Rezension

Wunderschöne Geschichte, vor einer tollen Kulisse.

In dieser ganz besonderen Nacht - Nicole C. Vosseler

In dieser ganz besonderen Nacht
von Nicole C. Vosseler

Bewertet mit 4.5 Sternen

die darum kämpfen, wieder heil und ganz zu werden."
Amber ist gerade 16 Jahre alt, als ihre Mutter stirbt. Doch damit nicht genug... Ihr Vater lebt in San Francisco, sie kennt ihn kaum und er hat das Sorgerecht für Amber. Er nimmt Amber mit nach Amerika, wo ihr alles fremd vorkommt. Die Eingewöhnung fällt ihr sehr schwer, und einsam und allein zieht sie durch die Straßen San Franciscos. Eines Abend wird sie jedoch überfallen und flüchtet sich in ein altes leerstehendes Haus, das eine beruhigende Wirkung auf sie hat. Sie beginnt ihre Nachmittage dort zu verbringen und eines Tages begegnet ihr Nathaniel, ein Junge in seltsamer Kleidung. In Nathaniel findet sie einen guten Zuhörer und kann nach langer Zeit endlich mit jemanden über ihre Erlebnisse und Gefühle reden. Sie fühlt sich immer mehr zu dem Jungen und seiner ruhigen, verständnisvollen Art hingezogen. Doch merkwürdiger Weise bleibt er immer auf Distanz. Bis Amber sein Geheimnis erfährt. Nathaniel stammt aus einer anderen Zeit. Er ist eine verlorene Seele, ein Geist und es ist ihnen nicht möglich zusammen zu kommen. In einer ganz besonderen Nacht versuchen sie jedoch das Unmögliche...

Was habe ich mich auf das Buch gefreut. Schon allein des schönen Covers wegen... Obwohl der Klappentext eine ziemlich kitschige Geschichte vermuten lässt, war sie es letztendlich überhaupt nicht. Mit "In dieser ganz besonderen Nacht" hat Nicole Vosseler eine wunderschöne und sehr melancholische Geistergeschichte über Trauer, Verlust und Liebe geschrieben. Von der ersten Seite an hat mich das Buch gefangen genommen, so dass es viel zu schnell durchgelesen war. Ich hätte noch ewig weiterlesen können. Gleich der Einstieg mit der Beerdigung von Ambers Mutter ist sehr berührend. Auch, dass Amber gleich danach alle Brücken in Deutschland abbrechen muss, ihre Familie und ihre Freunde zurück lässt, um nach Amerika zu ihrem Vater zu ziehen, lässt den Leser nicht unberührt. Sie zieht zu einem Vater, den sie kaum kennt und der kaum Anteil an ihrem Leben hatte. Denn ihre Eltern hatten die Vereinbarung getroffen, dass Amber zu ihrem Vater zieht, sollte ihrer Mutter etwas passieren. Ihr ganzes bisheriges Leben ist sozusagen über den Haufen geworfen worden. Amber ist eine sehr sympatische Protagonistin, obwohl sie im ersten Teil mitunter ziemlich unausstehlich ist, was aber in ihrer Situation sehr verständlich ist. Auch ihre Handlungen, Empfindungen waren authentisch und gut nachvollziehbar. Zum Beispiel ihre Trauer nach dem Verlust und wie schwer ihr das "Einleben" in die neue Umgebung fiel. Obwohl ihr Vater Ted sich wirklich alle Mühe gibt, um ihr die Eingewöhnung zu erleichtern, verhält Amber sich ihm gegenüber sehr abweisend. Manchmal tat er mir sehr leid. Erst als sie Nathaniel kennen lernt, ändert sich ihre Einstellung und allmählich fängt sie an ihr neues Leben zu genießen. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden entwickelt fand ich nicht übertrieben, sondern mitunter sehr süß.

"In dieser ganz besonderen Nacht" ist aber auch eine Geschichte über Schuld und Reue. Denn es gibt einen Grund, warum Nathaniel noch als Geist unter den Lebenden weilt und nicht auf die andere Seite wechseln kann. Nathaniel, der etwas unheimlich, aber auch sehr attraktiv und geheimnisvoll ist. Er hat eine dunkle Vergangenheit, eine Vergangenheit, an die er sich nicht mehr erinnern kann. Gemeinsam mit ihren neu gewonnenen Freunden, die übrigens alle etwas gemeinsam haben, versuchen sie dem Grund für Nathaniels Verweilen heraus zu finden. Liebenswerte Charaktere, die mir während des Lesens sehr ans Herz gewachsen sind. Beispielsweise der punkige Matt, mit den ständig wechselnden Haarfarben, oder die ziemlich abgedrehte Holly. Allesamt toll beschrieben und total authentisch.

Sehr schön fand ich die ausschweifenden Beschreibungen der Autorin über die Stadt San Francisco. Beim Lesen hatte ich das Gefühl mit Amber durch die Straßen zu streifen. Ich liebe solche detaillierten Beschreibungen. Aber auch Ambers Stimmung, ihre Gefühle und Gedanken hat sie sehr gut beschrieben. Es wirkte zu keiner Zeit übertrieben und sehr authentisch. Aber auch die Kapitel aus Nathaniels Sicht, welche in kursiv gehalten sind, haben mir sehr gut gefallen, denn diese lockern die Geschichte auf und man erfährt einiges aus seiner Vergangenheit.