Rezension

Ein modernes Märchen

Cinder & Ella - Kelly Oram

Cinder & Ella
von Kelly Oram

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem Ella gerade so einen schweren Autounfall überlebt hat, bei dem ihre Mutter ums Leben kam, zieht sie zu ihrem Vater, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat und seiner neuen Familie, nach Los Angeles. Dort fühlt sie sich allerdings wie eine Außenseiterin und ihre Narben, die sie vom Unfall davon getragen hat, machen alles noch viel schlimmer. Doch zum Glück hat sie ihren Chatfreund Cinder, den sie vor drei Jahren über ihren Blog kennengelernt hat. Nur weiß sie nicht, dass ausgerechnet er Amerikas angesagtester Schauspieler ist und sich in sie verliebt hat.

Nachdem dieses Buch so in den Himmel gelobt wurde, musste ich es nun mit Verspätung auch endlich zur Hand nehmen. Und was soll ich sagen, es war ein absolut großartiger Pageturner mit einer spannenden wie emotionalen Liebesgeschichte. 

Geschrieben wurde der Roman in der Ich-Perspektive, wobei meistens aus Ellas Sicht erzählt wurde, aber auch Cinders Perspektive kommt nicht zu kurz. Dabei ist der Schreibstil locker leicht und flüssig und ich bin einfach nur so durch die Seiten geflogen.

Das lag aber auch daran, dass die Geschichte absolut packend ist. Ich war von der ersten Seite mittendrin und konnte das Buch kaum noch zur Seite legen, weil ich unbedingt wissen wollte und musste, wie es mit Cinder und Ella weiter geht. Diese Liebesgeschichte, die sich größtenteils in Chatform und später durch Telefonate abspielt, fand ich sehr authentisch und nachvollziehbar geschrieben, wenn sie natürlich so wahrscheinlich niemals stattfinden würde. Dennoch wirkte sie real und darauf kommt es ja schließlich an. Außerdem gab es eine Menge Drama und interessante Wendungen, die teilweise sehr emotional waren. Allerdings spielt die Liebesgeschichte insgesamt eine eher nebensächliche Rolle, denn im Vordergrund steht Ellas psychische und soziale Weiterentwicklung nach dem schweren Schicksalsschlag, sowie die Probleme, die damit beim Einleben in ihrer neuen Familie und auch in der neuen Schule einhergehen. Dabei kommt es zu einer Menge tragischen Konflikten, aber auch zu außergewöhnlichen Einsichten und super tollen Freundschaften. Und am Ende wurde die Geschichte schön abgerundet auserzählt, weswegen ich gespannt bin, wie es wohl in Band zwei weiter gehen wird.

Und auch die Charaktere fand ich wirklich großartig geschrieben. Es gibt hier nur eher wenige Klischees und allesamt sind sie fassettenreich und vielschichtig. Vor allem mochte ich, dass es bei den einzelnen Charakteren nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern viele verschiedene Graustufen. Ella ist mit ihrer verstockten und grummeligen Art, ganz ehrlich, wahnsinnig anstrengend, doch weshalb sie so ist, war absolut nachvollziehbar und gerade weil sie nicht immer nur sympathisch ist, wirkte sie sehr lebendig. Andererseits ist da der um keinen Spruch verlegene, sehr liebenswerte Cinder, der mein Herz sofort erobern konnte. Und auch Ellas einzelnen Familienmitglieder und Schulkameraden sind ganz unterschiedliche, sehr gut geschriebene Persönlichkeiten.

Für mich gehört dieses Buch auf jeden Fall jetzt schon zu meinen Jahreshighlights, denn es konnte mich nicht nur wahnsinnig gut unterhalten. Es hat mich vielmehr, auch wenn es kein Buch ist, welches Tränen hervorlockt, berührt und die Geschichte wird mir sicher so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen.