Rezension

Ein gut durchdachter Schauerroman mit einer dichten und beklemmenden Atmosphäre!

Hinter diesen Türen -

Hinter diesen Türen
von Ruth Ware

Wenn ein Traumhaus in den Highlands zum Albtraum wird!

Rowan Caine nimmt eine Stelle als Kindermädchen in einem einsam gelegenen Haus in Schottland an, bei einer scheinbar perfekten Familie mit vier Töchtern. Doch ihr Traumjob wird für Rowan zum Albtraum. Die Atmosphäre im Haus ist extrem unheimlich. Sie fühlt sich ständig beobachtet – nicht nur von den Überwachungskameras, die in jedem Zimmer hängen. Dann findet sie die ominöse Warnung eines früheren Kindermädchens an die unbekannte Nachfolgerin und es geschehen immer mehr beängstigende, unerklärliche Dinge. Auch das Verhalten der Kinder wird immer seltsamer – bis es schließlich einen tragischen Todesfall gibt. Und Rowan gerät unter Mordverdacht. Um ihre Unschuld zu beweisen, greift sie zu einem verzweifelten Mittel.

"Hinter diesen Türen" von Ruth Ware ist ein Thriller, der in der dtv-Verlagsgesellschaft erschienen ist. Die komplette Geschichte ist aus der Perspektive von Rowan Caine, der Hauptprotagonistin geschrieben. Da sie zu Beginn im Gefängnis sitzt, verfasst sie die Geschehnisse aus ihrer Zeit als Kindermädchen in Heatherbrae detailliert in einem Brief zusammen. Dieser ist an einen Anwalt namens Mr Wrexham gerichtet, der ihre letzte Hoffnung zu sein scheint. In diesem Brief beteuert sie nicht nur ihre Unschuld, nach und nach schildert sie auch die genauen Gründe, warum sie sich hauptsächlich auf die Anzeige "Familie sucht erfahrene Kinderfrau" gemeldet hat. Deshalb konnte ich ihre Gedanken und Handlungen super verstehen und vor allem nachvollziehen. Rowan beschreibt einige mysteriöse Erlebnisse, die in Heatherbrae stattgefunden haben und wie sie den Alltag dort alleine mit drei, später vier nicht einfachen Kindern meistert. Sie möchte unbedingt ein Teil einer quirligen, sechsköpfigen Familie sein, die in einem wunderschönen, aber sehr abgelegenen Haus im schottischen Hochland wohnt. Die Arbeitgeber betreiben gemeinsam ein kleines Architekturbüro und sind mit ihrer Arbeit komplett beschäftigt. Eine Kinderfrau soll den Kindern endlich einen geregelten Alltag bieten, denn die vorherigen Nannys haben es dort nicht lange ausgehalten. Warum, das wurde gegen Ende aufgeklärt. Mein Verdacht der Gründe hat sich jedoch nicht bestätigt, weshalb ich mit einer Wendung überrascht wurde, die ich in keinster Weise vorhergesehen habe.

Viele Fragen haben sich mit der Zeit angesammelt, die mir bis zum Ende hin alle zufrieden stellend beantwortet wurden. Der angepriesene Mordfall hatte in der Geschichte überhaupt keinen großen Anteil, da er erst ganz am Ende vorgekommen ist. Da Rowan aber kurz danach verhaftet wurde, gab es die Auflösung ganz zum Schluss. Durch ein weiteres Geständnis einer anderen Person, ebenfalls in Briefform, wurde ich auch in diesem Punkt überrascht, da mir so weitere Fragen aus der Geschichte beantwortet wurden. Die Handlung beinhaltet auf jeden Fall eine beklemmende Atmosphäre, die zu jeder Zeit vorhanden war. Der bildliche, lebendige und flüssige Schreibstil der Autorin hat nicht nur für ein rasantes Lesetempo gesorgt, durch bildliche und detailreiche Beschreibungen konnte ich den Verlauf schon quasi vor mir sehen. Denn ich hatte während des Lesens unheimlich klare Bilder im Kopf, was mir unheimlich gut gefallen hat. Besonders das anschauliche Anwesen Heatherbrae der Familie Elincourt stach super hervor.

