Rezension

Ein fesselnder und realistisch überzeugender Thriller sieht anders aus

Eine glückliche Familie -

Eine glückliche Familie
von Jackie Kabler

Beths Mutter ist verschwunden und hat ihren Mann und ihre zehnjährige Tochter zurückgelassen. Beth hat ihr ganzes Leben lang darum gekämpft, diesen Schmerz zu überwinden. Jetzt, dreißig Jahre später, hat Beth, eine geschiedene Mutter von zwei Kindern, eine erfolgreiche Karriere, viele Freunde und ist glücklich. Als ihre Mutter Alice wieder vor ihrer Haustür auftaucht und eine neue Beziehung zu Beth aufbauen will, kann sich Beth nichts Schöneres vorstellen. Doch dann beginnen seltsame Dinge in Beths Leben zu passieren...

Mit "Einer glückliche Familie" habe ich mich von Beginn an schwergetan. Es ist ein unglaubwürdiges Familiendrama mit ein paar Thrillerelementen. Mein Hauptproblem beim Lesen der schleppend, teils zu ausschweifend erzählten und vorhersehbaren Handlung war vor allem, dass mich noch die anfangs interessant klingende Geschichte in ihrer Umsetzung überzeugen konnte, noch dass ich mit der Protagonistin zu irgendeinem Zeitpunkt warm wurde.

Die Ich-Erzählerin Beth ist auf Dauer anstrengend. Sie zweifelte ständig an sich selbst, ist von Schuldgefühlen geplagt, aufgrund eines Vorfalls im Grundschulalter und fühlt sich unwürdig geliebt zu werden. Ihre ständige Litanei ist auf Dauer einfach nur nervig.
Und dann erst ihre Reaktion als ihre verschwundene Mutter Alice nach 30 Jahren plötzlich wieder auftaucht, ist alles andere als realistisch. Wenn man seine lang vermisste Mutter nach 30 Jahren an der Türschwelle vorfindet, ist man da nicht überrascht? Stellt man ihr da nicht tausend Fragen oder macht ihr irgendwelche Vorwürfe, da sie nie versucht hat, sich zu melden oder Kontakt aufzunehmen? Stattdessen heißt Beth sie mit offenen Armen willkommen, ohne großartige Fragen zu stellen und auch ihre Alarmglocken fangen nicht an zu schrillen aufgrund des zwielichtigen Verhaltens von Alice. Stattdessen macht sich Beth ständig Sorgen, dass ihre Mutter sie wieder verlassen wird.

Zudem weiß man nach schon nach weniger als der Hälfte des Buches, wohin die Reise gehen wird. Wer spannende Wendungen in der spannungsarmen und wenig temporeichen Handlung erwartet, wird bitterlich enttäuscht. Zwar werden zum Ende hin verschiedene Geheimnisse und Lügen enthüllt, wirklich schocken oder überraschen, konnte mich jedoch keine davon.

Die Inhaltsangabe von "Eine glückliche Familie" verspricht einen fesselnden Thriller, doch der Inhalt könnte nicht weiter davon entfernt sein. Ein unglaubwürdiger Handlungsverlauf und wenig überzeugende Charaktere verbunden mit einem langatmigen Erzählstil lassen den Thriller zu einem Reinfall werden.