Rezension

Kann man lesen, muss man aber nicht

In dieser ganz besonderen Nacht - Nicole C. Vosseler

In dieser ganz besonderen Nacht
von Nicole C. Vosseler

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Handlung dümpelt sehr lange nur vor sich hin und durchs ganze Buch durch kam keine durchgängige Spannung bei mir auf. Natürlich könnte man das auch als eine ruhige Geschichte bezeichnen, das ist immer Ansichtssache. Mich konnte das Buch allerdings nicht fesseln, auch wenn es sich dank des teilweise humorvollen Schreibstils flüssig lesen ließ und auch durchaus eine gewisse Unterhaltung bot.
 
Mit Amber bin ich leider das ganze Buch lang nicht wirklich warm geworden. Teilweise fand ich ihre Handlungen fast schon dumm, auch wenn ihre Gefühle im Allgemeinen nachvollziehbar waren. Somit war ich auch relativ nachsichtig, was die bockiger-Teenager-Momente anging, schließlich hat sie gerade erst ihre Mutter verloren und da ist man eben nicht emotionell ausgeglichen. Daher fand ich es wieder gut, dass sie nicht keine Mitleidsnummer abzieht und nicht das arme Mädchen mimt.
Meine Gefühle ihr gegenüber sind also relativ gemischt, vor allem aber auch ziemlich neutral, sodass mich der im ersten Absatz prophezeite Tod von ihr die meiste Zeit nicht weiter störte.
 
Die Nebencharaktere waren weitgehend ziemlich liebenswert. Matt konnte mir mit seinen sarkastischen Kommentaren zwischendurch auch ein Lächeln auf die Lippen zaubern und Ted, Ambers Vater, der sich wirklich bemüht, auch einer zu sein, tat mir vor allem in Ambers zugegeben nicht unverständlichen Ich-wollte-hier-nicht-sein-und-du-hast-uns-damals-verlassen-Trotzphasen schon ein bisschen leid.
Nathaniel erzählt zwischenzeitlich auch immer mal wieder ein paar Absätze lang, aber auch er hat mich irgendwie eher kalt gelassen.
 
Außerdem kam mir die Geschichte oft ziemlich kitschig vor. Abgesehen davon, dass das Grundprinzip mit dem Umzug und dem Tod eines Elternteils natürlich sowieso nicht ganz so neu war, aufgrund der Bezüge sehe ich aber mal darüber hinweg.
Aber zum Beispiel Ambers Beziehung zu dem Haus, in dem sie Nathaniel trifft: Die Faszination für leerstehende Häuser ist in meinen Augen absolut verständlich, und wenn es schön ist, dann kann ich durchaus nachvollziehen, dass man dort seine freien Nachmittage verbringt. Aber musste Amber dann wirklich so ein Gefühl haben, so ein Ziehen zu dem Haus, als hätten sie eine Verbindung? Für mich war das ein bisschen zu viel des Guten.
Dasselbe gilt für die Beziehung mit Nathaniel. Die Liebesgeschichte konnte mich nicht wirklich fesseln oder mitreißen oder so.
 
Schön fand ich dagegen die Beschreibung von San Francisco. Der Autorin gelang es, wirklich Bilder von der Stadt in meinem Kopf entstehen zu lassen und man merkt, dass sie selbst dort war.
Außerdem entsteht aus der Sicht einer Deutschen (sowohl bezogen auf die Autorin als auch auf die Protagonistin) ein ganz anderes Bild des amerikanischen Lebens, als man es von den bekannten amerikanischen Büchern gewohnt ist. Das Leben in Amerika kam aber sehr authentisch und echt rüber.
 
Fazit: Zwar unterhaltsam und mit einer bildhaften Beschreibung San Franciscos, allerdings kitschig, langatmig und ohne Nähe zu den Hauptcharakteren