Rezension

Smoke on the Water

Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant
von Sally Green

Bewertet mit 3 Sternen

Mein erster Gedanke beim Lesen des Buchtitels „Kingdoms of Smoke“ hatte mit Drachen zu tun. Mein zweiter Gedanke summte den Song „Smoke on the Water“. Beide Gedanken haben nicht viel mit dem Rauch zu tun, über den Sally Green schreibt. In ihrer Fantasy-Welt gibt es keine Drachen, es sei denn man möchte Catherines Vater als Drachen bezeichnen, der mit eiserner, rücksichtsloser und grausamer Hand über Brigant herrscht. In Brigant haben Frauen keinen Stellenwert. Sie dürfen nur hübsch aussehen oder sich nützlich machen können, sollten möglichst nicht den Mund aufmachen und am besten nicht denken. Leider braucht man sie zum Kinder in die Welt setzen, daher dürfen sie immerhin existieren. Prinzessin Catherine soll wegen einer Männerallianz ins Nachbarland verheiratet werden. Sie ist äußerst gut erzogen und fügt sich ohne zu murren, obwohl sie eigentlich in ihren Leibgardisten Ambrose verliebt ist. Der schwebt allerdings in großer Gefahr, weil man beiden an der Nasenspitze ihre Gefühle ansehen kann und Catherine um jeden Preis nach Pitoria verheiratet werden muss. In Pitoria sind die Sitten etwas lockerer und Frauen wesentlich freier. Im Norden des Landes gibt es das Dämonenland. Unwirtliches Gelände, bevölkert von Dämonen. Es ist eigentlich verboten, sich auch nur in die Nähe zu begeben, aber Tash und ihr Boss/Ziehvater sind Dämonenjäger und verkaufen Dämonenrauch auf dem Schwarzmarkt. Haben sie erfolgreich einen Dämon erlegt, dann verflüchtigt sich dessen Seele zu Rauch. Man muss nur schnell genug sein, den Rauch auffangen und schon hat man eine exquisite Droge, die benebelt und glücklich macht. Nun, der Roman heißt nicht von ungefähr „die Verschwörung von Brigant“ - Catherine, Ambrose, Tash und eine Reihe von weiteren Figuren geraten in einen Strudel verschiedenster Ereignisse, die sie unweigerlich alle an einem Punkt zusammenbringen wird und der Dämonenrauch spielt dabei keine unwesentliche Rolle.

Sally Green legt hier einen klassischen Jugendroman vor, deren Schwerpunkt die jungen weiblichen Figuren sind, obwohl es eigentlich mehr männliche Charaktere gibt. Catherine und Tash liegen ihr am Herzen, das liest sich sofort heraus. Beide sind in feindlicher Umgebung groß geworden und haben es zu überleben gelernt, wenn auch auf sehr verschiedene Art und Weise. Nun dürfen sie sich in der Geschichte entwickeln und an den Herausforderungen wachsen. Ein nächstes Schlagwort ist Diversität. Klassische Turteleien reichen heutzutage nicht mehr aus, um alle seine Leser abzuholen. Neben der verbotenen Romanze zwischen Catherine und Ambrose braucht es auch eine queere Schwärmerei. Das finde ich grundsätzlich nicht verkehrt. Noch besser würde ich es aber finden, wenn die als queer angelegten Charaktere etwas weniger vor Klischee triefen würden. Dann würde sich alles auch nach echter Vielfalt anfühlen.

Womit ich allerdings meine größten Schwierigkeiten hatte, mal abgesehen von der zum Teil krassen Vorhersehbarkeit der Handlung, war die Erzählweise. Die Story wird durch die wechselnde Perspektive der Hauptcharaktere erzählt. Teilweise in sehr sehr kurzen Kapiteln. So soll sich die Spannung erhalten und nicht alle Geheimnisse zugleich enthüllt werden – so ist zumindest meine Interpretation, warum Sally Green sich für diese Art der Erzählung entschieden hat. Das funktioniert nur leider nicht, sondern störte einfach nur erheblich meinen Lesefluss. Den Figuren wird viel zu wenig Raum gegeben, um sich zu entfalten und Tiefen entwickeln zu können. Ich als Leser habe zu wenig Zeit, um mich auf die Charaktere einstellen zu können, sie erhalten kaum die Chance mir wichtig zu werden und das ist der Tod einer jeden Geschichte.

Mich konnte „Kingdoms of Smoke“ nicht überzeugen. Man merkte dem Buch zu sehr seine Konstruktion an.