Rezension

Das Beginn einer genialen Reihe

Bitterzart - Gabrielle Zevin

Bitterzart
von Gabrielle Zevin

MEINUNG
Auf Bitterzart war ich schon sehr gespannt, denn die Inhaltsangabe klingt nach etwas, was ich so in dieser Art noch nicht in den Händen gehalten habe. Es ist weder eine Dystopie, noch ein Fantasybuch, noch irgendein kitschiges Jugendbuch, sondern vielmehr als das und doch irgendwie eine Mischung aus allem. Klingt ein wenig philosophisch, oder?

Ein wenig Philosophie steckt ganz sicher hinter der Geschichte, die aus der Sicht von Anya Balanchine erzählt wird, die mit ihrer russischen Großfamilie im infaltionären Amerika lebt und dort den Schwarzmarkt kontrolliert. Sie ist zwar die Tochter des früheren Oberhaupts, dennoch möchte sie weder selbst etwas mit den kriminellen Machenschaften ihrer Familie zu tun haben, noch sollen ihre Geschwister darin verwickelt werden, weswegen Anya mit allen Mitteln versucht alle in ihrer Umgebung zu beschützen.

 Ihr erkennt hier schon die erste Besonderheit des Buches. Bitterzart liest sich wie das private Tagebuch von Anya. Ihr Erzählstil ist sehr persönlich und er greift auch oft vorweg oder kommentiert eine gewisse Tätigkeit, die in anderen Büchern oft neutral wiedergeben werden. Damit wären wir schon bei der zweiten Besonderheit: Dieses Buch verfolgt kein wirkliches Ziel. Es gibt zwar einen roten Faden. Dennoch ist es nicht so, dass ein Regime gestürzt werden muss oder ein Schatz ausgegraben wird. Im Gegenteil, Anya lässt die Leser einfach an ihren unfreiwillig spannendes Leben teil haben und sorgt oft dabei für Lacher auf meiner Seite, denn sie versucht immer wieder krampfhaft nicht aufzufallen und tut es dann leider doch.

Auch wenn Anya sehr dominant in der Erzählung ist und vieles von ihr sehr überspitzt erzählt wird, wirken die weiteren Figuren wirklich sehr erfrischend und passen zu der etwas auffälligen Erzählerin. Da wäre der etwas unglückliche große Bruder, der aufgrund eines Unfalls geistig zurück entwickelt ist und nie so wirklich von seiner Familie akzeptiert wird. Dann gibt es die beste Freundin, die ehrlich lustig und sympathisch ist und mir immer wieder die Tränen in die Augen trieb aufgrund ihrer unerschüttlichen Loyalität zu Anya. So eine Freundin wünscht sich bestimmt jeder.

Zum Schluss wäre da natürlich der Love-Interest, in dem Fall Win. Hier war ich ein wenig enttäuscht, da es Anya und Win leider viel zu schnell angehen und damit Anyas Grundsätze ein wenig fragwürdig wirken ließ (Sex vor der Ehe und möglichst nicht auffallen!). Das war so ein kleiner Dämpfer, die die Autorin sicher hätte vermeiden können. Doch leider soll es anscheinend zu Wins Rolle gehören, den Golden Retriever zu spielen.
  
FAZIT
Bitterzart konnte mich tatsächlich überzeugen aufgrund seinem lustigen Erzählstil, den sympathischen Figuren und dem interessanten Hintergrund bestehend aus russischer Mafia, amerikanischen Inflation und Schwarzmarkt. Es ist sicher kein Buch für jedermann, doch wer gerade auf die suche nach dem großen „Anderem“ neben einer unzähligen Auswahl von Dystopien und anderen Jugendbüchern ist, sollte sich Bitterzart mal genauer anschauen.