Rezension

Ein wahrhaft überwältigender High Fantasy-Roman

Crescent City 1 - Wenn das Dunkel erwacht - Sarah J. Maas

Crescent City 1 - Wenn das Dunkel erwacht
von Sarah J. Maas

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman ist nicht mein erster von Sarah J. Maas. Ich kenne bereits »Das Reich der sieben Höfe« und war vor allem vom zweiten und dritten Teil absolut überzeugt. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an »Crescent City - Wenn das Dunkel erwacht«. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob die Autorin es nochmals schaffen würde, mich so zu packen und für ihre Charaktere einzunehmen. Aber was soll ich sagen? Sie hat es tatsächlich geschafft - und den Titel »Queen of Fantasy« wahrhaft verdient! Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Lese- und Hörrunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in »Crescent City - Wenn das Dunkel erwacht«:

»Zwei Jahre ist es her, seit Bryce ihre beste Freundin verloren hat. Zwei Jahre, in denen sie vergeblich versucht hat, Danikas Tod zu überwinden und ihre Rachegedanken zu unterdrücken.

Doch nun hat der Mörder erneut zugeschlagen - und Bryce soll zusammen mit dem Engel Hunt Athalar versuchen, ihn aufzuspüren. Hunt, der als gewissenloser Auftragsmörder berüchtigt ist, und Bryce könnten nicht unterschiedlicher sein - und doch lässt sich nicht leugnen, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Bryce ist klar: Sich auf ihn einzulassen, gleicht einem Spiel mit dem Feuer.

Und während die beiden der Spur des Dämons tief in die Unterwelt der Stadt folgen, entdecken sie eine bösartige Macht, die ganz Crescent City in Schutt und Asche legen könnte.«

Original-Klappentext

 

Meine Meinung:

Erst einmal möchte ich ein paar Worte über dieses wunderschöne Cover verlieren. Auf dem kleinen Vorschaubild kommt es nicht richtig zur Geltung, aber wenn man dieses Buch in der Hand halten kann - wow! (Natürlich ist es mit mehr als 900 Seiten kein Leichtgewicht, aber das störte mich beim Lesen überhaupt nicht.) Die Zeichnung ist unglaublich detailliert gestaltet und wirkt in den Farben Rot, Gold und Weiss sehr edel. Wenn man das Buch aufklappt, kommt nochmals eine so wunderbare Zeichnung zum Vorschein und ein paar Seiten später eine Karte von Crescent City, die uns Leser*innen vor allem am Anfang viel Orientierung bieten kann.

Mit Crescent City hat Sarah J. Maas wieder einmal eine ganz neue, fantastische Welt geschaffen, die nach ihren ganz eigenen Regeln und Gesetzen funktioniert. In der Stadt oder auch in den umliegenden Landesteilen von Pangera gibt es so ziemlich alle Fabelwesen, die wir Leser*innen uns vorstellen können - von (Erz-)Engeln über Kobolde, Fae, Wassermänner, Hexen, Werwölfen, Vampiren, ... Die Stadt ist in verschiedene Bezirke eingeteilt, die jeweils von anderen Wesen regiert oder bewacht werden. An oberster Stelle stehen die Asteri, die über alle Landesteile herrschen und deren Macht niemals angezweifelt wird. Aufgrund dieser neuen und teilweise komplexen Regeln dauerte es eine Weile, bis ich mir nach den Informationen zu Beginn des Buches einen Überblick verschaffen konnte. Aber je weiter ich las, desto vertrauter wurde ich mit dieser neuen und einzigartigen Welt.

Auch bei Bryce Quinlan, der Hauptprotagonistin, brauchte ich eine Weile, um mich mit ihr anzufreunden. Am Anfang des Romans verkörpert sie in meinen Augen das typische Partygirl. Nachts zieht sie mit ihren Freunden um die Häuser, trinkt und nimmt Partydrogen, tagsüber arbeitet sie in einem Antiquitätengeschäft einer Magierin, um sich den ausschweifenden Lebensstil zu finanzieren. Dennoch wird schon in den ersten Kapiteln ihre Verbundenheit zu Danika und dem Wolfsrudel spürbar, was sie mir einiges sympathischer machte. Meine Sympathie für sie steigerte sich im Verlaufe des Buches immer weiter, weil die Autorin sie sehr authentisch darstellte und ich ihre Handlungen, Gedanken und Gefühle grösstenteils mühelos nachempfinden konnte. Bryce Quinlan ist mir also richtig ans Herz gewachsen, und ich bin gespannt darauf, in den nächsten Teilen mehr über sie zu erfahren. :)

