Rezension

Brisante Einblicke in die schillernde Welt der Finanzen

Die Zentrale
von Veit Etzold

Bewertet mit 3 Sternen

Erschossen in der U-Haft! Alle Indizien deuten auf Suizid. Aber wie kommt er hier drin an die Waffe? „SCHULD“ – ist dieses in seinem Arm eingeritzte Wort ein Schuldeingeständnis oder was will er posthum damit sagen?

So dramatisch wie rätselhaft beginnt „Die Zentrale“, der zweite Band der Thriller-Reihe um Laura Jacobs. Veit Etzold gewährt seinen Lesern einen tiefen Blick hinein in die Abgründe der nach außen so schillernden Finanzwelt. Und der Ex-Banker weiß, wovon er schreibt.

Nach den ersten dramatischen Seiten führt der Autor ein in die Welt der Finanzen - gut verständlich für all jene, die sich damit beschäftigen. Jedoch finde ich diese Ausführungen zu langatmig, ein kurzer Abriss dessen hätte vollauf genügt. Wer sich mit Wandelanleihen, mit Leerverkäufen und dergleichen auskennt, liest Bekanntes und denjenigen, denen die Investments in seiner Vielfalt nichts sagen, wird die Materie zu trocken und nichtssagend sein.

Bald jedoch geht es um raffiniert ausgetüftelte Bilanzfälschung, die sich ein normaler Bankkunde nicht ansatzweise vorstellen kann. Abgründe tun sich auf und Laura ist nicht nur dabei, sie ist mittendrin, wird immer tiefer hineingezogen in undurchsichtigen Machenschaften. Sie wird benutzt und nicht nur sie, auch ihr Umfeld scheint vor gewissen Individuen nicht gefeit zu sein. Sie arbeitet für die BGW Bank in Berlin und wird in die Zentrale nach Frankfurt versetzt. Ein beruflicher Aufstieg, zu dem die ehrgeizige Laura nicht nein sagen kann.

Die private Laura bleibt blass, ihr Angetrauter ebenso. Auch all die Charaktere um sie herum betrachte ich eher aus der Ferne, keiner kommt mir nahe. Die Story beginnt rasant, fällt mit der zu trockenen Erklärung rund um das Bankwesen ab, um dann wieder anzuziehen. Der anfängliche Suizid bleibt nicht der einzige, es folgen weitere Todesfälle und bald fällt der Verdacht auf Laura. Eine junge Frau gegen den Rest der Finanzwelt, die zwar nicht unbeschadet daraus hervorgeht und doch allen Widrigkeiten trotzt – so kommt sie mir zuweilen vor.

„Allein gegen das System“ – so der Untertitel. Dieser Alleingang ist gut und fesselnd ge- und beschrieben, Veit Etzold versteht es, seine Leser in die Story hineinzuziehen. Der Anfang hat mich gleich gepackt. Trotz meiner Kritik habe ich „Die Zentrale“ am Stück gelesen, den abschließenden dritten Band möchte ich nicht versäumen.