Rezension

Racheengel

Der Sohn
von Jo Nesbø

Zum Inhalt:
Der Vater ein korrupter Polizist, der sich umgebracht hat; die Mutter danach zerbrochen und an Alkohol und Drogen gestorben, - was soll das Leben für einen Jugendlichen dann noch bieten? Sonny hat sich fallen lassen, nimmt Drogen, sitzt im Knast, erteilt dort die Absolution und gesteht aus lauter Gefälligkeit (und für Heroin bis ans Ende seiner Zeit im Knast) zwei Morde.
Aber dann erfährt er, dass das Geständnis seines Vaters erzwungen und dieser ermordet wurde. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und nimmt Rache an all denen, die für diesen und die von ihm gestandenen Morde verantwortlich sind.

Mein Eindruck:
Eine fast schon religiös anmutende Geschichte um einen Menschen auf einem Feldzug, der durch sein freundliches und höfliches Wesen dafür sorgt, dass andere Menschen ihn unterstützen, obwohl sie um seine Person wissen und sich dadurch selbst in Gefahr bringen.
Leider ist dieser Punkt jedoch ein gewisses Manko der Geschichte: Ist es wirklich glaubwürdig, dass ein mehrfacher Mörder geschätzt und geschützt wird, weil er „bitte“ und „danke“ beherrscht und seine Mitmenschen nicht ausplündert, sondern anlächelt? Nichtsdestotrotz muss man Nesbo ein großes Kompliment für seine Fähigkeit machen, Sonny so positiv und sympathisch zu zeichnen, dass die Leserschaft mit ihm fühlt und hofft, dass er die bösen Buben zur Strecke bringt, nicht rückfällig wird, das Mädchen bekommt und mit ihm glücklich bis ans Ende seiner Tage lebt.
Die sonstigen Figuren (bis auf die ganz bösen Bösen) zeichnet eine Vielschichtigkeit des Charakters aus, die bei Thrillern eher selten ist. Abgesehen von den Personen bietet der Plot einige wirklich überraschenden Wendungen und unterhält bis zum offiziellen Ende. Nur den Epilog hätte Nesbo sich sparen sollen, - da wird es des Guten doch ein bisschen zu viel.

Fazit:
Spannende, wenn auch unrealistische Geschichte mit klarer Botschaft: Wer Gutes tut, dem wird Gutes getan, - mit dem Bösen verhält es sich ebenso!

4 Sterne