Rezension

Guter Auftakt

Bitterzart - Gabrielle Zevin

Bitterzart
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 4 Sternen

2083: Schokolade ist mittlerweile illegales Gut, doch das heißt nicht, dass sie nicht mehr im Umlauf ist, Anya Balanchine, wurde in eine Familie hinein geboren, die sich auf den Handel mit Schokolade spezialisiert hat. Hauptsächlich wird ins Ausland geliefert, wo Schokolade durchaus noch legal zu erwerben ist. Doch auch im Inland, wird die Ware an den Mann gebracht, weshalb Anyas Familie der Mafia gleichkommt. 
Anyas Eltern selbst sind tot, zusammen mit ihren Geschwistern versucht sie sich, so weit es geht aus dem Familiengeschäft hinaus zu halten, doch der Name haftet an ihr.
Áls sie sich in den neuen Schüler Win verliebt, der ausgerechnet der Sohn des Oberstaatsanwaltes ist, gerät sie selbst immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit und auch sein Vater ist nicht mit der Beziehung einverstanden.
Außerdem ist in ihrer Familie ein Verräter vertreten der nicht nur sie selbst in Schwierigkeiten bringt..

 

Das Cover mag ich wirklich sehr, die Gestaltung ist sehr schön und ich mag die Wahl der Farben, strahlt einfach eine unglaubliche Wärme aus. :)
Dennoch hätte ich ohne die Inhaltsangabe zu kennen, nie gedacht, dass mich hier eine Dystopie erwartet. ;)

 

 

 

 

War doch sehr neugierig auf diese Dystopie. Besonders reizvoll fand ich doch, dass diese Dystopie in keiner allzu weit entfernten Zukunft spielt, dadurch wird das ganze irgendwie greifbarer und erscheint einem nicht ganz so abstrakt.
Wenn ich mir überlege, dass ich zu diesem Zeitpunkt durchaus noch Leben könnte, dann stellt sich mir natürlich schon die Frage, wie die Welt dann aussieht.

Veränderungen in der zukünftigen Zeit sind hier eingetroffen, aber keine, bei denen man zu dem Gedanken kommen könnte, das sei nun arg unrealistisch.
Das Wasser wird immer knapper, preislich gesehen ist das also um einiges teurer geworden und es herrscht ein sehr überlegter Umgang damit, ebenso ist Papier reichliche Mangelware und es sind teilweise Genehmigungen nötig um etwas davon verwenden zu können.

Generell hätte ich mir gewünscht, dass diese genannten Punkte, im Verlauf der Geschichte einen größeren Raum eingenommen hätten und man diese Problematik, die das Leben ja schon beeinträchtigt, deutlicher zu spüren bekommen hätte.
Es wurde zwar in vereinzelten Szenen immer wieder deutlich, aber es schien ein Umstand zu sein, den eigentlich niemand so recht bekümmerte, etwas was ich mir gerade beim Wassermangel, kaum vorstellen kann. ;)

Generell ist dieses Buch mehr auf die Liebesgeschichte aufgebaut als auf einer Dystopie, eher ist es so, dass nur ein dystopischer Raum verwendet wurde um diese Geschichte erzählen zu können, ist für mich nicht unbedingt ein Kritikpunkt, verrät der Klappentext doch auch, dass der Fokus nun mal auf der Liebesgeschichte liegt, dennoch hätte es mich auch gefreut, wenn die Dystopie ein bisschen mehr zur Geltung gekommen wäre. 

Ein Punkt den ich im Verlauf der gesamten Geschichte nicht so recht nachvollziehen konnte war der, dass Schokolade nun illegal sei. Wieso das nun so ist, wurde mir zumindest nicht ersichtlich und das fand ich dann schon sehr schade, eine plausible(!) Erklärung dafür wäre doch sehr interessant gewesen.