Hunt Athalar hatte von Beginn weg gute Karten bei mir. Zwar ermordet er im Auftrag des Erzengels Micah viele Lebewesen, aber es wird schnell deutlich, dass dies keinesfalls freiwillig geschieht. Seit er bei einem Krieg vor über 200 Jahren gegen die Asteri auf der Seite der Rebellion gekämpft und gescheitert ist, muss er anderen Erzengeln wie Micah als Sklave dienen - normalerweise bis in die Ewigkeit. Eine geringe Aussicht auf Freiheit besteht nur, als Micah Hunt in Aussicht stellt, ihn nach einer bestimmten Anzahl Morde gehen zu lassen. Was mir Hunt von Beginn weg sehr sympathisch gemacht hat, ist seine Bereitschaft, für das Gute zu kämpfen, aber z.B. auch seine Unwissenheit in alltäglichen Dingen. Er besitzt beispielsweise ein Handy, hat damit aber bisher nie zum Vergnügen fotografiert, bis Bryce sich sein Handy schnappt und einfach ein paar Fotos macht. Da das Buch vor allem aus Bryce' und Hunts Sicht geschrieben ist, erfahren wir viel über die beiden Protagonisten - aber nicht alles!

Sarah J. Maas hat definitiv auch ein Händchen für Nebencharaktere. Vor allem Danika, Ruhn, Syrinx (Bryce' Haustier - eine Chimäre) und die kleine Feuerkoboldin Lehabah sind mir ans Herz gewachsen. Aber auch sonst lernen wir viele Charaktere kennen, die uns teilweise durch die ganze Geschichte begleiten und die immer mehr Ecken und Kanten gewinnen. Was ich besonders spannend fand, war, dass Sarah J. Maas es geschafft hat, den Figuren sowohl gute als auch schlechte Seiten zu geben - Gut ist nicht nur Gut, und Böse ist nicht nur Böse (na ja, bis auf einige Ausnahmen...). Das, finde ich, ist ganz grosse Kunst.

Und diese Geschichte... Fantasy, Krimi, Lovestory, Mystery und Humor - »Crescent City - Wenn das Dunkel erwacht« vereint alles! Auf über 900 Seiten gibt es nur wenige Verschnaufpausen, weil die Handlung praktisch von Szene zu Szene vorangetrieben wird. Natürlich beschäftigt uns Leser*innen lange die Frage, wer Danikas Mörder ist - und ob Bryce und Hunt es schaffen werden, ihn oder sie zu überführen. Aber gerade, wenn man denkt, dass nun ein etwas ruhigerer Abschnitt mit Ermittlungen, Alltagsszenen, etc. an der Reihe ist, wird man wieder - schwupps! - mitten in eine spannende und unerwartete Szene hineingeworfen. Teilweise dachte ich wirklich, dass Sarah J. Maas die Spitze des Eisbergs schon erreicht hat und keine weitere Schippe mehr drauflegen kann, aber dann schaffte sie es wieder. Wie ist das nur möglich?! WOW! Und obwohl ich wirklich schon viele Bücher, teilweise auch von dieser Autorin, gelesen habe, wäre ich nie und nimmer auf die Lösungen dieser vielen Geheimnisse gekommen. Bis zur letzten Seite habe ich mit Bryce und Hunt mitgefiebert und konnte nicht vorhersehen, was als Nächstes passieren würde. Hut ab für diese Meisterleistung!

An dieser Stelle möchte ich noch eine kurze Warnung aussprechen: Die Szenen im Roman sind stellenweise sehr brutal, werden explizit geschildert und sind definitiv nichts für schwache Nerven! Deshalb würde ich dieses Buch keinen Leser*innen unter 16 oder sogar unter 18 Jahren empfehlen.

 

Fazit:

»Crescent City - Wenn das Dunkel erwacht« ist der erste Teil einer wahrhaft atemberaubenden, spannenden und mitreissenden Trilogie. Ich frage mich ernsthaft, was da noch kommen soll - aber so, wie ich Sarah J. Maas kenne, wird sie es auch bei den nächsten Teilen schaffen, mich mit ihren Geschichten vollkommen einzunehmen und zu überzeugen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf die nächsten Abenteuer von Bryce und Hunt! Für dieses Buch gibt es absolut verdiente 5 von 5 Sternen!