Rezension

Der beste Polizist Kapstadts

Cobra - Deon Meyer

Cobra
von Deon Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Sehr spannender Krimi. Vielschichtig, mit einer guten Story, rasant in Szene gesetzt, in interessanter Umgebung und mit erstklassigen Charakteren, die man einfach mögen muss.

Auf einem Weingut werden drei Bodyguards erschossen und ein berühmter britischer Mathematiker verschwindet. Bennie Griessel und seine Kollegen von der Kriminalpolizei Kapstadt – die Valke – übernehmen den Fall. Die Täter sind völlig skrupellos und hinterlassen nur eine Spur: Geschosse mit dem Kopf einer Schlange.

Tyrone Kleinbooi, ein smarter, gerissener Taschendieb, macht einen verhängnisvollen Fehler. Es stiehlt die falsche Geldbörse. Die enthält nämlich das, was die Täter suchen. Und schon ist er in einen riesigen Schlamassel geraten, gefährlich und scheinbar aussichtslos.

Zwei Erzählstränge, die sich trefflich ergänzen. Durch die extrem schnellen Perspektivwechsel – die ich normalerweise gar nicht mag – gelingt es Deon Meyer, den Leser in einen Sog hineinzuziehen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Alles geschieht gleichzeitig und das Tempo steigert sich an manchen Stellen so dramatisch, dass ich regelrecht Atemnot bekam. Eine gelungenen Dramaturgie, die auch den Wechsel zwischen extremer Spannung und besinnlichen Passagen mühelos meistert.

Ich will nicht so viel zu Inhalt und Thematik verraten, denn ich habe selbst erst ab Seite 200 langsam begriffen, worum es wirklich geht. Nur so viel: die Spannung baut sich nicht über blutige Details, sondern rein über das Geschehen auf und das Thema könnte aktueller und brisanter kaum sein. Man ist immer genau auf Augenhöhe mit der Handlung und den Protagonisten, hat keinen Wissensvorsprung und tappt mit ihnen im Dunklen. Zwischen den Zeilen schwingt auch noch ein sehr spezieller Humor mit ohne dabei die Spannung zu stören oder die Ernsthaftigkeit zu gefährden.

Selten habe ich so viel Sympathie für die Figuren entwickelt, wie in „Cobra“. Deon Meyer zeichnet seine Figuren fast liebevoll. Er gibt genau so viel von ihnen Preis, dass man sie mag, aber nicht so viel, dass man ihrer überdrüssig wird. Griessel z.B., nicht mehr der Jüngste (er war schon unter dem Apartheit-Regime Polizist), trockener Alkoholiker, misstrauisch beäugt von den Kollegen und trotzdem ein klasse Polizist. Und dann hat er noch dieses delikate private Problem … mich hat es zum Schmunzeln gebracht, Männer sehen das vielleicht ganz anders.

Die politischen und sozialen Missstände Südafrikas fließen so ganz nebenbei ins Geschehen ein. Dennoch zeichnet Deon Meyer kein düsteres Bild seiner Heimat, eher das Gegenteil. Sein Südafrika ist bunt, ein Schmelztiegel, in dem sich europäische mit afrikanischer Kultur trefflich mischt. Ein Land, in dem nicht alles zum Besten steht, ein Land im Umbruch. Trotzdem haben die Menschen die Hoffnung nicht verloren, sondern kämpfen für eine bessere Zukunft.

Ein besonderes Lob an die Übersetzerin, der es geschafft hat, all die unterschiedlichen Dialekte in lesbares Deutsch zu bringen und die trotzdem noch so viel Fremdsprachiges übrig ließ, dass die Sprache ein authentisches Flair behält. Abgerundet durch ein recht informatives Glossar zum Thema „Afrikaans“ und ein Autorenporträt, lässt dieses Buch wirklich nichts zu wünschen übrig.