung, welche Beweggründe letzten Endes zu ihrer Entscheidung geführt haben. Für mein Empfinden wäre auch ein anderes Ende durchaus realistisch gewesen.
Das Buch hat mir nostalgische Lesestunden beschert, mich aber emotional nicht auf ganzer Linie überzeugt. Eine solide Sommerlektüre, besonders wenn man ein Kind dieser Zeit ist.