Rezension

Schade, schon zu Ende!

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé

Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 5 Sternen

Wer Rebecca Gablé als Autorin mag, wird auch dieses Buch nicht aus der Hand legen bevor die letzten Zeilen gelesen sind.

Bislang haben wir uns mit der Autorin sehr wohlgefühlt im südlichen England im 10. bis 15. Jahrhundert. Jetzt mit ihrem neuen Roman führt uns Rebecca Gable in unsere deutsche Vergangenheit, genauer gesagt in die Jahre 929 bis 941. Das ist die Zeit Otto I., genannt auch der Große und seines Vaters Heinrich I.

Heinrich und seine Gefolgschaft, sein Heer belagern im Winter 929 die im Havelland gelegene Brandenburg; als diese schließlich fällt, wird der slawische Prinz Tugomir an den Hof der Sieger verschleppt. Als Heinrich verstirbt und Otto, obwohl nicht der erstgeborene Sohn, sein Nachfolger wird, lebt Tugomir zwar weiterhin als Geisel an Ottos Hof, genießt aber doch bestimmte Freiheiten. Er entwickelt großes Wissen in der Heilkunde und erarbeitet sich damit eine gewisse Sicherheit und Stellung. Von Freundschaft zwischen Tugomir und Otto zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben, aber beide zollen dem jeweils anderen ein großes Maß an Respekt. Und sie sind sich ähnlicher in ihrem Denken, Fühlen und Handeln, als ihnen selbst eigentlich klar ist.

Neben diesen beiden Hauptakteuren treten viele weitere historisch belegte Personen auf, aber eine ganze Reihe Figuren hat die Autorin auch schlicht erfunden. In ihrer Aufstellung der wichtigsten Personen am Anfang des Buches hat Rebecca Gablé dazu eine leicht nachvollziehbare Kennzeichnung vorgenommen, in sehr lesenswerten „historischen Anmerkungen“ am Ende des Buches vermittelt die Autorin uns Lesers sehr anschaulich, wo in etwa die Linie zwischen historischer Wahrheit bzw. belegbaren Informationen und ihrer schriftstellerischen Fantasie verläuft.

Ungewohnt sind am Anfang die vielen Namen von Personen, Familien, Burgen und Schlössern und nicht zuletzt politischen Regionen. Bei letzterem hilft des Öfteren ein Blick in die Kartenskizze, die auf dem Vorsatzpapier abgedruckt ist.

Tugomir und Otto I., das sind die beiden zentralen Figuren des Romans, um sie herum gruppieren sich Ehefrauen, Geliebte, Kinder, Bischöfe und andere Männer und Frauen der Kirche, verbündete Herzöge und Fürsten, die schon morgen auch wieder Widersacher sein können.  Als Leser taucht man ein in eine völlig andere Welt und in eine Zeit, in der Kinder schon in jungen Jahren, viel früher als heute erwachsen und mit Verantwortung belegt waren. Aber andererseits waren die um die Vierzigjährigen auch schon im Greisenalter und die Lebenserwartung in den meisten Fällen schon bald am Ende angekommen.

Rebecca Gablé hat mit diesem Buch ein neues Themenfeld für weitere Romane um diese Zeit und um diese Personen eröffnet. Ich habe große Lust, hier noch mehr zu lesen so wie man sich auch bei ihren anderen Büchern immer wieder freut, den Waringhams in den unterschiedlichsten Epochen zu begegnen.

Ich kann auch diesen neuen Roman von Rebecca Gablé uneingeschränkt empfehlen. Geschichte erfahren und erlesen mit dieser Autorin macht einfach Spaß.