Rezension

Ein Thriller-Highlight

Krähentage -

Krähentage
von Benjamin Cors

Bewertet mit 5 Sternen

„Krähentage“ von Benjamin Cors hat einfach alles, was man sich von einem anspruchsvollen Thriller wünscht: eine grausige Mordserie, ein perfides Katz-und-Maus-Spiel, eine kompetente Ermittlungstruppe mit Ecken und Kanten und jede Menge Spannung. Mit diesem Buch ist dem Autor wirklich ein großer Wurf gelungen.

 

Die gerade erst etablierte Gruppe 4 zur Aufklärung von Serienstraftaten hat keinen leichten Start: Direkt am ersten Arbeitstag macht sich ein gewiefter Serienmörder ans Werk, der für kurze Zeit die Identität seiner Opfer annimmt und ihre Leichen ausgehungerten Krähen zum Fraß vorwirft. Die Ermittlungstruppe um Jakob Krogh und Mila Weiss tritt auf der Stelle: Es mangelt an verwertbaren Spuren, der Täter scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, und zusätzlich sitzt ihnen der Staatsanwalt im Nacken und ihre Ressourcen werden durch eine parallel laufende zweite Ermittlung gebunden. Mit jedem neuen Opfer wächst die Verzweiflung – ist diesem Mann überhaupt beizukommen?

 

In „Krähentage“ geht es nicht so sehr um die Jagd nach dem Mörder, sondern vielmehr um das Wie: Wie kommt man einem Phantom auf die Schliche? Was sind die Hintergründe seiner Tat? Ab der ersten Seite begleiten wir Lesenden sowohl den Täter als auch die Ermittlungsgruppe – es bestehen keine Zweifel über seine Identität. Bisweilen kommt er Jakob und Mila sogar so nah, dass man die beiden am liebsten durch die Seiten hinweg anbrüllen und auf ihn aufmerksam machen würde. Gerade darin liegt die Stärke des Romans: Benjamin Cors lässt uns den Figuren ganz nahe kommen, und zwar nicht nur Jakob und Mila, sondern auch den anderen Ermittelnden sowie dem Täter selbst. Dabei kommt er weitgehend ohne Klischees aus: Während Jakob und Mila durchaus Anlagen klassischer Figurentypen haben (der Hüter eines dunklen Geheimnisses und die kratzbürstige Supertoughe), durchbrechen sie die stereotypen Verhaltensweisen dieser Figurentypen immer wieder und werden dazu zu echten, nahbaren Menschen, denen man ihre Emotionen wirklich abkauft. Der Autor bedient sich dabei einer Sprache, die für einen Thriller oft ungewohnt poetisch anmutet, gerade dadurch aber eine ganz andere Tiefe entwickelt, als das bei vielen anderen Genrevertretern der Fall ist. Blut und Grausamkeit kommen dabei zwar nicht zu kurz, fügen sich aber organisch in die Handlung ein, ohne voyeuristisch zu wirken.

 

„Krähentage“ ist blutig und hochspannend, zugleich aber ein Thriller mit echter Tiefe, authentischen Figuren und manch einer wahrhaft originellen Wendung. Unbedingte Leseempfehlung!