Rezension

Bitterzart ist kein gewöhnliches Jugendbuch und so vergebe ich guten Gewissens 4/5 Rawr's - und freue mich auf den zweiten Teil Edelherb.

Bitterzart - Gabrielle Zevin

Bitterzart
von Gabrielle Zevin

Inhalt
Anyeschka Balanchine, kurz Anya, ist das inoffizielle Oberhaupt der Familie. 
Sie kümmert sich um ihre kranke Großmutter, ihren geistig zurückgebliebenen Bruder Leo und um ihre kleine Schwester Natty. Ihr Vater war einst die Nummer Eins im Schokoladen Schmuggel, bis ihn eine Kugel in den Kopf traf. Ihre Mutter starb ebenfalls bei einem Anschlag, und so sorgt Anya schon seit Jahren für ihre Familie. Die Balanchine's leben ganz gut, da sie noch vom Geld und vom Ruf profitieren können, denn die Familie ist groß.. und noch immer im kriminellen Milieu unterwegs..
Da lernt sie Goodwin kennen, Sohn des neuen Staatsanwaltes in der Stadt. Kann diese Beziehung gut gehen? 
Romeo und Julia im Mafiosi Style!

Meinung / Fazit
Zukunftsvision, New York 2083:
Schokolade ist verboten. Alkohol erlaubt.
H2O ist knapp. Lebensmittel gibt es nur gegen Gutscheine.
Ausgehsperren wurden gesetzt.
Verstoße ziehen unweigerlich schwere Konsequenzen mitsich.

Anya musste einiges in ihren jungen Jahren erleben, ihre Eltern wurden umgebracht und ihr Ruf wird sie ewig begleiten. Die Last die auf ihren Schultern drückt ist schwer, dennoch versucht sie die Regeln, die ihr einst ihr Vater beigebracht hat, ständig anzuwenden. So zeigt sie nie ihre wahren Gefühle, ist immer sehr darauf bedacht was sie sagt und gibt auch kaum etwas von ihr Preis. Genau das, hat es mir als Leser aber erschwert die Hauptprotagonistin kennenzulernen, es kamen überhaupt keine Emotionen rüber, sogar die romantischen Stellen wurden flach abgehandelt, einfach Szene abgedreht-fertig-danke. Anya ist mutig aber nicht dumm, sie überlegt genau ob die Situation Handlungsbedarf benötigt, und erst dann greift sie ein. Ihre wahre Natur zeigt sie nur bei ihrer Familie, aufopfernd umsorgt sie ihren großen Bruder Leo, der durch einen Schock immer auf der Stufe eines 8jährigen bleiben wird. Ihre kleine Schwester Natty ist für ihre zwölf Jahren schon sehr reif, sie gibt Anya Ratschläge und bemuttert sie so manches mal, dennoch ist sie rotzfrech und daher sehr sympathisch.
Scarlet ist die beste Freundin von Anya, sie ist wahnsinnig loyal und hilfsbereit. Ihre Art fand ich sehr angenehm, und sie erschien mir keineswegs zickig, nicht mal als Anya keine Zeit mehr für sie hatte. Im Buch wird erwähnt das eine ihrer guten Seiten, ihre mitfühlende Ader ist und das kann ich nur unterstreichen. ..auch wenn ich gegen Ende ihre Sichtweise nicht nachvollziehen konnte.
Unheimlich wurde es ein wenig, als die Geschichte von Gable zunehmend verwirrender wurde. Gable ist der Exfreund von Anya, der sie meistens nur für Schokolade ausgenutzt hat. Seine Situation ist mitleiderregend aber seine Art ist abstoßend, und Anya findet meist sehr harte Worte für ihn. Ein weiterer Pluspunkt: Anya ist immer sehr direkt und ehrlich, manchmal zu ehrlich aber das ist wiederum Ansichtssache.
Goodwin, kurz Win, ist der Sohn des Staatsanwaltes der die Stadt vollkommen neu aufmischen möchte. Win ist zwar vom Ehrgeiz des Vaters beeindruckt, aber er will damit nichts zu tun haben. Er ist mehr der "Bauernjunge", der gerne auf dem Feld arbeitet und Gemüse anbaut. Obwohl es in der Zukunft ja keine Felder mehr gibt, generell ist Obst sehr rar und nur durch gute Connections beziehbar. 
Win ist..tja wie soll man es nett formulieren?..einfach gestrickt. Ein netter, attraktiver und sympathischer Kerl. Hier fehlten mir eindeutig die Ecken und Kanten - Win ist nämlich langweilig. 
Der Schreibstil ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal in die Geschichte eintaucht, liest es sich flüssig. Das Buch wird aus der Sicht von Anya erzählt, in der Vergangenheitsform und manchmal hatte ich das Gefühl ich lese in ihrem Tagebuch und manchmal hatte ich aber leider auch das Gefühl ich lese eine Einkaufsliste, sachlich und nichtssagend. Die Handlung plätscherte teilweise vor sich hin aber gegen Ende kam noch einmal richtig Schwung in die Sache und die Geschichte wird spannend. 

Wieso hat mich Bitterzart trotz seiner Schwächen überzeugt?
Die Idee gefiel mir gut, Zukunftsvisionen sind generell mein Ding und ich finde es verrückt, dass so banale Dinge wie Schokolade und Kaffee auf eine Verbotsliste kommen, wo hingegen Alkohol auch an minderjährige ausgeschenkt wird. Die Liebesgeschichte mit Mafia Hintergrund war mal etwas völlig anderes und wenn man ohne große Erwartung an Bitterzart heran tritt, wird man positiv überrascht. Die üblichen Familienclan Mitglieder sind teilweise witzig und typisch Mafiosi eben. Auch wenn der sogenannte Rote Faden lange auf sich warten lässt, wurde ich dennoch gut unterhalten. Bitterzart ist kein gewöhnliches Jugendbuch und so vergebe ich guten Gewissens 4/5 Rawr's - und freue mich auf den zweiten Teil Edelherb.

© Sarah Rawrpunx
rawrpunx.blogspot.co.at