Rezension

Spannend und wendungsreich, aber am Ende langatmig und kaum durchschaubar. Ein blutiger Thriller, der von zu viel unrealistischem Heldentum der Charaktere geprägt ist.

Der Augenjäger - Sebastian Fitzek

Der Augenjäger
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3 Sternen

"Der Augenjäger" ist Band 2 der "Augen-Reihe" und schließt unmittelbar an "Der Augensammler" an, der mit einem ungewissen Ende um den Sohn des ehemaligen Polizeipsychologen Alexander Zorbach ende. Vorkenntnisse des ersten Bandes sind deshalb sehr hilfreich, worauf auch Sebastian Fitzek in einem Vorwort hinweist.

Der Thriller beginnt eher gemächlich und gliedert sich dann bald in zwei Erzählstränge. Denn einerseits wurde der Augensammler bisher nicht gefasst und Zorbach sinnt nach Vergeltung, andererseits gibt es mit dem Augenjäger einen weiteren Psychopathen, der es auf Alina Gregoriev abgesehen hat, das Medium, das Zorbach in Band 1 unterstützt hat.
Beide Perspektiven sind zunächst spannend und gefährlich für die Hauptfiguren, werden aber mit der Zeit langatmig erzählt, denn sie stagnieren und es gibt wenig neue Begebenheiten.
Wie von Fitzek gewohnt, ist der Plot blutrünstig, wirkt aber auch ein wenig trashig und mutet nach Effekthascherei an. Dieser Band ist ruhiger erzählt, da insgesamt weniger Bewegung ist, erscheint aber realistischer als Band 1, da mir dort die Rolle des Mediums zu weit hergeholt war und in Band 2 mehr auf die Motive der Täter eingegangen wurde. Als Leser hat man jedoch keine Chance, die Zusammenhänge zu durchschauen und die Täter zu überführen, was einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt. 
Letztlich ist spannend, wie die beiden Erzählstränge zusammenhängen und ob Augensammler und Augenjäger überführt werden. Dafür sollte man jedoch "Playlist" noch nicht gelesen haben.
Insgesamt ist es ein solider Psychothriller, aber alles in allem etwas übertrieben blutig und am Ende zieht sich die Handlung arg dahin. Die zahlreichen Wendungen waren für meinen Geschmack sowie die stetigen Cliffhanger am Ende der Kapitel, die den Lesefluss immer wieder unterbrachen, als zwischen den Perspektiven gewechselt wurde, zu viel des Guten. Zudem störte mich auch bei dem Nachfolger, dass die Hauptcharaktere schon fast Übermenschliches leisten müssen und zu heldenhaft wirken, während die Täter als überlegene, skrupellose Psychopathen dargestellt werden. Wer den ironisch-blutrünstigen Schreibstil von Fitzek mag und die kreativen Abgründe der Wahnsinnigen spannend findet, wird an diesem Roman seine Freude haben.