Rezension

Eine abenteuerliche Geschichte mit Tiefgang über die magische Welt der Bücher

Die magische Bibliothek der Buks 1: Das Verrückte Orakel -

Die magische Bibliothek der Buks 1: Das Verrückte Orakel
von Nina George

Bewertet mit 5 Sternen

„Die magische Bibliothek der Buks – das Verrückte Orakel“ ist der erste Band einer zweiteiligen Reihe über die kleinen Buchschutzgeister. Diese leben in einer alten, von der Welt vergessenen Bibliothek und haben die Aufgabe, die Bücher zu bewahren. Denn die Menschen haben Bücher schon vor Jahrzehnten aus ihrem Leben verbannt, und die Regierung setzt alles daran, dass dies so bleibt. Denn Bücher regen die Phantasie an, beflügeln, und stellen somit eine potentielle Gefahr für das System dar. Stattdessen gibt es Tablets, Hologramme im Schulunterricht, Handys mit Tracking-Apps, Videoüberwachung, Desinformation. Klingt dystopisch? Ist es auch, jedoch auf kindgerechtem Niveau. Als erwachsener Leser erkennt man dezente Anspielungen auf „1984“ und „Fahrenheit 451“; Ray Bradburys Klassiker wird sogar in der Geschichte erwähnt und spielt eine kleine, aber entscheidende Rolle.  

Die Buks sind verzweifelt, denn ihre geliebten Bücher schweben in großer Gefahr, da immer mehr von der merkwürdigen Bleichkrankheit befallen sind, die sie unwiederbringlich zerstört. In einer stürmischen Nacht prophezeit das geheimnisvolle Orakel den Buks, dass fünf Kinder die Rettung bringen könnten. Als kurz darauf die vier Freunde Thommy, Nola, Finn und Mira auf die alte versteckte Bibliothek und ihre bukigen Bewohner stoßen, schöpfen die Buks Hoffnung. Doch wie können die vier den kleinen Wesen helfen? Noch dazu unbemerkt, denn die Tracking-App verfolgt jeden ihrer Schritte, und dann ist da auch noch Geraldine, die neugierige Tochter der Bildungsministerin, die mit den vieren noch eine Rechnung offen hat…

Ich habe dieses Buch zusammen mit meinem zehnjährigen Sohn gelesen. Die skurrilen, vorwitzigen Buks, die ihren sprechenden Namen wie Ohht-Kwisien, Reimling, Rebella, Sherlokko, Algebra, Thesaurus, Romantika, Spielothekus oder Attila alle Ehre machen, wuchsen uns dabei immer mehr ans Herz. Auf den ersten Seiten war ich noch etwas skeptisch, da sie ein wenig albern auf mich wirkten, doch dieser Eindruck verflüchtigte sich schnell nach dem ersten Kapitel. Die Geschichte entwickelt mit dem Auftritt der Kinder rasch viel Tiefgang, und die humorvollen Einwürfe bestimmter Buks bilden eine lustige Auflockerung der spannenden und abenteuerlichen Handlung. Der Schreibstil des Autorenduos ist sehr lebendig, sprachlich abwechslungsreich, kreativ und gewandt, so dass es wirklich Freude macht, dieses Buch zu lesen.

Die Geschichte enthält viele Anspielungen auf bekannte Jugendbücher, deren Kenntnis für das Verständnis der Handlung zwar nicht notwendig ist, doch es ist sicher schön für die Leser/innen, wenn sie das ein oder andere Buch wiedererkennen. Dazu gehören neben „Harry Potter“, „Alice im Wunderland“, „Die ???“ und „Die fünf Freunde“ auch u.a. „Der goldene Kompass“, „Die Nebel von Avalon“ und Roald Dahls „Matilda“. Daneben fallen auch Begriffe, die Kindern unbekannt sein dürften, die aber zum Nachschlagen einladen: Homers Odyssee, der Werther-Effekt oder die Bibliothek des Assur-bani-pal. Wer die Tintenwelt-Trilogie kennt, wird sich vielleicht auch daran erinnert fühlen. Ich würde daher die Altersempfehlung keinesfalls unterschreiten. Meinem Sohn und mir hat es viel Spaß gemacht, ab und zu innezuhalten, so dass ich das ein oder andere erklären konnte. Nun warten wir gespannt auf den zweiten Teil, der im Frühjahr 2025 erscheinen und die Geschichte fortsetzen wird (Teil 1 hat kein in sich abgeschlossenes Ende).

Ich muss zugeben: Bei diesem Buch habe ich mich sofort in das Cover verliebt, obwohl ich eigentlich keine Cover-Käuferin bin. Die magisch-blaue, detailreiche Illustration mit den kleinen Buks ist einfach wunderschön. Auch die beiden Vorsatzblätter auf den Innenseiten der Klappen sind toll gestaltet: Hier sind alle Buks als Porträt verewigt. Ein Lesebändchen und eine beiliegende Charakterkarte zu einem der Buks runden die Ausstattung ab (Unter www.thienemann/buks kann man weitere Sammelkarten zu allen Buks herunterladen). Im Text selbst sind lediglich die Versalien der Kapitelanfänge grafisch gestaltet, und hin und wieder taucht neben dem Text eine kleine Zeichnung eines Buks auf.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer, spannender und inspirierender Jugendroman, und ein ganz wundervolles Plädoyer für die magische Welt der Bücher und die Liebe zum Lesen. Wir freuen uns schon sehr auf den zweiten Teil!