Rezension

Spooky, Spannung - viel Gefühl

In dieser ganz besonderen Nacht - Nicole C. Vosseler

In dieser ganz besonderen Nacht
von Nicole C. Vosseler

" Zeit ist …
zu langsam für die, die warten,
zu flüchtig für die, die sich fürchten,
zu lang für die, die trauern,
zu kurz für die, die sich freuen.
Aber für die, die lieben, ist Zeit Ewigkeit. "
HENRY VAN DYKE

"Für all die verwaisten Seelen dieser Welt, die darum kämpfen, wieder heil und ganz zu werden."

Mit diesen wunderschönen Zeilen wird der Leser überrascht, wenn er das Buch aufschlägt. Mich stimmten diese Worte sehr nachdenklich und so war ich gespannt darauf, was mich in diesem Roman erwarten würde. Ich gestehe, ich war sehr neugierig darauf, denn „In dieser ganz besonderen Nacht“ stand sofort nach Erscheinen des Frühjahrsprogramms bereits auf meiner Wunschliste …

Bereits der Prolog startete ziemlich gespenstisch auf einem Friedhof und ließ mir den ersten, leichten Schauer über den Rücken ziehen. Es war nichtmal, das, was in diesen ersten Zeilen geschah, sondern vielmehr das Gefühl, das die Autorin schon auf den ersten Seiten in mir erzeugte.
Durch diese Einführung verwöhnt muss ich gestehen, dass mich die folgenden Seiten dann ein wenig enttäuschten. Nicole C. Vosseler beschreibt zunächst Ambers Umzug nach San Francisco und Eingewöhnung in die neue Umgebung. Man lernt ihren Vater, ihre Schule und die Mitschüler kennen. Natürlich muss das auch sein, um sich mit dem Handlungsort und den Figuren vertraut zu machen, für mich war es aber irgendwie ein kleiner „Stimmungsrückschritt“. Nun soll das aber nicht heißen, dass diese ersten Seiten uninteressant waren … Der wirklich angenehme und sehr anschauliche Schreibstil der Autorin lässt keine Langeweile aufkommen, dennoch fehlte mir aber irgendwie das gewisse Extra.
Nach ca. 100 Seiten wurde es dann aber wieder mysteriöser und das von mir am Anfang empfundene Gefühl stellte sich allmählich wieder ein.
Viele Fragen stellten sich mir, die Größte war aber zunächst, WER oder Was ist Nathaniel. Durch die Kurzbeschreibung war die Antwort auf diese Frage nicht schwer zu finden. Jedoch lag es wohl vor allem am Schreibstil der Autorin und einem geschickten Ablenkungsmanöver im Vorfeld, dass ich mir zunächst nicht ganz sicher war. Schön fand ich auch, dass Nathaniels Gedanken durch die Kursivschrift immer ganz deutlich erkennbar waren und es dem Leser leicht machte, zwischen Amber und ihm zu „switchen“.

Nach 200 Seiten nimmt die Geschichte dann aber richtig Fahrt auf. Nicht nur die „gespenstische Atmosphäre“, sondern vor allem die interessanten Wendungen und die Spannung ließen die Seiten nur durch meine Hände gleiten. Aus dem „ich lese noch ein bisschen weiter“ wurde ganz schnell ein „ich kann es nicht mehr aus der Hand legen“. Somit verdanke ich „In dieser ganz besonderen Nacht“ eine „schlaflose Nacht“. Gespannt verfolgte ich die, teilweise unerwarteten, Wendungen und neuen Informationen und versuchte mir das Ende auszumalen. Weit gefehlt, denn was ich mir vorgestellt hatte, traf nur teilweise ein… und auch, wenn das Ende kein „neues Ende“ war, so war es dennoch keins, dass ich so erwartet hätte.

Die Charaktere dieses Romans haben mir ausgesprochen gut gefallen und vor allen Ambers Gefühlswelt war einfach wunderschön geschildert. Doch auch den anderen Personen mangelte es nicht an Charakter und jeder auf seine Weise war mir wirklich sehr sympathisch. Um nicht zu viel zu verraten, beschreibe ich meinen letzten, wirklich kleinen, Kritikpunkt einfach mal so… die „Nebenromanze“ hätte ich mir noch ein wenig ausführlicher gewünscht….
Nichtsdestotrotz kommt in „In dieser ganz besonderen Nacht“ aber die Liebe nicht zu kurz und bildet einen tollen Kontrast zur Spannung, die man hier wahrlich zu genüge finden kann.

Auch wenn mich ein kleiner Teil dieses Romans nicht zu 100% überzeugt hat, so kann ich aber guten Gewissens sagen, dass mich der neue Roman von Nicole C. Vosseler wirklich fasziniert hat. Ein wenig „spooky“, Spannung und viel Gefühl sorgten dafür, dass ich weit über die „Geisterstunde“ hinaus von diesem Buch gefesselt war. Für mich ein wirklich gelungener Jugendroman den ich jedem, der auch nur ein bisschen für Geistergeschichten übrig hat, ans Herz legen kann. Und wer sich bisher für Geister nicht erwärmen konnte … nun, das könnte sich nach diesem Roman schnell ändern.