Rezension

Berührend, dramatisch und einfach nur unglaublich schön

Ein anderes Paradies
von Chelsey Philpot

Von dem einen auf dem anderen Moment ist sie einfach da: Julia Buchanan, die schon so viel Leid ertragen musste, aber trotzdem so viel Freude in Charlottes Leben bringt. Jetzt heißt es Julia und Charlie gegen den Rest der Welt. Immer mehr rutscht Charlotte in ein Leben rein, dass sie sich nie erträumt hätte. Ein Leben mit Ferienhaus auf Nantucket, mit übertriebenden Partys und einem zum dahinschmelzenden Bruder der besten Freundin. Doch nicht nur Sebastian hat ihr Herz gestohlen, sondern die ganze Familie Buchanan. Unbedingt möchte Charlotte eine von ihnen sein, doch ist das alles nur eine funkelnde Fassade?
Ein anderes Paradies war genau so und gleichzeitig auch komplett anders wie ich es mir vorgestellt hätte. Angefangen mit den Protagonistin hätte Julia sehr eine von John Green erschaffene Figur sein können. Voller Hoffnung, jedoch auch mit tiefer Trauer und düsternden Gedanken, die sich nicht durchschauen lassen. Julia war gleichzeitig lebensfroh und aufgeweckt, aber auch niedergeschmettert und vom Leben gezeichnet. Dieser Kontrast in ihrer Persönlichkeit macht sie zu einer ganz außergewöhnlicher Protagonistin, über die man gerne mehr erfahren möchte. Charlotte dagegen versteckt sich lieber in Julias Schatten. Sie ist mehr eine stille Beobachterin als eine großere Rednerin, immer in Gedanken versunken. Und um auch nichts zu vergessen, sammelt sie Erinnerungen in ihrer Andenkenkiste oder hält sie in ihren Kunstwerken fest. Auch wenn sie sich sehr stark von Julia lenken lässt, kann auch sie nicht ganz hinter die Fassade dieses so gegensätzlichen Mädchens schauen. Trotzdem versteht sie Julia wie keine andere und zusammen bilden sie ein absolutes Dreamteam. Als Leser hat man das Gefühl in ein Geheimnis eingeweiht zu werden,dass man nicht weitererzählen soll. Man wird ein Beobachter und auch Bestandteil einer Freundschaft mit eigenen Insiderwitzen, die nur wenige verstehen, man selbst gehört aber zu den Personen, denen dieses Privileg zu Teil wird.
Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil den Leser in ihrem Bann zu ziehen und obwohl nicht immer irgendetwas besonders Ereignisreiches passiert ist, wurde die Geschichte trotzdem nie langweilig. Die Idee, die der Geschichte zu Grunde liegt, ist vielleicht nicht neu oder einmalig, aber einfach originell und authentisch verfasst, so dass man das Gefühl hat, man würde die Geschichten echter Menschen lesen, denen genau das in ebendieser Sekunde widerfährt.
Und während man am Anfang noch nicht wusste, wie einem geschieht, wurde es von Seite zu Seite dramatischer, mit einem Ende bei dem ich wirklich Tränen in den Augen hatte. Auch wenn es nicht das typische Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End ist, hat das gewählte Ende doch seine ganz eigene Magie, die mich zwar immer noch berührt und  mit ihrer Wendung überrascht hat, aber dennoch zufrieden, wenn auch erstaunt und ein wenig betrübt, das Buch hat schließen lassen.