Das abgelegene Haus ist von außen zwar älter, jedoch sehr gepflegt und lädt zum Wohlfühlen ein. Dieses Haus, welches auf der Vorderseite seinen nostalgischen Charme spielen lässt, verblüfft das neue Kindermädchen auf den ersten Blick. Die Mischung aus alt und neu kommt hier super rüber, denn das Haus besitzt zwei Hälften, dessen Hinterseite nur aus modernsten Möbeln, Hightech und vor allem der großen Smart Home -Anlage "Happy" besteht, welches teilweise für eine unheimliche Komplettüberwachung sorgt. Der moderne Kühlschrank spricht mit den Bewohnern und setzt die Milch automatisch auf die Einkaufsliste, was auf den ersten Blick angesagt, hilfreich und bequem erscheint. Doch dass Rowan sich erst an ein großes Display gewöhnen muss, damit überhaupt Licht angeht, sie duschen kann und wie selbstverständlich keine Vorhänge mehr zuziehen muss, damit hat sie überhaupt nicht mit gerechnet. Sie lernt nicht nur die Vorteile, sondern auch sehr deutlich die Nachteile der modernen Technik kennen. Dabei rätselt sie um allerlei abergläubische Vorstellungen, die sich um das Haus und seine Geschichte ranken. Zwar haben sich dort nicht mehr Todesfälle und Tragödien ereignet als in jedem anderen alten Gebäude auch, doch aus irgendeinem Grund waren die Ereignisse in diesem Haus ein großer Nährboden für so manche Spukgeschichte in der Gegend. Dies hat die bisherigen Nannys derart beunruhigt, dass in den letzten vierzehn Monaten vier von ihnen gekündigt haben, sodass die Familie Elincourt voll und ganz auf die Musternanny Rowan setzt. Sie möchten ihr nicht von vornherein diese Misslichkeit verschweigen, außerdem bieten sie ihr ein großzügiges Gehalt an, in der Hoffnung eine Person zu finden, die sich verbindlich auf eine langfristige Zusammenarbeit von mindestens einem Jahr einlassen möchte. Rowan gefallen diese Vereinbarungen, doch es dauert nicht lange, bis sie merkt, dass das hohe Gehalt und der Luxus nicht alles sind.

Obwohl ich besonders von Rowan ein gutes Bild hatte, welches im Nachhinein immer klarer wurde, fand ich auch die Nebenprotagonisten gut dargestellt. Sie brauchten nicht ständig präsent zu sein, damit ich sie besser einschätzen konnte. Besonders die mittleren Mädchen der Eheleute Elincourt haben mir einige Fragezeichen ins Gesicht gezaubert. Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr beklemmend und sie besitzt eine dichte Atmosphäre. Leichte Gruselmomente haben mir zwar keinen Schauer über den Rücken gejagt, auch hätte ich das Buch nicht in die Kategorie Thriller zugeordnet. Für mich war dies ein sehr bildlicher Spannungsroman mit einigen unheimlichen Handlungen, der einen geschickt durchdachten Plot enthält und besonders am Ende einige Überraschungen parat hatte. Rowans' Art gefiel mir auch, denn sie ist nicht wie angegeben die perfekte Supernanny. Ihr wahrer Charakter kommt langsam ans Licht und ihre teilweise humorvolle Art hat sie sehr sympathisch und authentisch wirken lassen. Wie sie mit dem modernen Haus und dessen ultramoderne Technik umgeht, fand ich oft klasse beschrieben. In "Hinter diesen Türen“ spielen die Themen Technik und Smart Home Technologie eine ziemlich große Rolle, die wirklich gut eingearbeitet wurden. Ich habe den Inhalt ziemlich schnell durchgelesen, da mir das Gesamtpaket super gefallen hat. Einen konstanten, bzw. hohen Spannungsbogen konnte ich für mich persönlich jedoch nicht feststellen. Dies fand ich aber im Nachhinein nicht tragisch, denn dieser Schauerroman hat mir trotzdem unheimlich tolle Lesestunden beschert. Von mir 4,5 Sterne.