Rezension

Der Wald der Erinnerungen

Das Baumhaus -

Das Baumhaus
von Vera Buck

Bewertet mit 5 Sternen

Der Kinderbuchautor Henrik, seine Frau Nora und sein Sohn Fynn sind zusammen in das kleine Haus seines Großvaters, mitten in einem Wald in Schweden gezogen. In dieser Ruhe und Abgeschiedenheit möchten sie als Familie wieder zueinander finden, ausserdem verbindet Henrik viele schöne Kindheitserinnerungen an seinen Großvater. Während Nora versucht, vor ihrem Stalker, mit dem sie zuvor eine Affäre hatte zu fliehen, erwachen in Henrik immer mehr Erinnerungen an seine Tage in Schweden. Denn mitten im Wald entdeckte er ein Baumhaus und in diesem lebte ein Mädchen, dem er einst versprach, wieder zurückzukommen und sie zu befreien. Allerdings wurde Henrik nie geglaubt und alles seiner lebhaften Fantasie zugeordnet. Doch als Henrik bei einem Spaziergang das Baumhaus wieder findet, scheint es, als wären seine Erinnerungen doch wahr.
Schon mit ihrem letzten Thriller, Wolfskinder, konnte mich Autorin Vera Buck absolut fesseln und überzeugen, denn sie hat eine ganz besondere Art des Erzählens. Durch ihre sehr bildhafte Sprache werden Umgebungen und Ereignisse lebendig und man fühlte sich hier gleich mitten in einem Urwald in Schweden versetzt. Das bringt natürlich auch eine ganz besondere Atmosphäre, leicht düster, leicht beängstigend und auch einsam, denn wer hört einen schon in der Abgeschiedenheit, wenn außer dem eigenen Haus weit und breit nichts zu sehen ist. Allein damit konnte Vera Buck hier bei mir punkten und so manches Mal schlich sich eine Gänsehaut ein.
Spannend ist der Thriller vom ersten Augenblick an, denn der Prolog zeigt schon, dass hier mit vielen Ängsten der Leser, insbesondere Eltern, gespielt wird. Für mich als Mutter waren hier auf jeden Fall einige wirklich schlimme Momente enthalten, bei denen ich am eigenen Leib nachspüren konnte, was die Charaktere im Buch mitmachen. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und enden auch immer wieder mit fiesen Cliffhangern, die den Leser regelrecht durch die Seiten treiben.
Was ein klein bisschen verwirrend war, waren die einzelnen Zeitsprünge in Marlas Kindheit, da musste man durchaus aufpassen, in welcher Zeit man sich befand, weil es nicht direkt angezeigt wurde. Das wurde aber dann innerhalb des Buches leicht durchschaubar.
Ungewöhnlich sind die vielen, verschiedenen Perspektiven, aus denen die Handlung erzählt wird, was mir aber schon aus Wolfskinder bekannt war und dem Buch noch einmal zusätzlich einen besonderen Reiz gibt. Wir begleiten Henrik, Nora, Rosa, die in Schweden lebt und Marla, ein kleines Mädchen, das einst entführt und im Baumhaus gefangen gehalten wurde. Durch all diese wechselnden Sichten bekommt der Leser natürlich in vieles Einblicke, die die Charaktere im Buch natürlich nicht erahnen. Aber auch der Leser gerät hier immer wieder an neue Überraschungen, die man einfach nicht erahnen konnte und die Auflösung letzten Endes ließ mich sprachlos zurück.
Auf die einzelnen Charaktere möchte ich nicht im Detail eingehen, denn die sind echt absolut facettenreich gezeichnet. Jeder hat hier Geheimnisse und etwas zu verbergen und ob und wem man hier trauen kann, wird lange Zeit nicht klar.
Mein Fazit: Das Baumhaus ist ein temporeicher Thriller voller Plottwists und einer wirklich beängstigenden Geschichte. Als Leser wird man hier regelrecht durch die Seiten getrieben und man kann das Buch erst aus der Hand legen, wenn man es beendet hat. Für mich gehört Autorin Vera Buck mittlerweile zu den must reads unter den Thrillerautoren. Unbedingt lesen!