Rezension

Ungewöhnliche, aber spannende Alieninvasion

Die fünfte Welle. Band 01
von Rick Yancey

Bewertet mit 4 Sternen

In vier Wellen sind die Außerirdischen bereits über die Menschheit hinweggefegt und haben die meisten von ihnen umgebracht.
Doch am meisten fürchten die Überlebenden die fünfte Welle, die unmittelbar bevorsteht.

 

Die Vernichtung der Technologie, Umweltkatastrophen, eine tödliche Seuche und ein neuer Gegner, mit dem niemand rechnet. Cassie Sullivan hat alles verloren, was ihr wichtig und teuer war: Ihre Familie und ihre Freunde. Ihre Eltern sind beide gestorben, ihr Bruder verschwunden und den Menschen, denen sie begegnet, kann sie nicht trauen. Denn sie könnten ihre Feinde sein.
Als sie angeschossen wird und in der eisigen Kälte zu erfrieren droht, wird sie von einem Fremden gerettet und in Sicherheit gebracht. Doch über diesen Evan Walker weiß sie gar nichts. Grund genug, sich von ihm fernzuhalten und vor ihm zu fliehen.
Aber nicht nur ihre Gefühle für ihn halten sie zurück. Er verfügt zudem über das Wissen, dass ihr dabei helfen könnte, sie und andere vor dem drohenden Tod zu bewahren.

 

 

Nicht nur das Cover, sondern auch die interessant klingende Inhaltsangabe haben mich sofort angezogen. Und da ich eh eine Schwäche für gute Dystopien habe, musste ich diese unbedingt kennen lernen und war positiv überrascht.
Die Figuren konnten mich zum größten Teil sofort fesseln. Da haben wir Cassie, die glaubt, der letzte echte Mensch auf Erden zu sein und niemandem trauen zu können, der ihr begegnet. Die Gründe für ihre Angst und ihr tief greifendes Misstrauen werden erst nach und nach erklärt und zwar auf logische, nachvollziehbare Art und Weise.
Evan blieb mir anfangs sehr fremd und unnahbar, selbst wenn er mehr von sich preisgab. Doch ich denke, dass dies genau so gewollt ist, um den Leser im Unklaren über seine wahren Absichten zu lassen.
Über die übrigen Charaktere möchte ich nicht viel schreiben, um nicht zu spoilern, aber auch sie bestechen durch ihre Vielschichtigkeit und ihre Emotionen, die einem so nahe gebracht werden, dass man sich wunderbar in sie hineinfühlen kann. Nicht jeden von ihnen mag man auf Anhieb, trotzdem gehören sie einfach dazu und bringen die nötige Abwechslung mit in die Story hinein.

 

Der Schreibstil ist eine gekonnte Mischung aus Abschnitten mit tollen plastischen Szeneriebeschreibungen und flüssig zu lesender Jugendsprache, da genau aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Durchsetzt ist das Ganze mit einem einzigartigen trockenen Humor, der mich selbst in den ernsten Szenen dank seiner ungewöhnlichen Vergleiche schnell zum Lachen gebracht hat. Entgegen meiner Erwartungen kommen dabei weder die Spannung noch die obligatorische Action zu kurz und schaffen es immer wieder, einen mitzureißen. Die Handlung erhält dadurch etwas Dynamisches und Unterwartetes, was durch die zahlreichen Perspektivenwechsel noch verstärkt wird.
Am Anfang braucht das Geschehen allerdings etwas, um richtig Fahrt aufzunehmen, was ich noch verschmerzen kann, da erst bisherigen Ereignisse geschildert werden müssen, um alles zu verstehen. Was mich dagegen ein wenig mehr gestört hat, war die Tatsache, dass zu viele Fragen offen und manche Vorgehensweisen widersprüchlich bleiben, besonders was die Aliens, ihre Pläne und ihre Motivation angeht. Hoffentlich bietet der zweite Band in der Hinsicht mehr Hintergrundinfos.

 

Fazit

 

Rick Yanceys Dystopie Die fünfte Welle ist ein mitreißender Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe. Mit lebendigen, vielschichtigen Charakteren, einer fesselnden Handlung voller Action und einem flüssig zu lesenden Schreibstil, der nur so mit trockenem Humor gespickt ist, konnte mich der Jugendroman sofort von sich überzeugen.
Lediglich die Längen zu Anfang und die vielen unbeantworteten Fragen zum Schluss sorgen dafür, dass ich ein Stern in der Bewertung abziehe.
Wer Geschichten über gut geschriebene abwechslungsreiche Alieninvasionen liebt, gerne spannende Dystopien aus verschiedenen Perspektiven liest und abwechslungsreiche Figuren mag, für den ist dieser Roman genau das Richtige.