Rezension

Sogar noch besser als der Reihenauftakt

Vortex - Das Mädchen, das die Zeit durchbrach - Anna Benning

Vortex - Das Mädchen, das die Zeit durchbrach
von Anna Benning

Für Leserinnen und Leser, die den Reihenauftakt „Vortex – Der Tag, an dem die Welt zerriss“ noch nichts gelesen haben, beginnt diese Besprechung mit einem Spoiler.

Inhalt:

Nachdem Bale und Elaine einen Großteil der Zonengebiete geöffnet und die Vermengten freigelassen hatten, waren die umliegenden Städte nicht mehr sicher. Bale und Elaine hatten in Sanktum Schutz vor dem Kuratorium und dessen Leiter Hawthorne gesucht.

Hawthorne wollte den Urvortex vernichten und so den Lauf der letzten achtzig Jahre auf den Kopf stellen, was die Existenz aller Vermengten aus der Zeitlinie gestrichen hätte.

Durch einen Stick, der in die Hände der Grunder gelangt ist, und auf dem sich eine Aufzeichnung einer Konferenz der Kuratoriumsleiter befand, erfahren Elaine und ihre Freunde nunmehr von einem mysteriösen Projekt namens Aeolus und der Weiterentwicklung der Nullsensoren.

Das Kuratorium scheint einen neuen Plan zu haben, die Zeitlinie zu ihren Gunsten zu verändern und die Existenz der Vermengten auszulöschen.

 

Meinung:

Nach der Freilassung der Vermengten, haben sich die verschiedenen Gruppierungen noch weiter radikalisiert. Das Grüne Beben plant genauso wie Der Rote Sturm einen Schlag gegen die Menschen, die sie über die Jahre hinweg unterdrückt hatten.

Aber auch das Kuratorium hat weiter an seinen Plänen gearbeitet. Die Informationen, die sich auf dem Stick befinden, verraten, dass sich mittlerweile alle Kuratoriumsleiter Hawthorne angeschlossen haben. Die Situation hat sich soweit zugespitzt, dass ein Krieg unvermeidbar erscheint.

Die Geschichte wird weiterhin aus der Perspektive von Elaine erzählt, einer Läuferin, die einst für das und nunmehr gegen das Kuratorium kämpft. Elaine ist ein selbstloser Charakter. Sie zögert nicht, ihr Leben für diejenigen aufs Spiel zu setzen, die ihr am Herzen liegen.
Per se - eine wunderbare Charaktereigenschaft, die sich im zweiten Band oft manifestiert.

In Band zwei bricht Elaine gemeinsam mit Luka, Bale, Susie und Fagus auf, um Hawthornes Pläne zu vereiteln. Das Buch hält sich lange mit der Etablierung der Gruppendynamik auf und schenkt dem Leser hier einige schöne Lesemomente. Anna Benning gelingt es erneut komplexe Charaktere in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen.

Lag der Fokus im ersten Teil dieser Reihe noch auf den Grundern, so stellt uns Anna Benning in Band zwei das „Wasservolk“ - die Schwimmer – genauer vor. Auch die neuen Figuren sind bis zur Unwichtigsten von ihnen minutiös und detailliert ausgearbeitet, ohne dass dabei die Fortführung der Geschichte aus dem Fokus gerät.

Hier gibt es z.B. Mikoorganismen, die sich an den Körper eines Lebewesens heften und je nach Stimmung des Trägers ihre Farbe verändern. Ein Schauspiel, das - ich zitiere Elaine – an das Verhalten eines Stimmungsrings erinnert.

Im weiteren Verlauf der Geschichte müssen Elaine und ihre Freunde erneut in der Zeit reisen. Dieser „Ausflug“, soviel kann ich verraten, wird zwar abenteuerlich verlaufen, aber tragisch enden.

Gerade im letzten Teil des Buches beobachte man die Figuren auf ihrem Leidensweg, ehe das Chaos ausbricht - und das an gleich an mehreren Fronten.

 

Fazit:

"Vortex – Das Mädchen, das die Zeit durchbrach" treibt den durch den Vorgänger ohnehin bereits bis zum Anschlag gespannten Spannungsbogen noch weiter.

Anna Benning Buch ist für ihre Leser eine tour d'horizon durch ihre Fantasywelt, für ihre Figuren allerdings eine tour de force.

Es bringt den Leser zum Staunen und Mitleiden. Kein schwaches Mitleiden, sondern echte Anteilnahme, die einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt.

Die Geschichte endet mit einem kinoreifen Cliffhanger, der einen mit dem Wunsch einer Zeitreise zum Erscheinungsdatum des dritten Bandes (Frühjahr 2021) zurücklässt.

 

Buchzitate:

Meine Mutter hatte früher immer zu mir gesagt, ein richtiger Nachthimmel, der nicht vom Smog der Großstadt überlagert war, sehe aus, als hätte ein Maler jeden Millimeter mit weißen Farbspritzern bedeckt.