Die Charaktere wurden vielschichtig gezeichnet und sind frei vom schwarz/weiß Denken, das hat mir wirklich sehr gut gefallen. 
Eine Vielzahl der Charaktere hab ich auch sehr schnell in mein Herz geschlossen, mit Anya selbst hatte ich in gewissen Momenten meine Probleme, teilweise hat sie für mich nicht nachvollziehbare Reaktionen an den Tag gelegt, die einfach übertrieben und daher wenig authentisch wirkten. 
Dennoch gab es auch viele Momente in denen ich sie mochte. Weil sie eine sehr verantwortungsbewusste junge Frau ist, die immer versucht das Richtige zu tun und recht selbstlos ist, wenn es darum geht, die zu schützen die sie liebt.

Aber vor allem ihre Geschwister Leo und Natty konnten mich ganz besonders für sich einnehmen. Leo ihr älterer Bruder, war bei dem Anschlag dabei, der ihre Mutter umgebracht hat, eigentlich war er bis dato ein normaler, begabter Junge, doch dieser Anschlag hat bei ihm folgen hinterlassen, so wirkt er mehr wie ein kleiner Junge als ein Erwachsener Mann, wobei ich es schade fand, wie unterschätzt er wurde und wie wenig man ihm zugetraut hat. Ein Umstand den Leo selbst durchaus bemerkt und der sein Selbstbewusstsein nicht sonderlich stärkt.
Dennoch ist er sehr liebevoll und tut was er kann, versucht seine Schwestern zu beschützen, auch wenn er sich da auch mal auf die falsche Spur führen lässt. Auf jeden Fall habe ich ihn tief in mein Herz geschlossen.

Natty hingegen ist jünger als Anya und in gewissen Momenten wirkt sie auch einfach nur wie ein junges Mädchen, das Schutz benötigt, dennoch kann sie auch sehr erwachsen sein und in ihr steckt ein kleiner Genie. ;)

Die enge Bindung unter den Geschwistern, fand ich sehr rührend und eigentlich kann ich sie nur nachemfpinden, denn so ergeht es mir bei meinen Geschwistern auch. :)

Die Liebesgeschichte zwischen Win und Anya, der Zentrale Punkt der Geschichte, geht sehr schnell von statten. Auch wenn Anya sich aus gewissen Gründen gegen ihre Gefühle sträubt, führt vorerst nichts an ihre Liebe vorbei und sie kommen sich schnell näher. Die Beziehung erlangt auch sehr schnell an tiefe und von der großen Liebe ist die Rede, das ist bei Jugendbüchern aber nichts neues und mittlerweile störe ich mich nicht daran.

Win selbst war mir auch sehr sympathisch, ein wirklich liebevoller Junge, der wundervoll mit Anya umgeht und ihr viel Raum und Zeit lässt. Der sich nicht so leicht verschrecken lässt und nicht aufgibt um das zu kämpfen das er liebt, Anya.

Andere Charaktere, die ich sehr interessant fand, kamen hier leider viel zu kurz, denke aber, dass es durchaus möglich ist, dass die dann im zweiten Teil mehr Raum für sich bekommen.

Etwas ganz besonderes an diesem Buch waren für mich die Weisheiten von Anyas Vater, an die sie sich immer wieder zurückerinnert. Die haben mir sehr gut gefallen und einige habe ich mir auch rausgeschrieben, einfach weil ich so viel Wahres in ihnen entdeckt habe und sie mich zum nachdenken gebracht haben. Für sowas habe ich ja immer eine ganz große Schwäche. :)

Die Erzählweise der Geschichte war hier ein wenig anders, man hat die Geschichte von Anya wirklich erzählt bekommen, es war so als säße man mit ihr zusammen und sie berichtet einem von ihren Erlebnissen.
Dadurch werden manche Ereignisse nur kurz erwähnt, aber es wird nicht näher auf ihnen eingegangen. Teilweise fand ich das ein bisschen schade, hätte aber den Platz des Buches eventuell gesprengt und vieles wurde von der Autorin wohl einfach nicht als wichtig genug erachtet.

 

 

 

 

Eine Dystopie in der die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, dennoch Spannung verursacht und einige interessante Aspekte aufweist, die allerdings ausbaufähig sind. Dennoch tolle Lektüre und ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird. :)