Rezension

Solider Thriller mit kleinen Mängeln

Krähenmädchen - Erik Axl Sund

Krähenmädchen
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Stockholm wird die Leiche eines Jungen gefunden. Der Zustand deutet darauf hin, dass der Junge vor seinem Tod schwer misshandelt worden ist. Darüber hinaus sind seine Genitalien entfernt worden. Die Kommissarin Jeanette Kihlberg beginnt mit den Ermittlungen, kurz darauf werden weitere Leichen gefunden. Trotzdem geraten die Ermittlungen immer mehr ins Stocken und werden teilweise sogar von der Staatsanwaltschaft blockiert. Jeanette, die nicht nur mit einem schwierigen Fall, sondern auch noch mit einem arbeitsscheuen Mann geschlagen ist, setzt ihre Hoffnungen auf Sofia Zetterlund. Diese ist Psychologin und hatte sowohl mit einem Verdächtigen als auch mit einem der Opfer beruflich zu tun. Kann Sofia Licht ins Dunkel bringen?

Bei Krähenmädchen handelt es sich um einen „typischen“ schwedischen Thriller: Sehr düster und mit einer Kommissarin, die auch privat schwer gestresst ist. Sehr gut gefallen haben mir die kurzen Kapitel. Das mag ich generell gerne, weil man auf diese Weise besser am Ball bleiben kann und auch mal die Lektüre unterbrechen kann, ohne den Faden zu verlieren. Von der Thematik her (Kindesmissbrauch, Pädophilie…) und auch aufgrund der detaillierten Schilderungen ist das Buch eher nicht für Zartbesaitete geeignet.

Insgesamt ist das Buch spannend geschrieben, man wird immer wieder mal auf eine andere Fährte gelockt, obwohl dann doch ziemlich bald eine grobe Richtung feststeht, für die man dann nur noch die endgültige Auflösung sucht. Die vielen Details aus dem Privatleben der Kommissarin waren teilweise für den Fortgang der Geschichte eher störend. Eine besonders große Sympathie konnte ich trotz dieser vielen Details für die Kommissarin nicht aufbauen, irgendwie wirkte sie mir insgesamt zu wenig emotional und zu unbeteiligt. Sofia fand ich als Figur dann etwas spannender, das Thema multiple Persönlichkeit ist interessant, wurde hier aber noch nicht wirklich gut entwickelt, da nur eine Persönlichkeit wirklich ausführlich dargestellt wurde. Über Victoria Bergman hat man zwar einiges erfahren, aber ich gehe davon aus, dass dies im 2. Teil der Trilogie vertieft werden wird. Als äußerst unbefriedigend empfand ich das offene Ende, durch das man quasi gezwungen wird, den 2. Teil ebenfalls zu lesen, wenn man wissen will wie es ausgeht. Wer lieber abgeschlossene Handlungen mag, ist mit Krähenmädchen demnach nicht gut beraten. Insgesamt halte ich Krähenmädchen aber für einen soliden Thriller mit einigen kleineren Mängeln. Ich werde also mindestens noch den 2. Teil lesen.