Rezension

Historischer Roman mal anders

Die Reise der Amy Snow - Tracy Rees

Die Reise der Amy Snow
von Tracy Rees

Bewertet mit 4 Sternen

Als Baby wurde Amy Snow ausgesetzt. Mittellos und von allen gehasst wird sie auf dem noblen Hatville Court aufgezogen. Die schöne Tochter des Hauses, Aurelia Vennaway, ist Amys einzige Freundin und der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Als Aurelia jung stirbt, bricht Amys Welt zusammen. Aber Aurelia macht ihr ein letztes Geschenk: Ein Bündel Briefe, das Amy auf Schatzsuche schickt. Einen Code, den nur Amy entschlüsseln kann. Am Ende erwartet Amy ein Geheimnis, das ihr Leben verändern wird. Amy Snow begibt sich auf eine Reise quer durch England.

Meine Meinung: 
Historische Romane können manchmal ziemlich langweilig sein. Das liegt meist daran, dass sehr viele Charaktere eingebaut werden, die in irgendeiner Weise miteinander verwandt oder verbandelt sind. Dazu kommen dann langatmige Szenen- und Landschaftsbeschreibungen, unerwiderte oder verbotene Liebschaften, vorhersehbare Wendungen. Hier erleben wir aber mal einen ganz anderen historischen Roman. 
Amy ist ein uneheliches Kind und wird bei den Vennaways aufgenommen, weil die damals 8-jährige Aurelia einen Narren an ihr gefressen hat. Amy wird daher zu Aurelias Vertrauten und nach Aurelias Tod muss sie die letzten Geheimnisse von Aurelia aufdecken und verheimlichen. Wir begleiten Amy auf ihrer Reise. Einerseits handelt es sich dabei um eine Reise durch verschiedene Städte, aber auch um eine Reise auf der Suche nach Amys Bestimmung. Ich finde hier besonders gelungen, dass wir Amys Entwicklung miterleben und mit ihr zusammen erleben, was für eine Person sie selbst sein will. Dabei ist dieser historische Roman so viel anders als andere, weil man sich hier viel mehr in der Zeit der Geschichte wiederfindet. Die Autorin hat unglaublich gut recherchiert und auch der Sprechstil in dieser Geschichte ist absolut glaubwürdig. Oftmals erlebt man es ja, dass zu Beginn ein originalgetreuer Schreibstil der Zeit angefangen wird und dieser nachlässt. Das war hier überhaupt nicht der Fall. Darüber hinaus bietet dieser historische Roman mit der Schatzsuche mal einen ganz anderer Inhalt. Dazu kommen dann noch sehr viele verschiedene Charaktere, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben und alle auf ihre Art liebenswert sind.

Ich ziehe dennoch einen Stern ab, weil ich viele Passagen leider viel zu lang fand. Meiner Meinung nach hätte man einige Szenen und auch einige Charaktere komplett streichen können, weil sie einen in der Geschichte irgendwie nur aufhalten. Da gleicht die Geschichte dann doch wieder herkömmlichen historischen Geschichten und genau das finde ich bei den meisten auch etwas ermüdend, weil sie sich mit unnötigen Szenen oder Charakteren aufhalten. Darüber hinaus muss ich sagen, dass ich das Ende nicht überraschend finde, auch wenn es mich zufrieden stellt. Ich vergebe daher 4 Sterne, die insbesondere in der neuen Art des historischen Romans begründet liegen. 

Fazit:
Mit der Schatzsuche, dem Schreibstil und der guten Recherchearbeit erfindet Tracy Rees das Genre neu. Für mich kommt sie mal mit einem ganz anderen historischen Roman daher und überrascht mich an der ein oder anderen Stelle sehr. Die Geschichte war sehr glaubhaft, die Charaktere sehr facettenreich. Leider gibt es aber auch einige sehr langatmige Passagen, die den Leser aufhalten und ermüden. Ich vergebe daher 4 Sterne!