Rezension

Das letzte Viertel hat es mir verdorben

Das Baumhaus -

Das Baumhaus
von Vera Buck

Bewertet mit 3 Sternen

Mir hat das Buch über weite Strecken ausgesprochen gut gefallen. Das letzte Viertel hat es für mich dann jedoch verdorben.

Während es im ersten Viertel der Autorin Vera Buck sehr gut gelungen ist, den Handlungsspielraum vielversprechend breit und interessant anzulegen, fand ich die zweite Hälfte zu überfrachtet mit Ereignissen und Personen. Es wurde auf zuviele Büschen geklopft und leider wurde nichts ausgelassen. Die Bezugnahme auf Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter und Bullerbü fand ich von Anfang an unpassend und bei mir erzeugte sie weder Spannung zwischen diesen Idyllen der Kindheit und der dargestellten grausamen Realität, noch sah ich irgendwelche Parallelen zu einer der Figuren.

Bestimmte Dinge wurden bereits sehr früh in der Handlung durch schnelle Wendungen aufgedeckt. Das fand ich sehr positiv, dass die Ereignisse nicht erst am Ende sortiert werden und man dadurch als Leser*in stärker in die Ermittlung eingebunden ist. Jedoch in der Auflösung am Ende verstand ich, dass der Leser auf falsche Spuren geprügelt wurde und der Zufall eine zu große Rolle spielt. Und mich hat geärgert, dass bestimmte Zeitabläufe nicht stimmig waren.

Bis dahin hatte mir gefallen, dass der Text anschaulich und lebendig geschrieben ist, ohne sich in unnötigen Details zu verfangen. Emotional fand ich den Text zunächst gut balanciert. Es wurden zwar schreckliche Ereignisse dargestellt, jedoch mit einer gewissen Distanz. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass etwas eben so geschildert wurde, wie es war. Das wirkt alles sehr begreifbar. Während zum Ende hin es wohl eher darum ging, den Leser zu schocken, und Grusel und Action in den Thriller zu bringen. Sprachlich mochte ich den Text eigentlich sehr. Umso mehr haben dann die Ausreißer gestört, wo sich die Autorin zu konventioneller Ausdrücke und Bilder bediente. Im Verlauf wurden sie immer mehr.

Mir fiel es zwar etwas schwer, am Ende jedes Kapitels die Perspektive zu wechseln. Jedoch waren dadurch interessante Einblicke möglich und besonders die Beziehung von Nora und Henrik konnte besser verstanden werden. Viele der Figuren mochte ich allerdings nicht und sie wurden mir durch die Einblicke in ihr Seelenleben nicht sympathischer.

Bei Rosa hat mich von Anfang an genervt, dass mit ihr das Klischee bedient wurde, man müßte irgendwie gestört sein, um sich mit dem Tod zu beschäftigen. Sie nimmt mir mit ihrer eigenen Geschichte außerdem zuviel Raum ein. Ein paar Figuren, die allerdings untergeordnet sind, waren mir zu einfach und extrem angelegt. Nur weil man einer Figur wenig Raum gibt, muss sie doch keinem Prototyp entsprechen. Das ist mir zu billig.

Anfangs dachte ich, dass Vera Buck sehr gut durch die Geschichte führt und man immer das Gefühl hat, an der richtigen Stelle in der Handlung zu sein. Dann kam der erste Cliffhanger. Das finde ich immer einen billigen Trick, um die Spannung hochzuhalten. Für mich ist eine Führung, die man als Leser*in akzeptiert, die höhere Kunst und angenehmer. Auch die Träume wirkten auf mich wie ein Taschenspielertrick, um die Seiten zu füllen.

Zusammengenommen bewerte ich diesen Roman mit 3 Sternen. Hätte das letzte Viertel mehr dem Vorausgehenden entsprochen, wären es 4 Sterne geworden.