Rezension

Altes Märchen als moderne Love Story à la Hollywood

Cinder & Ella - Kelly Oram

Cinder & Ella
von Kelly Oram

Bewertet mit 4 Sternen

Ella hat einen schweren Autounfall und kämpft sich nach zahlreichen Operationen zurück ins Leben. Nach dieser schwierigen Zeit steht ihr ein weiterer mühsamer Weg bevor: Sie muss zu ihrem Vater und seiner Familie ziehen. Einziger Hoffnungsfunke ist ihr Chatfreund Cinder, den sie im echten Leben gar nicht kennt. Daher weiß sie nicht, dass er zu den Berühmtheiten Hollywoods zählt.

„Cinder & Ella“ von Kelly Oram ist ein märchenhafter Liebesroman, der mit charmanter Romantik und ernsten Themen dank zauberhaftem Stil die Prinzessin in die Arme des Prinzen führt. 

Während der letzten Wochen habe ich vermehrt zu düsterer, drückender Literatur gegriffen und habe mich auf eine süße Liebesgeschichte für zwischendurch gefreut. Obwohl „Cinder & Ella“ durchaus eine zuckersüße Love Story für Jugendliche ist, bin ich von den tiefgreifenden Themen beeindruckt, welche die Autorin auf so charmante Art zu einer märchenhaften Geschichte gesponnen hat. 

Ellas Leben hat sich von einem Moment auf den anderen radikal geändert, als sie bei einem furchtbaren Autounfall alles verlor. Fast ein Jahr später - nach vielen Operationen - soll sie zurück ins Leben finden und muss dafür zu ihrem Vater ziehen. 

In der familiären Konstellation verpackt Kelly Oram einen beileibe harten Part, der auf mich wie aus dem Leben gegriffen wirkt. Ellas Dad hat vor Jahren sie und ihre Mum verlassen und wartet mittlerweile mit einer neuen Familie auf. Hier schluckte ich oft gemeinsam mit Ella, weil das familiäre Glück des Vaters arg schmerzt. Ich an ihrer Stelle hätte direkter reagiert, ihn zur Rede gestellt und mit der Vergangenheit konfrontiert. Ohne Frage hat Ella mit ganz anderen Problemen zutun, die ihr im Alltag erhebliche Schwierigkeiten bereiten.

Der Unfall ist an ihr nicht spurlos vorüber gegangen, und damit spreche ich nicht vom seelischen Schaden. Sie hat mit körperlichen Konsequenzen zu kämpfen, denen sie sich ihr restliches Leben stellen muss. All das empfand ich als schockierend, erschreckend und ich bewunderte Ella für ihre lebensbejahende Einstellung, die sie - trotz allem - nach wie vor hat.

Daraus entwickelt sich ein Part, der dem Buch ordentlich Konfliktstoff gibt, den ich aber - in meiner vielleicht behüteten Welt - nicht nachvollziehen kann. Denn Ella fasst aufgrund des Unfalls und ihrer körperlichen Beeinträchtigung kaum Fuß in der Schule. Sie wird von den anderen nicht akzeptiert, sondern eher schikaniert, woraus sich im Lauf der Handlung ein arges Drama ergibt. Ich hoffe ernsthaft, dass sich Autorin Kelly Oram einer übertriebenen Zuspitzung bedient, weil ich mir nicht vorstellen mag, dass Jugendliche im wirklichen Leben so grausam sind. Dieser Punkt hat mir zum Denken gegeben, und sogar die beteiligten Erwachsenen haben aus meiner Sicht unverständlich reagiert. 

Trotz der ernsten Themen ist es ein aufregender Liebesroman, der die Herzchen flirren und die Schmetterlinge schwirren lässt. Ella ist heimlich in ihren Chatfreund Cinder verliebt. Sie ahnt aber nicht, dass er eine echte Berühmtheit in Hollywood ist. Daraus ergibt sich ein wundervoller Roman, der aus einem alten Märchen eine moderne Love Story à la Hollywood macht. 

Meiner Meinung nach ist „Cinder & Ella“ eine schöne Geschichte, die hinter der flockig-leichten Handlung ernste Themen versteckt. Ich freue mich, dass ich dem Buch eine Chance gegeben habe, und gestehe, dass ich eventuell die Fortsetzung lesen mag, weil ich neugierig auf die Weiterentwicklung bin.

Wer Aschenputtel im modernen Gewand begegnen will, dabei dem Zauber Hollywoods und dem Charme des Prinzen nicht widerstehen kann, hat mit „Cinder & Ella“ das perfekte Märchen zur Hand. 

Cinder & Ella:
1) Cinder & Ella
2) Cinder & Ella. Happy End - und dann?