Rezension

Absolut empfehlenswert!

Gated - Die letzten 12 Tage - Amy Christine Parker

Gated - Die letzten 12 Tage
von Amy Christine Parker

Bewertet mit 5 Sternen

Lyla lebt in der kleinen Gemeinschaft Mandrodage Meadows, in die ihre Eltern mit ihr vor über zehn Jahren gezogen sind, als sie nach einem schweren Schicksalsschlag Hoffnung und Unterstützung bei Pioneer fanden, dem charismatischen Anführer der Gemeinschaft. Pioneer erhält Visionen von den „Brüdern“, die den nahenden Weltuntergang angekündigt haben. Zu dem Zweck hat die Gemeinde ein unterirdisches Silo errichtet, in das alle umziehen sollen, da sie als Auserwählte der Brüder die Apokalypse überleben werden.
Doch als Lyla eines Tages Cody, den Sohn des Sheriffs, kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von dem Jungen aus der Stadt und Cody wiederum von Lyla, die so anders lebt und denkt als er selbst. Mit der (verbotenen) Annäherung der beiden kommen Lyla Zweifel an ihrem Weltbild und den Lehren Pioneers auf, doch wie groß ist die Gefahr für das Mädchen wirklich?

Amy Christine Parker hat mit „Gated – Die letzten 12 Tage“ einen beklemmenden und wie ich finde realistischen Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt einer Sekte gegeben. Dieser Roman ist geeignet für junge aber auch für erwachsene Leser. Zugegebenermaßen ist die Gemeinde und die Handlung von typisch US-amerikanischen Elementen geprägt, die uns in Deutschland vielleicht eher merkwürdig vorkommen, wie das Schießtraining, der weit verbreitete Glaube an den Weltuntergang, das Leben in einer abgeschotteten Siedlung oder wie einfach man eine religiöse Gruppierung „gründen“ kann. Dennoch bleibt die Handlung so glaubwürdig, dass sie sich auch in Europa abspielen könnte. „Gated“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und weniger auf Effekthascherei und Spannung bedacht. Die immer wiederkehrenden Zweifel Lylas und ihr innerer Zwiespalt zwischen ihren aufmüpfigen Gedanken und der Lehre Pioneers, sowie ihr Gedankenumschwung, als sie von Cody anderen Wahrheiten ins Auge blickt, nehmen einen großen Teil des Buches ein, da sich Lylas Wandel nur langsam abspielen kann, nachdem sie jahrelang indoktriniert wurde.
Die Autorin beschreibt auch, welche Gründe Menschen haben könnten, sich einer solchen Gruppierung anzuschließen, z.B. Haltlosigkeit und Verzweiflung nach einen Schicksalsschlag bei Lylas Eltern.

Was mich sehr beeindruckte war die Neutralität, mit der Amy Christine Parker Lyla und die anderen Gemeindemitglieder von ihren Ansichten und ihrem Leben berichten ließ. Die Bewertung, was jetzt menschenverachtend oder böse ist, bleibt vielmehr dem Leser überlassen, der sich durch die Schilderung der Ereignisse selbst ein Bild machen muss. Zum Nachdenken und Recherchieren animieren ebenfalls die Zitate einiger realer Sektenführer zu Beginn eines jeden Kapitels, von deren Lebensweise und den geschichtlichen Ereignissen sich die Autorin wohl ebenfalls inspirieren ließ.

Fazit: Fünf Sterne für ein aufrüttelndes Buch, das Einblicke in die Lebenswelt einer Sekte gibt und den Wandel der jungen Lyla von einer „blind glaubenden“ zu einer selbst denkenden, hinterfragenden Person beschreibt. Und das alles noch mit einer süßen Romanze. Absolut empfehlenswert!