Rezension

Eine unerfüllte Liebe

Die Insel des Zorns -

Die Insel des Zorns
von Alex Michaelides

Bewertet mit 2 Sternen

Eine unerfüllte Liebe

Diese Geschichte ähnelt eher einem Theaterstück in fünf Akten, so wie die einzelnen Abschnitte auch übertitelt sind (Akt I, Akt II usw.), niedergeschrieben von einem Schriftsteller und Dramaturgen, wie er sich selbst nennt.

Sieben Personen verbringen eine gemeinsame Zeit auf einer einsamen Insel. Nur der Verwalter Nikos lebt dort dauerhaft. Die fiktive griechische Insel trägt den Namen Aura. Sie befindet sich im südlichen Teil der Ägäis und gehört zur Inselgruppe der Kykladen wie z.B. Mykonos. Die Einheimischen nennen Aura ehrfurchtsvoll »Die Insel des Zorns«, weil Wirbelstürme die Insel oft von der Außenwelt abschneiden.

Kann man den Titel des Buches aber nicht auch anders deuten? Beispielsweise könnte es auch eine bewusste Andeutung der Zornesausbrüche einiger Figuren sein!?

Abgesehen von dem Erzähler ist Lana Farrar die Protagonistin dieser Geschichte. Sie war einst eine gefeierte Hollywood-Schauspielerin und war mit dem Hollywood-Regisseur Otto Krantz verheiratet. Er hat auch diese Insel erworben und Lana geschenkt. Außer Lana sind noch ihr Ehemann Jason, ihr siebzehnjähriger Sohn Leo, ihre beste Freundin Kate sowie die Haushälterin Agathi, der Verwalter Nikos und Elliot Chase auf der Insel. Nicht alle können Chase leiden. Einige haben eine ablehnende Haltung ihm gegenüber, zuweilen tritt sogar Hass auf.

Die Erzählung erfolgt durchgehend von Elliot Chase. Durch seine Sichtweise bekommen wir fast ausschließlich von ihm Einblicke in das Handeln der einzelnen Figuren. Und was ist eigentlich mit ihm? Wir erfahren von Chase, dass er keine schöne Kindheit hatte und sich unsterblich verliebt hat. Durch seine Erzählungen erfahren wir viele Charaktereigenschaften – gewollt oder ungewollt? – über sich selbst. Er ist zum Beispiel eifersüchtig (Die Treffen von Lana und Jason hält er penibel nach Ort und Uhrzeit in einem Notizbuch fest). Aber auch über Lana selbst hat er viel zu berichten. Es hat den Anschein, dass er sie ausspioniert.

Zwischen den einzelnen Personen entstehen Spannungen, die sich mit der Zeit verstärken. Keiner traut dem anderen, und es wird Kritik geübt an dem einen oder der anderen. Chase ist in meinen Augen ein Intrigant und Soziopath. Er will die Handlungsabläufe so beeinflussen, wie es für ihn am vorteilhaftesten ist. Mit seinem Verhalten säht er Zwietracht unter den anderen Personen.

Es ist schwierig zu glauben, was er erzählt. Viele seiner Szenen entspringen seiner Fantasie und er adaptiert sie in den Ablauf der Geschichte. Einmal spricht er sogar davon, dass Lana ihn mit sieben Millionen Pfund in Ihrem Testament bedacht habe. Aber Elliots Freundschaft zu Lana ist ein einziges Missverständnis, sowohl aus seiner Sicht als auch der von Lana.

Final nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und einen Ausgang, mit dem man so nicht rechnen konnte.

Fazit:

Dieses Buch würde ich nicht als Thriller bezeichnen. Am Anfang habe ich mit Interesse gelesen und fand den Ansatz der Erzählung aus ein und derselben Sichtweise noch interessant.
Danach flachte aber mein Interesse ab. Durch viele Twists und Turns ist keine klare Gliederung zu erkennen und ich empfand das Setting mit zunehmendem Maße langatmig.
Elliot Chase ist gleichzeitig Teil der Gruppe. Ich hätte es besser gefunden, wenn ein Außenstehender die Geschichte erzählt hätte, also ein auktorialer Erzähler.
Ebenso werden Passagen auch doppelt erzählt (wie z.B. die Einladungen zum Besuch der Insel erfolgt sind).
Ich war von diesem Buch enttäuscht und vergebe daher nur zwei Sterne.