Rezension

Eine berührende Geschichte

Findelmädchen -

Findelmädchen
von Lilly Bernstein

„Findelmädchen“ ist das erste Buch, das ich von der Autorin Lilly Bernstein gelesen habe und ich bin schwer beeindruckt. „Trümmermädchen“  mit dem die Geschichte begann, kenne ich leider noch nicht, werde ich aber schnellstens nachholen. Wir werden in die Jahre des Wirtschaftswunders entführt, in denen jedoch immer noch die Nachwehen des Krieges zu spüren sind und dies mit aller Macht und Deutlichkeit.

Der Inhalt: Köln 1955; Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen leben endlich wieder bei ihrem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater. Von der Mutter fehlt seit Kriegsende jede Spur. Der Vater baut sich mit einem Büdchen eine neue Existenz auf. Jürgen beginnt bei Ford. Helga aber, die sich nichts sehnlicher wünscht, als aufs Gymnasium zu gehen, soll sich in der Haushaltungsschule auf ein Leben als Ehefrau vorbereiten. Während eines Praktikums im Waisenhaus muss sie entsetzt mitansehen, wie schlecht die Kinder dort behandelt werden. Schützend stellt sie sich vor ein sogenanntes „Besatzerkind“. Und sie verliebt sich. Doch die Schatten des Krieges bedrohen alles, was sie sich vom Leben erhofft hat.

Wow! Was für eine berührende und die Haut gehende Geschichte. Noch jetzt, nach Beendigung dieser herausragenden Lektüre, stehe ich unter Strom und habe dieses Gänsehaufeeling am Körper.

Der Schreibstil der Autorin ist sensationell und sie bringt uns mit aller Deutlichkeit das Leben in den Nachkriegsjahren nahe. Und all diese unfassbaren Dinge berühren mich wirklich sehr und sorgen ab und an für feuchte Augen. Wir lernen so viele unterschiedliche Menschen kennen und manche davon, allen voran natürlich Helga und ihre Bruder Jürgen sind mir ans Herz gewachsen. Das Schicksal, dass diese beiden erleiden mussten, ist unfassbar. Welche Freude also, als sie ihren Vater nach so vielen Jahren wiederfinden. Doch das Leben war nicht einfach. Ich habe mit Helga mitgelitten, während sie im Waisenhaus gearbeitet hat. Die Zustände, die  hier herrschten sind unvorstellbar und gingen mir wirklich unter die Haut. Hier wurde ich ja von zahlreichen Emotionen übermannt und die Hilflosigkeit der 15-jährigen Helga war förmlich zu spüren. Der Spannungsbogen dieser Lektüre war einmalig und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Für mich ein absolutes Lesehighlight, das ich von der ersten bis zur letzten Seite förmlich verschlungen habe. Selbstverständlich vergebe ich für dieses herausragende Lesevergnügen gerne 5 Sterne.