Rezension

Das Winter-Mädchen

Die treue Freundin -

Die treue Freundin
von Lisa Unger

Bewertet mit 3 Sternen

Der Name der Autorin war mir unbekannt. Lisa Unger. Klingt deutsch. Und dann noch ein Thriller mit einem Titel, der erst einmal total alltäglich und deshalb besonders erscheint! Das Cover gefiel mir auch – das Blutrot der Hagebutten und die düstere Ausstrahlung. Das waren alles Gründe, die mich dazu brachten, das ich "Die treue Freundin" lesen wollte.

Die Geschichte indes machte es mir nicht leicht. Ich erwartete lt. Ankündigung einen Thriller, zumindest einen Psychothriller. Zu welchem Genre ich dieses Buch einordnen soll, ich weiß es nicht. In der Hauptsache geht es über die immerhin mehr als 500 Seiten um die Traumabewältigung sowohl von Hank als auch von Rain. Diese beiden erlebten als 12jährige gemeinsam mit ihrer Freundin Tess eine äußerst gewaltsame Entführung, die das junge Mädchen nicht überstand. In der Gegenwart wird ihr Peiniger Kreskey das Opfer eines Serientäters und in seinem Haus umgebracht. Der Beginn zu einer Reihe an Rachemorden!

Rain, inzwischen verheiratet und Mutter eines kleinen Mädchens, möchte wieder in ihren Beruf als ehemals erfolgreiche Journalistin einsteigen. Ausgerechnet mit einer Reportage über diesen Mord und seinen Hintergründen...

Das Buch läßt sich lesen, keine Frage, aber der Lesefluß wird immer wieder unterbrochen durch die mich sehr nervenden langen Absätze über Rains Ehe, ihre Rolle als Mutter und der baldige Wiedereinstieg in den Beruf. Dazu kommt der zwanghafte Drang Rains zur Überwachung ihrer Privatsphäre. Sie scheint zu schwanken zwischen Pedanterie und Perfektion. Ein zusätzlicher Konflikt? Aus der Ich-Perspektive erfährt man von Hank, der inzwischen sehr erfolgreich als Kinderpsychiater arbeitet. So war ich auch bald im Bilde, wer hinter den Verbrechen der Gegenwart steckt. Leider kommen die Erzählstränge nicht in der Weise zusammen, die mich von den Gedanken dahinter überzeugen konnten. Ich empfand es als zu diffus, zu traumatisch. Die Rätsel bleiben. Ich blickte da nicht durch. Was soll der Titel? Ist mir auch nicht klar genug herausgekommen!

Hin und wieder blitzen ganze Abschnitte voller kluger Gedanken auf. Einiges hat mir sehr gut gefallen. Bringt nur leider den sogenannten Thriller nicht voran.

S. 276

„ Wir können nicht mit Logik und dem Intellekt an unser Menschsein herangehen. Wir können nur versuchen, uns selbst zu verstehen, das Zerbrochene zu heilen, die Verletzten wieder stark zu machen.“

 

Fazit:

Überrascht hat mich die Auflösung, in der die Rolle Rains neu aufgedeckt wird. Das Ende der Story ist völlig überzogen, irgendwie unpassend. Es ereignen sich Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann, wie schon an mehreren Stellen vorher.

Ein neuer Rachemord geschieht und man darf wieder rätseln, wer das getan hat.

 

Es war eine Story, die man lesen kann ohne nach Logik zu fragen! 3 von 5 Sternen!