Rezension

Wunderschöne Geschichte mit vielen wunderbaren Charakteren

Die Bücherdiebin
von Markus Zusak

Bewertet mit 4 Sternen

„Und die Bücherdiebin liest und liest wieder und wieder ihren letzten Satz. Viele Stunden lang. Die Bücherdiebin letzter Satz: Ich habe die Worte gehasst, und ich habe sie geliebt, und ich hoffe, ich habe sie richtig gemacht.“

Im Alter von neun Jahren hat Liesel schon vieles verloren. Ihren Vater, einen Kommunisten. Ihre Mutter, die ständig krank war. Ihren Bruder Werner – auf der Fahrt nach Molching zu den Pflegeeltern. Als der Bruder stirbt, gerät sie zum ersten Mal ins Blickfeld des Todes. Und sie stiehlt ihr erstes Buch – ein kleiner, aber folgenreicher Ausgleich für die erlittenen Verluste. Dann stiehlt sie weitere Bücher. Äpfel und Kartoffeln. Das Herz von Rudi. Das von Hans und Rosa Hubermann. Das von Max. Und das des Todes. Denn selbst der Tod hat ein Herz.

Schreibstil

Markus Zusak hat einen sehr schönen Schreibstil, der sich locker und flüssig lesen lässt, gleichzeitig aber auch eine einnehmende und stimmungsvolle Atmosphäre erzeugt. Es scheint so als würden die Worte nur so aus ihm heraussprudeln.  

Als Max die Neuigkeit hörte, fühlte sich sein Körper an, als würde er zu einem Knäuel zusammengepresst, wie ein Blatt Papier voller Schreibfehler. Wie Abfall, doch gelang es ihm jeden Tag sich wieder zu entknäulen und aufzurichten, voller Verachtung und Dankbarkeit. Zerschlagen, aber aus irgendeinem Grund nicht zerstört.“

Meine Meinung

Eigentlich wollte ich zu diesem Buch gar keine Rezension schreiben, da es mir unmöglich vorkam, meine Gedanken und Gefühle, die ich während des Lesens empfunden habe in Worte zu verpacken. Denn die Bücherdiebin war mal wieder eine Geschichte, die mich mit ihrer Intensität unglaublich tief berühren, mir einige Tränen entlocken konnte und mich schließlich nach der letzten Seite völlig leer zurückgelassen hat. Gleichzeitig ist sie mir fast noch eine Woche im Kopf herum gespukt. Ich konnte an nichts anderes mehr denken und deshalb hat es dieses Buch verdient, das ich es euch ans Herz lege.

Dabei sah es zu Beginn gar nicht so rosig aus. Ich fand die ersten 50-100 Seiten etwas zäh und langatmig und musste mich wirklich zum Weiterlesen antreiben, doch dann gab es eine Wendung, die dafür gesorgt hat, dass ich sich meine bis dahin festgefahrene Einstellung um 180 Grad gedreht hat. Von da an bin ich nur noch so durch die Seiten gerast, vollkommen im Unklaren was als nächstes passieren wird bzw. auf was die Handlung letztendlich hinausgehen wird. Das war mir allerdings völlig egal! Ich habe weitergelesen und weitergelesen, sodass selbst einige zähere Stellen auf einmal zur Nebensache wurden.

Spannend, teilweise einige erschreckende und schockierende Szenen haben mich dermaßen traurig gemacht haben. Außerdem war ich wieder einmal sprachlos, wie grausam die Menschen damals im Dritten Reich gewesen sind. Was für eine schreckliche Zeit!

Nichts desto weniger gibt es auch so viele schöne Momente…Manchmal waren es ganz kleine Gesten oder Worte, die umso mehr ausgesagt haben als so manche Tat und es geschafft haben den Schatten des Grauens für einen kurzen Augenblick bei Seite schieben. Mit Freundschaft und Liebe lassen sich selbst die schlimmsten Zeiten überstehen.

Die Charaktere waren (mit ein paar Ausnahmen) mit ihren kleinen Eigenheiten absolut liebenswert, vor allem Liesel, Rudi, Hans Hubermann und Max habe ich in mein Herz geschlossen. Sie sind so besonders und unglaublich authentisch, von ihnen ging fast so etwas wie ein Zauber aus. Ja selbst der Tod, den Markus Zusak hier als Erzähler einsetzt (was eine richtig schräge Idee ist), ist mir irgendwie sympathisch geworden.

„Man sagt, dass der Krieg der beste Freund des Todes ist, aber da muss ich euch berichtigen. Für mich ist der Krieg wie ein neuer Vorgesetzer, der Unmögliches von einem erwartet. Er steht hinter einem und wiederholt immer nur das eine: ‘Erledige dies, erledige das.’ Also arbeitet man härter.“

Das letzte hintere Drittel hatte ich unentwegt feuchte Augen und fieberte ängstlich dem Ende entgegen.

Mein Fazit

„Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak ist ein Buch, das mich mit seiner Intensität unglaublich tief berühren, mir einige Tränen entlocken konnte und mich schließlich nach der letzten Seite völlig leer zurückgelassen hat. Und das obwohl es zu Beginn gar nicht so rosig aus. Im Nachhinein bin ich sehr froh durchgehalten zu haben, da mir ansonsten eine wirklich schöne Geschichte entgangen wäre und ich niemals diese wundervollen Charaktere kennengelernt hätte. Ich kann diese Geschichte jedem nur ans Herz legen und hoffen, dass sie demjenigen genau solche Emotionen entlocken kann wie mir.