Rezension

Die Macht einer Religion

Gated - Die letzten 12 Tage - Amy Christine Parker

Gated - Die letzten 12 Tage
von Amy Christine Parker

Bewertet mit 5 Sternen

Bis vor Kurzem glaubte die siebzehnjährige Lyla, die Gemeinschaft von Mandrodage Meadows, in der sie mit ihrer Familie lebt, bewahre sie vor dem Bösen in der Welt und dem bevorstehenden Weltuntergang. Dann trifft sie Cody, einen Jungen von außerhalb, und stellt fest, dass sie in Wahrheit in einem perfiden Unterdrückungssystem gefangen ist. Doch Lylas Versuch, gegen Pioneer, den ebenso charismatischen wie gefährlichen Führer der Gemeinschaft, zu rebellieren, führt zum Kampf . .

Meine Meinung: 
Peoples Temple, die Manson Family - es gibt zahlreiche wahre Geschichten über religiöse Gemeinschaften, die in Massenselbstmord oder in Mord endeten. Diese Sekten predigen, dass sie selbst die Guten sind und alle anderen die Bösen - auch wenn das Böse sich eigentlich innerhalb der Gemeinde abspielt. Ähnliches erleben wir auch in dieser Geschichte. Lyla lebt in einer Gemeinschaft rund um den Anführer Pioneer, der seinen Leuten einredet, dass die Welt bald untergehen wird und sie auserwählt sind zu überleben. 

Doch Lyla zweifelt, eigentlich schon immer und hält sich dadurch selbst für schwach. All ihre Freunde und ihre Familie leben in dieser Gemeinschaft, dann kann das doch alles nicht schlecht sein, oder? Dieser Zwiespalt, den Lyla durchlebt, ist wirklich sehr realistisch und glaubwürdig dargestellt. Die Sprache des Buches ist zwar sehr einfach und die Gedanken, Gefühle und Ereignisse sind nicht sehr detailreich beschrieben, dennoch konnte ich mich richtig gut in Lyla hineinversetzen. Sie möchte unbedingt ein Teil der Gemeinschaft sein, ahnt aber auch, dass irgendetwas nicht stimmt. Mit auf diese Reise von Lyla zu gehen, hat mir persönlich wirklich gefallen und ich bin insbesondere begeistert davon, dass die "Liebesgeschichte" sehr zart beschrieben wird. Endlich haben wir nicht das typische "rosarote Brille"-Gehabe und das "Ach er ist so heiß"-Geschmachte. Hier geht es eher um die Faszination der außerhalb Lebenden und es ist daher wirklich glaubwürdig und wirkt nicht so aufgesetzt. 

Da es sich um ein Jugendbuch handelt, darf man nicht davon ausgehen, dass man sprachlich gefordert wird, dennoch hat mir die Geschichte absolut gut gefallen, weil die Grundidee einfach erschreckend realistisch ist und so eben auch schon wirklich vorgekommen ist. Es werden dazu auch noch unterschiedliche Charaktere gezeigt, die eben auf verschiedene Art und Weise mit ihrem Glauben umgehen. Lyla selbst, ihre Mutter, ihr Vater, ihre Freunde - es ist sehr interessant mitzuerleben, wie unterschiedlich alle dieses Leben leben. Ich kann die Geschichte daher nur empfehlen :) 

Fazit:
Für mich eine erschreckend glaubwürdige Geschichte rund um eine religiöse Gemeinde, die so in ihrem Glauben gefestigt ist, dass sie nicht mehr sieht, wer eigentlich das wirklich Böse verkörpert. Auch wenn die Sprache sehr einfach ist und man nicht sehr gefordert wird, hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Ich freu mich auf Band 2 und vergebe hier die vollen 5 Sterne :)