Rezension

Rosen für die Liebe

Dornenherz - Jutta Wilke

Dornenherz
von Jutta Wilke

Bewertet mit 4 Sternen

Anna verlor ihre Schwester bei einem Autounfall. In ihrer Trauer verliert sie sich selbst immer mehr und wird zu ihrer Schwester Ruth. An deren Todestag macht sie sich endlich auf herauszufinden, wie viel von ihr selbst noch übrig ist. Dabei entdeckt sie, von einer geheimnisvollen Katze angelockt, eine Engelstatue, die in einem Meer aus weißen Rosen steht und deren Gesicht ihr ähnelt. Wie sehr ihr Schicksal mit der Geschichte des Engels verwoben ist, wird Anna noch erfahren.

Das Buch hält einen gefangen in seiner Welt. Ich habe es in einem Zug durchgelesen und nicht einmal 24 Stunden dafür benötigt! Außerdem bin ich schwerbegeistert von dem Cover. Dessen Schutzumschlag besteht aus einer Art Butterpapier und ergänzt das Bild, das auf den Einband gedruckt wurde. So wurde der Inhalt des Buches, Geschichten der Gegenwart und der Vergangenheit, bildlich umgesetzt. Thumbs up!

Primär wird die Geschichte von Anna erzählt, die um ihre Schwester trauert und ihren Platz in der Familie einzunehmen versucht. Jedoch die kursiv gedruckten Kapiteln erzählen die Geschichte von Johanna, deren Familie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer lukrativen Hochzeit zwingt. Die Verbindung zwischen Anna und Johanna fand ich grundsätzlich sehr gut. Ich mag die Idee, dass sich Geschichte wiederholt und man sie ändern kann. Gegen Ende hin übertrieb es die Autorin für meinen Geschmack.

Am Beginn eines jeden Kapitels mit Anna steht ein Gedicht, das über Rosen handelt. Die Gedichte an sich finde ich großartig, aber noch mehr gefällt mir der Zusammenhang mit der Geschichte. Anna lernt den jungen Gärtner Phil bei der Statue kennen, der ein kleines Büchlein voller Rosengedichte besitzt. Hier eines meiner Lieblingsgedichte:

Die Rose ist ohne Warum.
Sie blühet, weil sie blühet.
Sie achtet nicht ihrer selbst,
fragt nicht, ob man sie sieht.                       (Angelus Silesius, 1624-1677)

Im Hauptfokus des Romans stehen die Gefühle von Anna. Ihre Trauer, ihre Schuldgefühle, ihre Zuneigung zu Phil und ihr Erkennen, dass sie nicht Ruth ist und auch nicht sein möchte. Auch die schwierige Situation ihrer Familie wird beleuchtet. Es ist ein sehr gefühlvoller Roman, der völlig frei von Kitsch oder Gefühlsdusseleien ist.

Fazit: Eine tragische Geschichte, die einen nicht mehr loslässt. Abgesehen von der übertriebenen Verbindung zwischen den beiden jungen Frauen und von dem vorhersehbaren Ende, ein atemberaubendes Buch.