Rezension

The Sweetness at the Bottom of the Pie - Genialer chem. Briefmarkenkrimi

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet - Alan Bradley

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet
von Alan Bradley

Bewertet mit 4 Sternen

Flavia Sabina de Luce ist eine ironische, gewitzte und gerissene Figur mit viel Intelligenz, einer interessanten Familie und ungewöhnlichen Leidenschaften. Unsere Heldin der Geschichte ist eine elfjährige Giftmischerin, die aus einer nüchternen, reichen Familie stammt und in ihrem Zimmer ein Labor betreibt. Denn nichts liebt sie inniger als die Chemie. Eines Tages jedoch wird sie Zeugin eines Streits zwischen ihrem Vater Colonel de Luce und einem unbekanntem Mann. Blöd nur, dass Flavia gerade diesen Mann sterbend im Gurkenbeet findet, ihr Vater wegen Mordes verhaftet wird und ihre großen Schwestern die Intelligenz eines Huhn besitzen.

Detektivin der Story: Ein kleines, britisches Mädchen nach dem Krieg. Ihre Waffen: Ein hoher IQ, einen selbstbewussten, zynischen Charakter, ein photographisches Gedächtnis und die Chemie im Gepäck. Ich versprach mir eine enorm spannende Geschichte, dies ist "Mord im Gurkenbeet" allerdings nicht. Die Handlung ist interessant und wirklich sehr gut geschrieben. Der Stil des Autors macht das besondere der Geschichte aus und der Leser kann ins Lesen richtig versinken, Spannung jedoch kommt nicht wirklich auf.

Der Fokus der Geschichte liegt stark auf Flavia. Ein Grund warum ich vier Sterne vergebe, da Flavia eine Figur ist, die ich noch in keinem anderem Buch wiedererkennen kann. Eine überaus sympathisch, freche und altkluge Heldin mit einer wirklich seltsamen Familie. Ihre Gedanken und Analysen fand ich immer sehr amüsant und unterhaltend, besonders wenn Flavia ihr Familienleben beschreibt. Der Autor hauchte seiner Figur soviel Leben ein, dass man Flavia und ihr Fahrrad Gladys richtig ins Herz schloss.

Aber nun zurück zur fehlenden Spannung. Neben Flavia und dem Mord dreht sich die Geschichte ebenfalls viel um wertvolle Briefmarken und die Vergangenheit des Colonel de Luce. Eher Gähn! Da die "brandheißen" Storys über Penny Blacks und Rächer von Ulster nicht gerade mein Fall waren. Auf der anderen Seite war dies wirklich mal was neues und der Autor schaffte es überwiegend nicht das Interesse seiner Leser zu verlieren.

Insgesamt war dieser Krimi für mich eine nette Lektüre von der ich gerne ein paar Fortsetzungen lesen würde. Zu bemängeln habe ich allerdings ein paar Ausschweifungen, die der Autor des öfteren hatte, wenn er über den Colonel schrieb und ein paar Ungereimtheiten und Unklarheiten zum Beispiel bezüglich Dogger. Warum öffnet er die Türe seines Herrn einen Spalt breit und fragt nach ihm, obwohl er doch weiß, dass dieser gerade von der Polizei festgenommen wurde? Was wiederfuhr Mary wirklich? In welcher Beziehung standen Mary, Ned und Ophelia zueinander, besonders am Ende war für mich dies nicht ganz deutlich, da die Ich-Erzählerin Flavia nur unzureichende Andeutungen preisgab. Kleinigkeiten die der Geschichte aber keinen Abbruch tun.

"Ein seltsames Gefühl überkam mich, als wäre ich ein Regenschirm, der sich daran erinnert, wie es ist, wenn man sich bei Regen öffnet."