Rezension

Der Sohn

Der Sohn
von Jo Nesbø

Bewertet mit 5 Sternen

Für mich war es der erste Krimi von Jo Nesbo. Die Harry Hole Buchreihe kenne ich nicht, aber das wird sich bestimmt bald ändern, da mir "Der Sohn" schon sehr gut gefallen hat.
Hier geht es um Sonny, dem Sohn eines Polizeibeamten, der den Glauben an seinen Vater und das Gute im Menschen verloren hat, als er als Jugendlicher herausgefunden hat, dass sein Vater korrupt war und Hand in Hand mit den "Bösen" gearbeitet hat. Nun sitzt Sonny im Gefängnis, und zwar für zwei Morde, die er nicht begangen hat. Sonny ist ein besonderer Charakter. Er hat das Vertrauen vieler Gefängnisinsassen und gilt als Beichtvater und jemand, der ihnen ihre Sünden vergeben kann. Durch seine ruhige und ehrliche Art würde man ihm nicht zutrauen, dass er Menschen überhaupt etwas antun könnte.

Als Sonny eines Tages erfährt, dass sein Vater gar nicht korrupt war und auch keinen Selbstmord begangen hat, will Sonny Rache. Er bricht aus dem Gefängnis aus und begibt sich auf einen Rachefeldzug, bei dem er alle töten will, die mit dem Tod seines Vaters zu tun hatten und unschuldige Menschen umgebracht haben. Dabei hat die Art und Weise, durch die er die Täter umbringt stets etwas damit zu tun, wie diese vorher ihre Opfer ermordet haben. Dadurch dass man Sonnys Motive absolut nachvollziehen kann, fällt es dem Leser schwer, Sonny als Täter zu sehen, sondern eher als Opfer, der nun nach Gerechtigkeit strebt.

Der Kriminalbeamter, der auf seine Morde angesetzt wird, ist Simon Kefas, ausgerechnet der beste Freund von Sonnys Vater. Eine interessante Konstellation, die durch einige unerwartete Wendungen im letzten Drittel des Buches noch einmal an Spannung gewinnt. Am Ende des Buches weiß man eigentlich nicht mehr, wer nun gut und wer böse ist. Das Ende ist auch recht offen, was ich in diesem Fall gut finde, auch wenn ich eigentlich kein großer Fan offener Enden bin. Hier ist es gut gelungen und passt zum Buch.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Die Spannung wird konstant hoch gehalten, vor allem durch viele unerwartete Wendungen, so dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand geben möchte. Die Charaktere waren mir sympathisch, auch wenn einige nicht das sind, was sie auf den ersten Blick vorzugeben scheinen. Doch genau das hat mir auch gefallen, dieses Unvorhersehbare, was einen guten Krimi ausmacht.