Rezension

fesselnd, spannend, blutig, brutal

Blutige Stufen -

Blutige Stufen
von Chris Carter

Bewertet mit 5 Sternen

Hinweis: Band 12, Vorwissen ist aber nicht zwingend notwendig, die Geschichte der Ermittler geht zwar über die Bände hinweg weiter, jedoch ist der Fall unabhängig von den vorherigen, so dass man dem Geschehen problemlos folgen kann, sollte man die anderen Bücher nicht kennen.

Für Detective Robert Hunter und seinen Partner Carlos Garcia ist es nicht planbar, wann Arbeit auf ihrem Tisch landet. Als UV-Einheit des LAPD befassen sie sich mit den äußerst brutalen und grausamen Mordfällen, die im Großraum Los Angeles geschehen. Als sie an den Tatort des ersten Opfers gerufen werden, erwartet sie ein Bild des Grauens. Obwohl beide Detectives schon viel Furchtbares vorgefunden haben, übertrifft die Brutalität und Intensität dieser Tat das bisher Gesehene noch. Für die Ermittler ist schnell klar: hier geht jemand mit einem ausgeklügelten Plan vor und hinterlässt kaum Spuren, weitere Opfer sind nicht unwahrscheinlich, vielleicht gab es sogar zuvor schon welche, für eine Spontanhandlung erscheint nämlich alles viel zu genau durchdacht. Als das nächste Opfer auftaucht, erhöht das den Druck auf die Detectives, doch die Beweise fehlen…

Der Schreibstil von Chris Carter ist wie gewohnt von Beginn an fesselnd und mitnehmend. Dieses Buch ist definitiv keine leichte Kost und nichts für Lesende, die Abstand von blutigen und brutalen Szenen nehmen möchten. Dieser neue Fall des Ermittlerduos ist geprägt von äußerst brutalen und blutigen Morden, unvorstellbaren Grausamkeiten, die auch mal Ekelgefühle auslösen können. Anschauliche Beschreibungen haben mein Kopfkino ziemlich angekurbelt und die Bilder, die dabei entstanden sind, waren echt nicht schön, haben die Geschehnisse im Buch jedoch unterstützt und das Spannungsmoment damit noch größer gemacht. Es ist nicht auf jeder Seite blutig, aber es gibt immer wieder Abschnitte, in denen das Auffinden der Opfer und die Abläufe der Taten eine Rolle spielen – Gänsehaut vorprogrammiert.
Schon der Einstieg in das Buch ist sehr spannend gestaltet und verbreitet eine unheimliche Atmosphäre, die sich durch die weitere Geschichte zieht. Ich empfand das Tempo der Handlung als durchweg hoch, auch wenn sich die Ereignisse nicht pausenlos überschlagen. In den scheinbar etwas ruhigeren Momenten, arbeiten Hunter und Garcia auf Hochtouren, um Hinweise, Parallelen und Zusammenhänge zu entdecken, Hinterbliebene zu befragen und irgendwie eine Spur zu finden, die vielleicht verhindern kann, dass noch jemand sterben muss. Nach und nach kommen dabei auch weitere erschreckende Details der Taten ans Licht, die das volle Ausmaß des Grauen offenbaren. Besonders zum Ende der Geschichte nimmt die Handlung dann noch mal richtig an Fahrt auf, es wird noch mal turbulent, sehr spannend und bringt eine andere Art von Nervenkitzel mit sich, als die Kapitel zuvor.
Während des Lesens kann man vermutlich gar nicht das gesamte Ausmaß der Brutalität erfassen, so erschreckend, erschütternd und unfassbar furchtbar es auch ist, was dort beschrieben wird. Man behält eine gewisse Distanz zu dem Geschehen, was die in der Geschichte Betroffenen nicht haben. Deren Empfindungen, die Angst und Zerrissenheit wurde anschaulich beschrieben und lässt die Handlung noch intensiver werden. Man erfasst dadurch noch mehr Facetten der Ereignisse und was diese auslösen.

Perspektivwechsel sorgen für zusätzlich Dynamik und Spannung im Buch. Die meiste Zeit begleitet man die Ermittler und deren Team, die unermüdlich arbeiten, recherchieren, Hinweise wälzen und Befragungen durchführen. Dazwischen gibt es aber immer wieder Abschnitte, in denen man neue oder potenzielle Opfer begleitet. So wird das Gänsehautfeeling noch weiter unterstützt, die Angst, die bei den Opfern ausgelöst wird, wird gut transportiert und damit greifbarer. Mir gefällt diese Mischung in der Handlung immer gut. So ist es nicht durchweg blutig und grausam, aber man hat auch nicht nur die Ermittlungsarbeiten – die ich jedoch wirklich interessant finde. Stück für Stück ergeben sich Zusammenhänge und Möglichkeiten, Ideen werden verworfen, neue gefasst und das alles unter dem Zeitdruck, der unaufhaltbar größer wird. Ich mag auch die Dynamik zwischen Robert und Carlos, die beiden sind mir sympathisch, arbeiten Hand in Hand und können sich immer voll aufeinander verlassen.
Rund um die beiden Ermittler gibt es ein paar Details, die aus den vorherigen Bänden noch mal aufgegriffen und wiederholt werden, es wird jedoch nicht die gesamte Lebensgeschichte der beiden noch mal erzählt. Ich empfand die Hinweise, die es auf persönliche Vorgeschichten gibt als eher dezent, wer die anderen Bände kennt, weiß zu ihnen etwas mehr, wer nicht, hat hier für die Handlung rund um die Morde aber keinen Nachteil. Ich mag es immer gern, wenn die Ermittler über eine Reihe hinweg etwas Tiefe und Seele bekommen, damit werden sie, ihre Reaktionen und Aktionen einfach noch mal nachvollziehbarer und man erhält ein klareres Bild zu ihnen. Besonders die Stärken und Fähigkeiten von Robert Hunter spielen während der Auflösung des Falles immer wieder eine Rolle. Wie er Zusammenhänge erkennt, Ideen entwickelt und Gespräche clever lenken kann, ist jedes Mal wieder beeindruckend.

Fazit

Ein Thriller, der es wirklich in sich hat! Es wird sehr spannend, besonders zum Ende hin turbulent, äußerst blutig und grausam und ist damit sicher nichts für jeden. Stück für Stück ergeben sich die furchtbaren Details der Taten, die eindrücklich und bildhaft beschrieben werden. Daneben steht aber auch die Ermittlungsarbeit von Hunter und Garcia immer wieder im Fokus. Es wird unermüdlich geforscht, hinterfragt, clever kombiniert, Ideen werden entwickelt und verworfen, Fährten werden aufgetan, die nicht alle brauchbar sind. So entsteht ein Geflecht aus Irrtümern, Ratlosigkeit, neuen Spuren und Zusammenhängen, den grausam zugerichteten Opfern, traumatisierten Hinterbliebenen und reichlich fesselnder Spannung.